Bückeburg: Wegen Mehrkosten: Hybridrasen für VfR Evensen auf Eis

Die Stadt hat den Einbau eines Hybridrasens für den B-Platz des VfR Evesen am Sportzentrum auf Eis gelegt. Grund sind Mehrkosten von rund 150.000 Euro – beziffert in einem Angebot – gegenüber den bisher geschätzten Kosten von rund 350.000 Euro. Diesen Beschluss habe der Verwaltungsausschuss auf seiner Sitzung am Montagabend mit Mehrheit gefasst, wie Bürgermeister Reiner Brombach auf Anfrage dieser Zeitung aus der nicht öffentlichen Sitzung mitteilte. Das Vorhaben wird komplett zur erneuten Beratung und Beschlussfassung in die zuständigen Fachausschüsse verwiesen und aller Voraussicht nach nicht mehr in diesem Jahr umgesetzt – obwohl im Haushalt für 2021 214.000 Euro eingesetzt sind. Lesen Sie auch: Bückeburg: Frau randaliert in Wohnung Eben diese 214.000 Euro waren offensichtlich das ausschlaggebende Argument für das Ziehen der Reißleine. Denn dieser Betrag war auf einstimmigen Beschluss des Verwaltungsausschusses von Juni 2020 auf eben diese 214.000 Euro gedeckelt worden. Wie Brombach ausführte, sei im Verwaltungsausschuss mehrfach auf diese Deckelung verwiesen und festgestellt worden, dass man „auf keinen Fall“ darüber hinaus gehen wolle, insbesondere von CDU-Fraktionschef Axel Wohlgemuth. Letztlich sei der Ausschuss mit Mehrheit bei der Deckelung geblieben – nicht mehr einstimmig wie noch im Sommer 2020. Wer dagegen gestimmt oder sich enthalten habe, dürfe nicht mitgeteilt werden, wie der Bürgermeister mit Verweis auf die Niedersächsische Kommunalverfassung ausführte. Warum das Angebot um ein Drittel höher liegt als die bisherigen Schätzungen des Gutachters, konnte der Bürgermeister nicht sagen. 350.000 Euro reichen nicht: Er verwies lediglich darauf, dass bereits der VfR darauf hingewiesen habe, dass man mit den 350.000 Euro Gesamtkosten nicht auskommen werde. Nach Informationen dieser Zeitung soll aber Bauschutt in Teilbereichen unter dem Platz der Grund sein. Auf ihm kann kein Hybridrasen verlegt werden, sondern der Platz müsste zunächst ausgekoffert werden. Warum das Vorhandensein von Schutt weder Gutachter noch Verwaltung zuvor festgestellt haben, bleibt offen. Wie Brombach sagte, sei es nicht möglich, von einem Hybridrasen auf einen um circa 50.000 Euro günstigeren Naturrasen umzuschwenken. Ebenfalls interessant: Warum ein Anwohner in Rusbend nur im Winter Fernsehen schauen kann Auch hier liege zum einen der Ansatz dennoch über der Deckelung, zum anderen sei ein Zuschuss des Landessportbundes von knapp 100000 Euro an den Bau eines Hybridrasens gebunden. Der Zuschuss würde also hinfällig oder müsste neu beantragt werden. In den Haushaltsberatungen war eine Gesamtsumme von rund 350.000 Euro beraten und festgezurrt worden: 214.000 Euro seitens der Stadt, 100.000 Euro seitens des Landessportbundes und weitere rund 36.000 Euro als Eigenanteil des Vereins. Um diese Summe hatte es bereits im Sommer 2020 Diskussionen gegeben. Denn entgegen den bis dahin erfolgten Beratungen in den Ausschüssen hatte der VfR Evesen im Herbst 2019 beim Landessportbund eine deutlich höhere Bausumme – rund 600.000 Euro – angegeben, um neben einem Hybridrasen noch Geld für weitere Vorhaben wie eine neue Flutlichtanlage, Ballfangzäune oder aber eine befestigte Bahn zum Warmmachen zu bekommen. Antrag für Flutlicht abgelehnt: Der Antrag des VfR für eine Flutlichtanlage ist übrigens im November 2020 seitens des Sportausschusses abgelehnt worden. „Nicht rentabel“, hatte es damals geheißen. Zudem handele es sich bei dem B-Platz schließlich um einen Trainingsplatz. Dafür reiche die bestehende Anlage aus. Um den Hybridrasen, aber auch den A-Platz nicht mehr mit Trinkwasser bewässern zu müssen, hatte die Stadt im Dezember 2020 Probebohrungen bis zu einer Tiefe von 50 Metern durchführen lassen, um Grundwasser für die Bewässerung zu verwenden. Nicht genügend Grundwasser: Nur: Es wurde nicht genügend Grundwasser gefunden, sodass für eine ausreichende Bewässerung der Bau von Zisternen notwendig wäre – oder aber eine Leitung vom Gevattersee, wie vorgeschlagen wurde. 100.000 Euro hatte der Rat in seiner Dezember-Sitzung als überplanmäßige Ausgabe für die Bohrung genehmigt. Geld, das aus dem Fenster geschmissen worden ist? Dieser Frage widersprach der Bürgermeister. Unabhängig davon, ob ein Hybrid- oder Naturrasen gebaut werde, müssten beide Plätze bewässert werden. Und das sei nach dem bisherigen Stand der Prüfungen günstiger als mit Trinkwasser – und umweltschonender. Der Bürgermeister: „Diese Bohrungen sind nicht überflüssig.“ Von Raimund Cremers