Ortsvorsteher in Westerwald: Nur 52 Einwohner, aber viel Gewerbe

Nur eine Straße gibt es durch Westerwald, die Westerwalderstraße, eine Kreisstraße. „Ja, wir sind ein Straßendorf, aber das sind wir ja gewohnt“, sagt Ortsvorsteher Heinz-Jürgen Pätzel. Tempo 70 darf in Westerwald gefahren werden, denn es ist keine geschlossene Ortschaft, und manche Autofahrer sind schneller unterwegs. „Unfälle hat es in den vergangenen Jahren aber zum Glück keine gegeben“, so Pätzel. Das Leben der Westerwalder spielt sich meist auf den Grundstücken hinter den Häusern ab. „Da ist es ruhig und idyllisch“, so der Ortsvorsteher. Nur zwei Kinder unter 18 Jahren: 52 Einwohner zählt das Dorf, das Durchschnittsalter ist hoch. „Viele sind zwischen 80 und 90 Jahre alt. Nur zwei Kinder unter 18 Jahren leben derzeit in Westerwald“, stellt Pätzel fest, der selbstverständlich jeden Einwohner persönlich kennt und hofft, dass sich junge Familien ansiedeln. Viel zu tun habe er nicht im Dorf. Der Friedhof müsse in Ordnung gehalten werden, was die Gemeinde aber auch „ordentlich erledigt“. Darüber ärgert sich Eschers Ortsvorsteher Heini Tegtmeier Rolfshagen: All das gehört zur Arbeit von Ortsvorsteher Rüdiger Teich Friedrich Gärling wünscht sich neues Baugebiet in Hattendorf „Ich hoffe, im Sommer wird der Friedhofszaun gestrichen, denn das ist dringend notwendig. Sonst ist in Westerwald alles in Ordnung“, so Pätzel. Wünsche der Bürger würden nicht an ihn herangetragen. Lediglich ab und zu würden Gelbe Säcke abgeholt. Eine Besonderheit hat Westerwald aber. In dem kleinen Dorf gibt es erstaunlich viele Gewerbebetriebe. Der Fliesenhandel Röhrkasten ist dort angesiedelt, die Firma Bär Massivbau, Christian Pätzel mit einem Spielhallenbetrieb – und Heinz-Jürgen Pätzel selbst betreibt eine Spedition und Entsorgungsfirma. Außerdem gibt es das griechische Restaurant „Bei Toli“ in Westerwald, das sogar über einen Saal verfügt, und fünf landwirtschaftliche Betriebe. Auch nach der Wahl dabei: Seit etwa 20 Jahren ist Pätzel Ortsvorsteher in Westerwald. Er ist parteilos, das ist ihm wichtig. Wenn er nach der nächsten Kommunalwahl gefragt werde, ob er weitermachen möchte als Ortsvorsteher, dann wolle er zusagen, sagt der 73-Jährige. „Es gibt ja niemanden, der das sonst macht, und es ist ja nicht viel zu tun“, so Pätzel. Allerdings würde er sich nur zur Verfügung stellen, wenn er weiter parteilos bleiben könne. Das sei ihm wichtig. Von Kerstin Lange