Tourismus: Reisebranche hakt auch das Jahr 2021 ab

Die Touristikbranche schreibt nach dem historischen Einbruch im Corona-Krisenjahr 2020 auch die laufende Saison wirtschaftlich weitgehend ab. „Es wäre schon als Erfolg zu werten, wenn wir für den Markt der Reisebüros und Reiseveranstalter rund 50 Prozent des Umsatzvolumens von 2019 erreichen würden“, sagte Norbert Fiebig, Präsident des Reiseverbandes DRV, am Mittwoch in Berlin. Nach dem Rekordjahr 2019 war der Umsatz mit organisierten Reisen im vergangenen Jahr um 65 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro eingebrochen. Damit ist der Umsatz auf ein Niveau von vor 30 Jahren zurückgefallen. Zwar mehren sich die Anzeichen für ein Anziehen der Buchungen insbesondere für die wichtige Sommersaison. „Mit der Aussicht auf Impfungen und mehr Möglichkeiten für Tests steigt auch die Zuversicht, bald wieder verreisen zu können“, sagte Fiebig. Insgesamt aber verharrten die neuen Buchungen auf einem Niveau von gerade einmal 20 Prozent des Volumens zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, als die Dauer der Pandemie noch nicht abzusehen war. Normalerweise werden Urlaube in den ersten Wochen eines Jahres gebucht. Branche fordert Lockerungen von der Politik: Für die Flaute macht die Branche auch die Politik verantwortlich. „Es ist nicht nur unbefriedigend, sondern auch inakzeptabel, dass uns die Politik weiterhin jegliche Perspektiven verweigert“, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW), Michael Frenzel. Die Zeit der Schockstarre müsse nach einem Jahr Pandemie endlich vorbei sein, es seien jetzt pragmatische Lösungen gefragt, die Gesundheitsschutz und Reisen unter einen Hut bringen. „Den Tourismus sicher gestalten statt plump zu verhindern, muss endlich die Maxime sein“, sagte der frühere Tui-Chef. Nach Angaben des DRV buchen die meisten Kunden derzeit Reisen für den Sommer oder für später im Jahr – zum Teil würden bereits Urlaube im nächsten Jahr vereinbart. Die bis Ende April laufende Wintersaison, in die auch die Osterferien fallen, steht nur für 13 Prozent der neuen Buchungen, die bis Mitte Februar eingegangen sind. Fehlende Öffnungsstrategien von Bund und Ländern sowie die große Unsicherheit über Reisemöglichkeiten in den Osterferien ließen viele Kunden zögern. „Nicht nur die gesamte Branche, sondern auch die Menschen brauchen klare und gut planbare Perspektiven“, forderte Fiebig. Vor allem das östliche Mittelmeer ist gefragt: Die Reiseveranstalter erwarten, dass für die Monate April und auch Mai noch kurzfristig gebucht wird, sobald Lockerungen absehbar sind. Für Abreisen in den nächsten Wochen gebe es hingegen nur eine geringe Reisebereitschaft; die Buchungen konzentrierten sich auf wenige Ziele wie etwa die kanarischen Inseln, die Malediven oder Kuba, hieß es. Für den Sommer sind derzeit besonders Flugpauschalreisen für Ziele im östlichen Mittelmeer – etwa Griechenland und Türkei – gefragt. Von Jens Heitmann und Friederike Marx