Die Frage muss kurz gewesen sein – und im Grunde war sie auch gar keine. „Kann man da was machen?“, soll Ministerpräsident Stephan Weil seinen Verkehrsminister Olaf Lies am Sonnabend am Telefon gefragt haben. Denn er war seinerseits gefragt worden. Von Gerd-Peter Münden, der das gewaltige Schülerliederfest „Klasse! Wir singen“ organisiert hat, das am Wochenende Zehntausende Sänger und Zuschauer aus der Stadt und dem weiteren Umland in die Tui-Arena an der Messe lockte. Oder zunächst einmal: locken sollte. Denn pünktlich zu den großen Abschlusskonzerten wollte die Stadt Hannover den Messeschnellweg zwischen dem Seelhorster Kreuz und der Anschlussstelle Messe-Nord sperren lassen. Dort sollten in Ruhe Bäume gefällt werden. Für Zehntausende Besucher hätte dies vermutlich den Stau des Jahres bedeutet. Spätstarter unter den Eltern hätten ihre Kinder vielleicht nicht singen hören können.
„Kann man da was machen?“, war also die Frage der Veranstalter an Ehrengast Weil. Der ließ seinen Minister Lies bei der Straßenbauverwaltung des Landes nachfragen. Die Antwort: Man konnte. Noch am selben Tag ging wiederum bei der Stadt ein Anruf der Landesbehörde ein mit der Aufforderung, die Sperrung des Messeschnellwegs für den Sonntag zu streichen. Alles sauber von oben nach unten. Und Hannover hatte plötzlich den Schwarzen Peter.
Hatte die Stadt die Sängermassen bei ihren Sägeplänen nicht im Blick? „Doch, natürlich“, betonte Stadtsprecher Dennis Dix am Sonntag fast trotzig. Die Verkehrsplaner hätten doch allem zugestimmt. Und schließlich habe die Forstverwaltung im Winter immer viel zu tun; vor Beginn der Brut- und Setzzeit müsse alles erledigt sein. Deshalb habe man sich für einen Sonntag im Februar entschieden.
Eine Rechnung ohne Weil und Lies. Die Sperrung hätte laut Stefan Wittke, Sprecher des Verkehrsministers, tatsächlich erhebliche Behinderungen für Anreisende aus dem Norden, Osten und Westen Hannovers bedeutet. Daher habe man der Stadt eine „kurzfristige Anregung im Sinne der Besucher dieser Großveranstaltung“ gegeben.
Ob es ungewöhnlich sei, dass ein Ministerpräsident mal so eben eine von langer Hand geplante Straßensperrung aufhebt, wollten gestern weder das Ministerium noch die Stadt sagen. Ob Hannover durch die spontane Aufhebung der Sperrung außer gespannten Nerven noch weitere Kosten entstanden sind, mag der Stadtsprecher auch nicht sagen: „Berechnungen sind müßig und unmöglich.“ Sicher ist nur: Viele Mitarbeiter der Forstverwaltung kamen gestern plötzlich in den Genuss eines freien, sonnigen Sonntags. An einem der Märzsonntage sollen die Arbeiten nun nachgeholt werden. Wenn sonst nichts los ist – und Weil will.