Archäologe findet römische Denare auf Bauerngut-Fläche in Bückeburg

Auf der Fläche südlich der B 83 am Hasengarten, auf der das neue Logistikzentrum von Bauerngut errichtet werden sollen, ist nicht etwa bereits mit Bauarbeiten begonnen worden. Das ist in den vergangenen Tagen vielfach vermutet worden, weil ein Bagger breite Gräben über die Ackerfläche gezogen hat. Vielmehr handelt es sich um Sondierungsgrabungen. Denn unter der Fläche wird eine Siedlung aus der römischen Kaiserzeit vermutet. Im Vorfeld der Sondierung wurden im Frühjahr auf der Fläche bereits römische Denare gefunden. Bei der Sondierung, die Anfang Dezember losging, erhärtete sich der Verdacht. Gehöft aus der Zeit von 150 bis 350 nach Christus: Es wurde ein weiterer Denar und eine Fibel, also eine Gewandschließe, sowie Überreste im Boden gefunden, die auf ein Gehöft aus der Zeit von 150 bis 350 nach Christus schließen lassen. Das teilte der Kommunalarchäologe Dr. Daniel Lau während eines Ortstermins mit. Wie der Kommunalarchäologe weiter mitteilte, wird die Fundstelle ausgegraben, wenn sich dort noch mehr findet. Es handle sich um ein Kulturgut, das durch den Bau zerstört und daher fachgerecht ausgegraben werden müsse. Der Kommunalarchäologe wörtlich: „Der Fund spricht nicht gegen den Bau, da er denkmaltechnisch nicht so bedeutend ist.“ SN-Redakteurin packt das Schatzfieber: So verlief die Ausgrabung am Lindenbrink in Riehe Ausgrabung am Lindenbrink in Riehe: Erkenntnisse auf den letzten Spatenstich Spuren aus vorrömischer Zeit entdeckt Einer Aussage, der Fachbereichsleiter Björn Sassenberg vom Bauamt der Stadt Bückeburg nicht widersprach. In den Bereichen, wo bei einem Neubau nicht so tief in den Boden gegangen werde, wie bei der Anlegung von Parkflächen ist es nach Angaben Laus auch denkbar, die archäologischen Funde im Boden zu belassen und zu überbauen. Zwei der Denare werden nach der Sichtung durch den Kommunalarchäologen als sogenannte „Faustina“-Denare eingestuft, der Gattin des Kaisers Antonius Pius (86 bis 161 nach Christus, der die Denare zu Ehren seiner Frau prägen ließ, vermutlich um das Jahr 141 und 155/156 nach Christus herum. Der zuerst im Frühjahr gefundene Denar ist wesentlich älter und seitens des Kommunalarchäologen und einem Numismatiker des Niedersächsischen Landesmuseums auf das Prägejahr 62 oder 63 vor Christus eingegrenzt worden. Der Münzmeister ist Lucius Scribonius Libo. Der Fund steht im Zusammenahng mit einem weiteren Denar-Fund in Barkhausen, der 42 vor Christus geprägt wurde. Wie diese 2082 Jahre alte Münze nach Bückeburg kommt, ist eine Frage, zu der Dr. Lau nur Vermutungen anstellen kann. Wahrscheinlich stammt sie aber aus dem Römerlager Porta Westfalica Barkhausen, das 2008 entdeckt wurde und das während der Germanenoffensive in den Jahren zwischen 12 v. Chr. und 16 n. Chr. zweimal Standort römischer Truppen gewesen sein soll, wie Dr. Lau in den Schaumburg-Lippischen Heimatblättern 2-2020 ausführt. Die Denare jüngeren Datums werden dagegen von Dr. Lau einer mehrperiodischen Siedlung am Schacht Barbara in Porta-Nammen verortet. Ein Denar besteht in der Regel aus Silber, im Laufe der Jahrhunderte wurde das Silber aber immer mehr durch minderwertiges Metall wie Kupfer ersetzt. Nach heutigem Wert stellte ein Denar einen Gegenwert von rund 25 Euro dar, später dann nur noch wenige Euro. Wie dem auch sei: Das Gehöft wird vom Kommunalarchäologen nach den bisherigen Funden auf die Jahre zwischen 150 bis 350 nach Christus verortet. Bisher wird von einem Einzelgehöft ausgegangen, das im Laufe der Jahre immer weiter „gewandert“ ist, weil es alle 50 Jahre erneuert werden musste. Darauf deuten Bodenverfärbungen hin, wo unsere Altvorderen Pfosten eingegraben oder eingeschlagen haben. Gehöft von Germanen: Die Gebäude waren in der Regel etwa 20 bis 25 Meter lang und zehn Meter breit. Die Wände bestanden aus Flechtwerk mit Lehmbewurf, das Dach aus Reet. In dem Gebäude waren sowohl Wohnraum, Werkstatt als auch Stall untergebracht. Im Umfeld wurden zudem Siedlungsgruben mit Scherbenresten gefunden, die ebenfalls eine Datierung um 150 bis 350 nahelegen. In dem Gehöft lebten jedenfalls Germanen, keine Römer. Offen ist noch, ob auch eine Werkstatt gefunden wird. Um das und weitere Fragen zu klären, wird voraussichtlich ein weiterer Sondierungsgraben über den Acker gezogen. Die anderen drei haben bereits eine Länge von rund einem Kilometer. Noch im Dezember sollen jedenfalls die Sondierungen abgeschlossen sein, dann geht in den warmen neuzeitlichen Werkstätten an die weitere Auswertung, Kartierung und Archivierung der Fundstücke. Mögliche Grabungen sollten nach Angaben des Kommunalarchäologen möglichst noch in diesem Winter stattfinden. Römer und Germanen locken viele Besucher „Der Fund ist der Hammer“: Archäologen stoßen auf Spuren eines grausigen römischen Soldaten-Tods Die Fundfläche liegt im Bereich eines Hellwegs, einem bereits seit Jahrtausenden genutzten Handelsweg von Minden gen Hildesheim entlang der heutigen B 65. Wegen der Nähe weiterer Siedlungsfunde gehen die Archäologen davon aus, dass es im Bereich des Wesergebirges eine befestigte Burg gegeben haben muss, um diese Einzelgehöfte zu schützen. Wo? Ist bisher nicht bekannt. Wie es rund um die Fundfläche damals vor 1800 Jahren ausgesehen hat, ist offen: Wald ist ebenso denkbar wie Weidewiesen. Neben den Funden aus der römischen Kaiserzeit haben ehrenamtliche Sondengänger eine ganze Reihe Funde aus dem 14. und 15 Jahrhundert bis in das 18. und 19. Jahrhundert hinein gefunden. Sie sind vermutlich mit Dünger aus Klärgruben auf die Ackerfläche gelangt. Münzen, Knöpfe und ein Geschoss: Unter den Fundstücken befinden sich abgeschliffene Kupfermünzen, Knöpfe oder aber Plomben, mit denen Handwerker ihre begutachteten Waren wie etwa Stoffe oder Glas markierten. Auch ein Geschoss wurde gefunden – und der Aufziehschlüssel einer Taschenuhr. Durchgeführt werden die Sondierungen von der Firma Archaeofirm aus Hannover, deren Chef Tobias Koremba ebenso Rede und Antwort stand wie Grabungsleiter Markus Brückner. Unterstützt werden sie von einer Reihe von zertifizierten Sondengängern. Nicht nur am Montag war Willi Köster aus Ahnsen vor Ort, der bereits mehrere Dutzend Fundstücke gesichert hat. Zwei der Denare wurden von Robby Enders aus Stadthagen gefunden. Bezahlt werden die Sondierungen und die möglicherweise folgenden Ausgrabungen vom Bauherrn, also Bauerngut. Von Raimund Cremers