Die Geflügelindustrie in Niedersachsen beschert der Landesregierung neuen Ärger. Gegner von Hähnchenmastställen haben sich mit ihrem Protest direkt an Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) gewandt. Der umstrittene Bau des großen Geflügelschlachthofs in Wietze (Kreis Celle) wird sich außerdem verzögern.
In einem offenen Brief an Regierungschef McAllister kritisierte die Bürgerinitiative Üfingen-Alvesse bei Salzgitter am Montag, dass die Mastanlage für rund 85.000 Tiere trotz gesundheitlicher Bedenken genehmigt wurde. Die Gegner wollen höhere Hürden für den Bau der Ställe erreichen wie etwa verpflichtende Keim-Gutachten zur Abluft der Ställe und den Einbau von Filtern.
Die Staatskanzlei bestätigte den Eingang des Schreibens, in dem die Bürgerinitiative konkrete Fragen an McAllister richtet. Ob er den Brief auch beantwortet, war aber noch unklar.
Im vergangenen Jahr hatten sich noch unter der früheren Agrarministerin Astrid Grotelüschen (CDU) Vorwürfe wegen Tierschutz-mängeln in der Geflügelindustrie Monate lange hingezogen. Der neue Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) will die Haltungsbedingungen nun aber verbessern. Zu dem neuerlichen Protest der Bürgerinitiative wollte sich das Agrarministerium nicht äußern.
Die Bedingungen zur Genehmigung von Hähnchenmastanlagen regeln die Landkreise in Niedersachsen unterschiedlich. Die Grünen fordern einen Baustopp für große Mastställe. Vor allem der geplante Schlachthof in Wietze sorgt seit langem für heftigen Protest. In der Umgebung sollen dann viele Mastställe entstehen. Das Unternehmen Rothkötter Frischgeflügel kündigte nun an, wegen der kalten Wetters verzögere sich der für das Frühjahr vorgesehene Bau bis zum Spätsommer.
Grüne und Linke im niedersächsischen Landtag gehen jedoch davon aus, dass die Pläne des Betreibers nicht aufgehen und der Widerstand in der Bevölkerung zu stark sei. Die Landwirte hielten sich mit dem Bau neuer Hähnchenställe zurück, so dass der Schlachthof nicht ausgelastet wäre, meinte Grünen-Agrarexperte Christian Meyer. „Die Zurückhaltung beim Stallbau ist richtig - andernfalls könnte es viele Hofpleiten geben“, sagte auch die agrarpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Marianne König.
In vielen Regionen Niedersachsens sorgen die großen Ställe für Streit. Im Dezember war in Sprötze im Kreis Harburg eine Mastanlage nach einem Brandanschlag wieder eröffnet worden. In der neuen Anlage können Besucher jetzt durch eine Glasscheibe in den 82 Meter langen Stall schauen.
dpa
Dieser Artikel wurde aktualisiert.