Bückeburg: Warum ein Anwohner in Rusbend nur im Winter Fernsehen kann

„Hast du das etwa gestern nicht im Fernsehen gesehen?“ – Sätze wie diesen hört Jörg Edelmann oft. Denn der Rusbender kann nur im Winter Fernsehen gucken. Grund: Ein acht Meter hoher Feldahorn vor seinem Haus stört das Signal seiner Satellitenschüssel. „Sobald der Baum Blätter trägt, sehe ich gar nichts mehr“, ärgert sich Edelmann. Für ihn ist klar, der Baum muss zurückgeschnitten oder gefällt werden – und zwar von der Stadt. Schließlich ist der Feldahorn ein Straßenbaum. Doch die Stadt habe ihm zunächst geraten, einfach Kabelfernsehen zu schauen. „Eine Frechheit“, sagt Edelmann. „Ich habe das Gefühl, dass man mich für dumm verkaufen will. Lesen Sie auch: Die moderne Arbeit eines Bückeburger Schulleiters vor 150 Jahren Schließlich weiß die Stadt doch ganz genau, dass es in Rusbend kein Kabelfernsehen gibt“, sagt Edelmann. Hinzu kommt, dass im Dorf das Internet sehr langsam ist. Das liege an den alten Kupferleitungen, meint Edelmann. Glasfaserleitungen wurden bisher nicht verlegt. „Das Internet reicht nicht aus, um darüber Fernsehen zu schauen“, sagt er. „Da muss man schon Fernsehen über Satellit gucken – und dann geht das noch nicht mal, weil ein Baum stört“, ärgert sich Edelmann über die Stadt. Beim Bauamt ist das Problem bekannt. „Aus unserer Sicht hat der Anwohner aber Möglichkeiten, die Schüssel anders anzubringen – zum Beispiel auf dem Dach. Dann müsste es gehen“, sagt Bauamtsleiter Björn Sassenberg auf Nachfrage. Baum bereits zurückgeschnitten: Darüber hinaus habe der Bauhof bereits den Baum zurückgeschnitten. Das habe allerdings gar nichts gebracht, sagt Edelmann. „Die haben ja kaum was abgeschnitten“, meint er. Die Satellitenschüssel auf dem Dach zu montieren, sei mit großem Aufwand verbunden. Ein Fernsehtechniker habe das schon vor Ort überprüft. „Für mich wird dadurch das Problem nicht gelöst. Ich muss durch mein ganzes Haus Kabel verlegen lassen, viel Geld ausgeben – und in ein paar Jahren ist der Baum gewachsen, und ich sehe wieder nichts mehr“, schimpft Edelmann. Das Bauamt habe ihm bereits mitgeteilt, dass der Feldahorn vor seinem Haus bis zu 15 Meter hoch werden könne. Für Jörg Edelmann ist klar: „Die beste Lösung wäre, wenn der Baum gefällt wird.“ Auch sein Nachbar sei von dem Baum geplagt. Die mächtigen Wurzeln würden die Nutzung des Gartens unmöglich machen – sie seien schon bis an das Haus herangewachsen. Zudem macht man sich Sorgen um den Abwasserkanal. „Wir würden sogar einen neuen Baum auf eigene Kosten pflanzen. Ebenfalls interessant: Kreuzung auf Kreisstraße 1 in Nordholz zu gefährlich? Einen, der nicht so hochwächst und besser in die Siedlung passt“, sagt Edelmann. Ortsbürgermeister Klaus Harmening hat Verständnis für den Ärger. Die Bäume seien zu groß und zu nah an die Grundstücke gepflanzt worden. „Die Stadt sollte den Baum fällen“, meint Harmening. Auch an der Florianstraße gibt es Probleme. Dort hätten die Anwohner mit Massen an Laub zu kämpfen. „So viele Abfalltonnen kann man gar nicht haben, um die Flut an Laub entsorgen zu können“, sagt Harmening. Auch hier müssten seiner Meinung nach zwei Bäume gefällt werden, sagt der Ortsbürgermeister. Beim Bauamt sieht man das anders. Die Bäume seien gesund. „Es gibt keinen Grund, welche zu fällen“, sagt Sassenberg. "Ganz normale Programme schauen": Gerüchte, wonach Edelmann gern auch ausländische Fernsehsender empfangen wolle, dementiert der Rusbender. Das sei der Gipfel der Unverschämtheit, meint Edelmann. „Ich will ganz normale Programme schauen – was soll ich mit ausländischen Fernsehsendern?“ Beim Bauamt will man auf Nachfrage nichts von Problemen anderer Anwohner wissen. Ortsbürgermeister Harmening ärgert sich über die Haltung der Stadt. „Da wird ein Ortstermin ohne die Anwohner und den Ortsrat gemacht – was ist das denn für ein Verhalten?“, ärgert sich der Politiker. Die Bürger müssten schließlich mit einbezogen werden. Die Stadt will nun einen neuen Ortstermin machen, um die Situation zu klären. Edelmann hofft auf eine schnelle Lösung. „Spätestens ab dem Frühling kann ich wieder kein Fernsehen mehr gucken“, sagt er und blickt zu dem Baum vor seinem Haus hinauf. Von Leonhard Behmann