Der Konjunkturaufschwung in Niedersachsen hat sich rasant fortgesetzt – die Stimmung der Unternehmen ist inzwischen wieder besser als vor der Wirtschaftskrise. Nach einem „historisch beispiellosen Anstieg“ habe der IHK-Konjunkturklimaindikator im vierten Quartal des vergangenen Jahres das Niveau der Boomjahre 2006/2007 überschritten, teilte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hannover am Donnerstag mit. Dies sei sowohl den Exporten als auch einer anziehenden Binnenkonjunktur zu verdanken. Firmen investieren wieder mehr und wollten zusätzliche Mitarbeiter einstellen.
Die gute Entwicklung des Stimmungsbarometers „hat auch uns ein bisschen überrascht“, sagte IHK-Konjunkturexperte Martin Knufinke. Der Konjunkturklimaindikator, der die aktuelle Geschäftslage und Erwartungen von rund 1700 befragten Unternehmen in Niedersachsen widerspiegelt, erhöhte sich im vierten Quartal 2010 um acht auf 131 Punkte. Der bisherige Spitzenwert der vergangenen zehn Jahre hatte im Jahr 2006 bei 126 Punkten gelegen.
Dank zunehmender Auftragseingänge hat sich den Angaben zufolge die Geschäftslage in fast allen Branchen abermals verbessert. Die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen deuteten auf einen selbsttragenden Aufschwung hin: „Wir erwarten in diesem Jahr in Niedersachsen ein Wachstum von 2,5 Prozent“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Wilfried Prewo. „Der private Konsum wird 2011 nach langen Jahren der Stagnation endlich wieder eine Stütze des Wachstums. Entscheidend bleiben allerdings die Impulse aus dem Ausland.“ Asien und auch Südamerika hätten als Standorte für Auslandsinvestitionen weiter an Attraktivität gewonnen. Risiken für den Aufschwung sieht die Kammer allerdings in stark gestiegenen Rohstoff- und Energiepreisen.
89 (Vorquartal: 86) Prozent der Industriefirmen berichteten in der IHK-Umfrage von einer guten oder befriedigenden Geschäftslage. Bei 46 (Vorquartal: 38) Prozent sind mehr Aufträge eingegangen. Stark zugelegt haben die Bestellungen besonders bei Investitionsgüterherstellern – also Firmen des Fahrzeugbaus, des Maschinenbaus oder der Elektrotechnikbranche. Angesichts einer deutlich höheren Kapazitätsauslastung planten 39 Prozent der Industriebetriebe mehr Investitionen, erläuterte die IHK. 22 Prozent der Unternehmen wollten Personal einstellen, während bei ebenfalls 13 Prozent eine Verringerung der Belegschaft erwartet werde. Auch im Bauhauptgewerbe sprachen mehr als 80 Prozent der Firmen von guter oder mindestens befriedigender Geschäftslage, obwohl der Branche der frühe Wintereinbruch im Dezember zu schaffen machte.
Der Handel profitierte davon, dass die Konsumneigung der Kunden Rekordwerte erreicht habe, hieß es. 92 (Vorquartal: 91) Prozent aller Einzelhändler waren mit der Lage zufrieden. 89 Prozent rechnen auch für die kommenden Monate mit einer mindestens zufriedenstellenden Geschäftsentwicklung. Bei den Verkehrsunternehmen ging es ebenfalls aufwärts: Bei 57 Prozent der Firmen nahm das Beförderungsvolumen zu.