Bückeburg: Kommt die Multifunktionsanlage doch an die Herderschule?

Als Alternative wird jetzt das Konzept verfolgt, dezentrale Jugendtreffpunkte verteilt über das Stadtgebiet zu schaffen. Als Erstes sollen im Bereich der Jugendfreizeitstätte zwei von Jugendlichen geforderte Fitnessgeräte aufgebaut werden, 12500 Euro sind dafür im Haushalt 2021 veranschlagt. Überlegt wird, in den Folgejahren einen Basketballkorb samt gepflasterter Fläche an der Skateranlage und/oder eine Slackline am Spielplatz Lilienweg zu bauen. Auf der Tagesordnung stand das Thema, weil zum einen die Freien Wähler (FW) wissen wollten, was aus ihrem Antrag vom August 2018, beziehungsweise Mai 2020 geworden ist, bei der Suche auch das Gelände der ehemaligen Herderschule mit einzubeziehen – neben dem Vorschlag „An der Gasanstalt“, im Sanierungsgebiet Windmühlenstraße und im hinteren Bereich der Jugendfreizeitstätte in Richtung Bahngleise. Ratsherr Andreas Paul Schöniger (FW): „Der Antrag hat offensichtlich lange in Verwaltungsschubladen geschlummert.“ Zum anderen verwies Fachgebietsleiter Christian Schütte auf ein im Sommer stattgefundenes Gespräch des Arbeitskreises „Kinderspielplätze“: Die Multifunktionsanlage habe sich wegen einer fehlenden Fläche nicht realisieren lassen. Daher sollen es nun dezentrale Angebote richten. Über Öffnung von Sportplätzen muss nachgedacht werden: Wie Schöniger erläuterte, sehe seine Fraktion den alten Schulhof der Herderschule als geeignet an, trotz der hinlänglich bekannten Müllproblematik einer alten Hausmülldeponie unter der Fläche. Er erinnerte an ein inzwischen stattgefundenes Grundwasser-Monitoring. Er hätte sich gewünscht, dass auf den Vorschlag eingegangen worden wäre. Er habe von Alternativen gehört, so Schöniger weiter, dass ein weiterer Versuch im Bereich des Adolfinums gestartet werden könne, weil dort ein Wechsel in der Leitungsposition anstehe. Die Ausschussvorsitzende Iris Gnieser (CDU) verwies darauf, dass die Politik mit der damaligen Entscheidung für den Standort am Adolfinum „ein klares Zeichen“ gesetzt habe. Dieses Vorhaben sei „in letzter Minute von der Leitung gekippt worden“. Es sei viel Zeit und Energie hineingesetzt worden. Man sei auf dem Weg. Generell betonten Redner im Ausschuss, dass an der Multifunktionsanlage festgehalten werde. Ratsherr Wilhelm Klusmeier (Grüne): „Die ‚Mufu’ darf nicht vom Tisch sein. Wir müssen Plätze finden, wo Jugendliche sich aufhalten können.“ Außer über Schulhöfe müsse auch über die Öffnung von Sportplätzen nachgedacht werden, wie etwa dem zentral gelegenen Dr.-Faust-Platz. Schöniger: „Die Multi-Sportanlage muss sein.“ Pastor Jan-Uwe Zapke als sachkundiger Bürger: „Wo befinden sich Kinder und Jugendliche? Eine entscheidende Frage für die Zukunft.“ Lesen Sie auch: Multifunktionsanlage: Tut sich noch etwas? Wann wurden die Jugendlichen befragt? Entsprechend wenig gab es denn auch an dem Vorschlag des Arbeitskreises und der Verwaltung der dezentralen Jugendtreffpunkte auszusetzen. An der Jugendfreizeitstätte (JFS) soll es mit zwei Sportgeräten losgehen, einem Reck und einer Fitnessbank. Geräte, die als Wünsche von Jugendlichen und der JFS geäußert worden seien, wie Ratsfrau Sandra Schauer (SPD) sagte: Heute würden sich „Jungs über ihren Körper definieren“. Gerade in Zeiten von Corona und angesichts der Schließung vieler Einrichtungen seien solche Angebote sehr gefragt, wie auch der kürzlich in Minden eingerichtete Fitnesspark zeige: „Der ist stark frequentiert.“ Zapke bezeichnete es als „gut“, dass es endlich eine Alternative gebe, „nicht nur digitale Geräte“. Das Vorhaben sollte schnellstmöglich umgesetzt werden. Eventuell könnten mit dem Angebot zusätzliche Besucherströme zur JFS gezogen werden. Da die Fläche im städtischen Besitz sei, könne schnell gebaut werden, sagte Gnieser. Woanders gebe es mehr Aufwand, etwa wegen der Einhaltung von Lärmvorschriften. „Ein guter Weg, um anzufangen“, gab Ratsfrau Johanna Harmening (SPD) die allgemeine Stimmung wieder. Es wird also gebaut – vorbehaltlich, dass die veranschlagten 12500 Euro nicht dem Streichstift der Haushaltsberatungen zum Opfer fallen. Diskussionen gab es im Ausschuss noch über die Frage, wann die Befragung der Jugendlichen durchgeführt worden sei, wie Schöniger wissen wollte. Schauer verwies auf den Arbeitskreis, die Fachgebietsleiter sowie auf Nachfragen in der JFS und bei Jugendlichen. Der Vorsitzende des Stadtjugendringes, Christoph Struckmann, teilte in diesem Zusammenhang mit, dass eine Jugendbefragung gestartet werden solle, sobald es die Corona-Lage zulasse. Derzeit habe es wenig Sinn, da Schulen ausgelastet seien und erst wieder in „einen normalen Modus kommen müssten“. Die bislang letzte Jugendbefragung in Bückeburg stammt aus dem Jahr 2012. Mülldeponie unter dem Schulhof: In den vergangenen Jahren ist wiederholt darüber diskutiert worden, die Multifunktionsanlage auf den nicht mehr genutzten Schulhof der Herderschule zu bauen. Dies scheiterte immer wieder daran, dass sich in Teilbereichen des Schulgeländes – hinüberziehend auf den Neumarktplatz – unter der Oberfläche eine ehemalige Hausmülldeponie befindet, deren Sanierung einst mit mindestens fünf Millionen Euro beziffert war. Bereits die Herderschule musste daher auf Betonpfählen gegründet werden, die damals bis zu sieben Meter tief durch den Deponiekörper hindurch und auf tragendem Grund geführt werden mussten. Dies geht aus einem Schreiben des Landkreises hervor, der Eigentümer des Geländes ist. Zur Nachnutzung des Schulhofes wird ausgeführt, dass die Stadt aufgrund dieses schwierigen Untergrundes von dem Vorhaben Abstand genommen habe, da die Entwässerung beziehungsweise Drainage nicht oder nur schwer umsetzbar wäre. Der Aushub von Einzelfundamenten müsse als Sondermüll entsorgt werden. Es sei zu erwarten, dass der Untergrund nicht die für die Multifunktionslage erforderliche Standfestigkeit habe. Ratsherr Andreas Paul Schöniger (FW) schlägt daher vor, den Schulhof abzufräsen, mit einer neuen Asphaltschicht zu versehen und Basketballkörbe aufzustellen. Dafür ist er in Gesprächen mit dem Landkreis. Lesen Sie auch: Kritiker befürchten zu viel Lärm von Raimund Cremers