Warber: Verkauf von technischen Bausätzen der Firma Bengs Modellbau boomt in der Krise

Patrick Bengs, der Inhaber der Modellbau-Firma, war bereits als Jugendlicher ein Bastler und Tüftler. Schon damals baute er Flug- und Schiffsmodelle. An der Drehbank in der Werkstatt seines Vaters gelang ihm der Bau einer funktionierenden Dampfmaschine. Mit großem Interesse erlernte er daraufhin den Beruf des Industriemechanikers. Dieses erste Modell einer Dampfmaschine verkaufte Patrick Bengs bei eBay. Dabei erzielte er mehr Geld, als sein damaliges Lehrlingsgehalt ausmachte. Mit dieser Geschäftsidee gründete er 2003 eine kleine Firma für technischen Modellbau, zunächst nebenberuflich. Das Interesse der Kunden war da, und so wagte Bengs zwei Jahre später den Sprung in die Selbstständigkeit. Bauplan immer dabei: Zusammen mit seiner Frau Carolin, die das Büro betreut, seinem Vater und den beiden Rentnern Karl Winkelhake und Rainer Wittstock, die in Teilzeit angestellt sind, wird diese Firma als reiner Familienbetrieb geführt. Hier werden Metallteile gesägt und gefräst, zu Bausätzen zusammengefügt, verpackt und versendet. Bengs Modellbau bietet Bausätze für Dampfmaschinen, Flammenfresser, Stirlingmotoren und Verbrennungsmotoren an, aber auch Werkzeug und Zubehör. Dazu gibt es einen genauen, vielseitigen Bauplan mit Zeichnungsunterlagen. Teile müssen noch angepasst werden: Diese Modellbausätze sind allerdings nichts für Laien. Technische Kenntnisse und Fähigkeiten sind vonnöten. Die Kunden haben entsprechende Vorkenntnisse und waren Ingenieure, Metallbauer oder Schlosser. Im Rentenalter haben sie nun Zeit und Muße, um sich ein funktionsfähiges, technisches Modell zu bauen. Sie bekommen mit dem Paket alle Teile, die sie benötigen, allerdings muss dann an der heimischen Drehbank noch angepasst und justiert werden. Dieses Tüfteln und Zusammenbauen bringt den Kunden eine unterhaltsame Beschäftigung mit einem abschließenden Erfolgserlebnis. So manches Modell wird weltweit sicherlich in Vitrinen stehen und die Funktionsfähigkeit den Gästen vorgeführt werden. Lesen Sie auch: Dieser ehemalige Kapitän baut Schiffsmodelle im XXL-Format Pakete gehen in die ganze Welt: Bestellt wird bei Bengs aus dem gesamten europäischen Raum, den USA und Australien. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten ist das Interesse groß. Um die Weihnachtszeit verlassen täglich um die 100 Pakete den Betrieb. Patrick Bengs: „Während die meisten im vergangenen Jahr unter Corona stöhnten, hatten wir den ganzen Sommer über gut zu tun. Normalerweise ist dann Flaute, aber nun hatten die Menschen Zeit, ihrem Hobby nachzugehen.“ Die Modellbau-Firma betreibt eine informative Homepage, die auch ihre einzige Werbung darstellt. Die verschiedenen Modelle werden genau beschrieben, es gibt Tipps und Montage-Videos. Bestellt wird im Online-Shop auf der Website. Der Vater macht den Test: Patrick Bengs hat inzwischen 15 Modelle entworfen. Es beginnt mit einer Idee, dann tüftelt und zeichnet er am PC. Anschließend stellt er an der CNC-Fräse die einzelnen Teile her. Daraus baut er sie zu einem Prototyp zusammen. Meistens zwei oder dreimal, immer wieder mit kleinen Verbesserungen. Anschließend legt Bengs den Bausatz seinem Vater vor. Wenn er keine Schwierigkeiten bei der Umsetzung hat, kann das Modell in Serie gehen. Das neueste Modell ist ein Herkules-Kran, der enorme Lasten heben kann. Das Vorbild zu diesem Modell steht im englischen Driffield in East Yorkshire. von Gabi Nachstedt