Keine ICE-Trasse im Auetal? Bürgermeister Kraschewski rät zur Wachsamkeit

„Ich kenne das Auetal. Nach meiner Einschätzung dürfte eine neue Eisenbahntrasse durch das Auetal aufgrund der Topografie und der sehr aufwendigen Ausgleichsmaßnahmen für die Kompensation von Flächeninanspruchnahmen kaum im Betracht kommen.“ Das hatte der parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium, Enak Ferlemann, in einem Brief an die Aktionsgruppe „Auetal in Not“ geschrieben. Die Freude bei den Aktivisten und den Bürgern war groß, aber was ist diese Aussage wirklich wert? „Das Schreiben aus Berlin ist grundsätzlich erst einmal erfreulich, weil es zumindest zum Ausdruck bringt, dass noch keine endgültige Entscheidung über den Trassenverlauf durch den Landkreis Schaumburg gefallen ist“, sagte Bürgermeister Heinz Kraschewski auf Anfrage dieser Zeitung. Großprojekt ICE-Trasse: Was ist der Stand der Dinge? Vielmehr würden noch einmal die Anforderungen an die Trasse im Hinblick auf die Realisierung des Deutschland-Taktes (Geschwindigkeit und Trassenkapazität) aufgeführt und unterschiedliche Aspekte wie etwa topografische Gegebenheiten, Bedingungen für den Güterverkehr, notwendige Flächenverbrauche benannt, die entscheidungserheblich seien. „Das sind aber keine Neuigkeiten“, stellte Kraschewski fest. Bereits im Oktober 2019 beim Besuch der Abordnung aus Kreisvertretern und Bürgermeistern im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) sei dieser Themenkatalog bekannt gewesen. Ob der aktuelle Brief tatsächlich eine Abkehr des BMVI von möglichen Auetal-Planungen sei, bleibe abzuwarten. Die Kernaussage, der Ausbau der Bestandsstrecke erbringe nicht die erforderliche Zeitersparnis für den Deutschland-Takt, ist nicht aus der Welt. Heinz Kraschewski , Bürgermeister „Die Kernaussage, der Ausbau der Bestandsstrecke erbringe nicht die erforderliche Zeitersparnis für den Deutschland-Takt, ist nicht aus der Welt. Wir sollten deshalb wachsam bleiben“, so der Auetaler Bürgermeister. Das sieht auch der Vorsitzende der „ Bürgerinitiative gegen den Neubau der Bahntrasse durch die Gemeinde Auetal“ (BI Auetal), Hendrik Steg, so. „Es ist nett, dass Herr Ferlemann auf die zahlreichen Briefe, Bücher und Geschenke reagiert, die ihm die Aktivisten von ,Auetal in Not’ zugeschickt haben, aber man sollte jetzt nicht davon ausgehen, dass der Neubau der Trasse durch das Auetal plötzlich vom Tisch ist. Auch in der Krise dran bleiben: Die Begebenheiten waren Herrn Ferlemann auch schon bekannt, als er sich dafür ausgesprochen hat. Wir müssen dran bleiben, auch wenn es durch die Corona-Krise etwas stiller um uns geworden ist“, mahnte Steg. Aber das Anliegen der BI Auetal und der Gruppe „Auetal in Not“, die wie Steg betonte, eng zusammenarbeiten, sei durch den Brief einmal mehr in die Öffentlichkeit gerückt worden. „Das ist wichtig für uns. Wir müssen – auch in dieser Zeit – unbedingt in den Köpfen der Politiker und der Bürger bleiben“, so Steg. Von Kerstin Lange

Brief von Ferlemann - Keine ICE-Trasse im Auetal? Bürgermeister Kraschewski rät zur Wachsamkeit