Streit um Friedwald in Gemarkung Baum: Besitzer verärgert über SPD-Ratsherr

Eine Pressemitteilung des SPD-Ratsherren Albert Brüggemann, der mehrere Wochen nach der Abstimmung im Verwaltungsausschuss erneut gegen den Begräbniswald wettert, gießt Öl ins Feuer. „Es ist schon sehr schlechter politischer Stil, demokratisch herbeigeführte Entscheidungen im Nachhinein in Frage zu stellen, nur weil das Ergebnis nicht so ausgefallen ist, wie man es sich erhofft hat“, ärgert sich Waldbesitzer Thomas Weßling im Gespräch mit dieser Zeitung. Auf Gewinn ausgerichtet: Brüggemann hatte argumentiert, dass ein Friedwald „ein auf Gewinn ausgerichtetes Vorhaben“ sei. Anders sei dies nach Ansicht des SPD-Politikers bei den von den evangelisch-lutherischen und bei der reformierten Gemeinde betriebenen Universalfriedhöfen im Stadtgebiet. Zudem sorgte er sich um weitere Umsatzeinbußen bei den Friedhöfen. Schon jetzt seien die Einnahmen für alle Kirchengemeinden stark zurückgegangen, müsse die Stadt Bückeburg die Stadtkirchengemeinde bei der Unterhaltung des Friedhofes an der Scheier Straße mit erheblichen Geldmitteln unter die Arme greifen. Bückeburg: Verwaltungsausschuss stimmt für Begräbniswald im Schaumburger Wald Ehepaar aus Rusbend will „Begräbniswald“ in der Nähe der Wietser Teiche schaffen Weßling lässt die Argumente nicht gelten. Die Nachfrage und somit der Wunsch nach Waldbestattungen würde immer größer werden. Das würden schon jetzt zahlreiche Anfragen bestätigen, meint Weßling. „Da stellt sich die Frage, ob es wohl im Sinne der Wähler ist, die Belange und Wünsche der Bürger außer Acht zu lassen – und außerdem noch eine weitere Einnahmemöglichkeit für die Stadt Bückeburg zu verschmähen? Denn die Stadt Bückeburg erzielt ja bereits Einnahmen aus dem bestehenden Ruheforst – und sie könnte dieses genauso bei unserem Projekt tun“, sagt Weßling. Auch in Hinsicht auf die Umweltverträglichkeit von Begräbniswäldern ist Weßling einer ganz anderer Meinung als Brüggemann. Dieser geht von einer „starken Belastung des Waldes durch die Beisetzung der stark toxischen Totenasche“ und einer „unvermeidbaren Beschädigung des Wurzelwerks der Bäume“ aus. Keine Gefährdung durch Schwermetall: Das sei eine „falsche Behauptung“, sagt Weßling. Das Bundesumweltamt habe dazu bereits Ende 2019 klar Stellung bezogen und einen Bericht veröffentlicht. „Darin heißt es, dass durch Schwermetalleinträge aus Urnen in der Regel keine schädlichen Bodenveränderungen zu erwarten sind und eine Gefährdung der Waldökosysteme durch eine Veränderung der Nährstoffhaushalte als gering angesehen wird“, so Weßling. Der geplante Begräbniswald im Schaumburger Wald und auch der Ruheforst im Harrl würden die aktive Neubewaldung und naturnahe Wiederaufforstung der durch Klimawandel sowie Borkenkäfer zerstörten Waldflächen beitragen, meint Weßling. Alte Eichen- und Buchenwälder würden so nicht der forstlichen Endnutzung zugeführt werden, sondern der Natur als wertvoller Lebensraum erhalten bleiben. „Es wird also aktiver Umweltschutz betrieben“, sagt Weßling. Die Stadt hat eigenen Angaben zufolge die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises um eine Stellungnahme zu den Plänen der Waldbesitzer gebeten. „Ein Ergebnis steht noch aus“, sagt Bauamtsleiter Björn Sassenberg. Erst wenn die Behörde „grünes Licht“ gebe, könnte mit dem Bauleitverfahren begonnen werden, erklärt der Amtsleiter. Von Leonhard Behmann