Bückeburg: Pilotprojekt "Shared-Space" soll Innenstadt attraktiver machen

Mit einem Pilotprojekt wollen heimische SPD- und Grünen-Politiker die Lebensqualität in der Innenstadt steigern und gleichzeitig den Einzelhandel stärken. Dafür sollen schon im Sommer die Schulstraße und der obere Teil der Langen Straße zu einer sogenannten Shared-Space-Zone werden. Auf einer derartigen Straße bewegen sich Fußgänger, Fahrräder und Autos ohne Trennlinien und Verkehrsschilder gleichberechtigt. Es gibt keine abtrennenden Gehwege oder Fahrstreifen. Bäume, Bänke und andere Sitzbereiche sollen den Verkehr zudem entschleunigen. Bückeburger Niederung: 108 Hektar mehr für den Naturschutz Attraktive Innenstädte seien „das Herz jeder Stadt“, erklärt SPD-Politikerin Sandra Schauer. „Sie sind nicht nur Einzelhandelsstandorte, sondern lebenswerter Freiraum und Treffpunkt für Jung und Alt. Städte müssen ihre Straßen und Plätze so gestalten, dass es die Menschen in die Innenstädte zieht, wo am öffentlichen Leben teilnehmen und öffentliche Räume als Treffpunkte nutzen können“, erklärt die Ratsfrau. Für das Projekt wollen SPD und Grüne den Verkehr auf der Schulstraße und auf dem oberen Teil der Langen Straße auf 20 Kilometer pro Stunde „beruhigen“. Man wolle nicht den Fahrzeugverkehr gänzlich aussperren und weiterhin Auto- und ÖPNV-Verkehr ermöglichen, aber den Verkehr für Fußgänger und Radfahrer sicherer gestalten und den Verkehrslärmpegel deutlich senken, sagt SPD-Ratsherr Albert Brüggemann. Einige Parkplätze wollen die Politiker zudem in Aufenthaltsbereiche umgestalten. Dafür sollen Möbel zum Sitzen und Stadtgrün gepflanzt werden. Letzteres sei besonders vor dem Hintergrund des Klimawandels wichtig, denn: „Bäume sorgen bei steigenden Temperaturen im Sommer durch den Verdunstungseffekt und Schatten für Abkühlung der Umgebung um zwölf Grad Celsius und verbessern so auf natürliche Art und Weise die Qualität des Stadtraumes“, sagt Schauer. Da das Pilotprojekt zunächst eine sechsmonatige Testphase durchlaufen soll, in der Erfahrungen und Meinungen der Bürger gesammelt werden sollen, wollen die Politiker die Aufenthaltsbereiche „mobil gestalten“ lassen. Das besondere Einkaufserlebnis ist es doch, das die Städte und Gemeinden dem boomenden Onlinehandel entgegensetzen können. Sandra Schauer , SPD-Politikerin Im Innenstadtkern habe Bückeburg mit der Fußgängerzone und dem neu gestalteten Shared-Space-Bereich an der Bahnhofstraße bereits solche Plätze und Orte der Begegnung geschaffen, sagt Fraktionschef Jens Bartling. Aber auch Schulstraße und der obere Abschnitt der Langen Straße seien durch die zahlreichen Einzelhändler, Gastronomiebetriebe, Stadtkirche und Bücherei sowie als Schulweg und Querungsstraße von den angrenzenden Wohngebieten in die Fußgängerzone ebenfalls ein wichtiger Teil des Innenstadtkerns und potenziell gleichfalls Orte der Begegnung. „Allerdings ist hier die Aufenthaltsqualität durch den auf das Auto ausgerichteten Straßenraum und den damit verbundenen hohen Anteil von Durchgangsverkehr gering“, meint Bartling. „Ziel ist es, diesen Bereich aufzuwerten und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, die zum Bummeln und Verweilen einlädt“, sagt Cornelia Laasch, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Mit dem Projekt wollen die Politiker gleichzeitig auch den Einzelhandel stärken und Leerstand entgegenwirken. „Das besondere Einkaufserlebnis ist es doch, das die Städte und Gemeinden dem boomenden Onlinehandel entgegensetzen können“, meint Sandra Schauer. Beispiele für eine temporäre Einrichtung derartiger Aufenthaltsbereiche gebe es in vielen Städten, meinen die Initiatoren. So wurden in Kopenhagen, München und Wien bereits sogenannte „Summer Streets“ eingerichtet. „Fußgängerzonen wurden auf Teilbereichen von Straßen eingerichtet. Restaurants, Bars und Cafés bestuhlen nicht nur die Bürgersteige, sondern auch den Straßenbereich und der Straßenraum wird zusätzlich mit Trogpflanzen und Sitzgelegenheiten, die extra zu diesem Zweck bereitgestellt werden, zu einem Raum der Begegnung ausgestaltet“, erklärt Schauer. Diese Pop-up-Angebote sollten auch in Bückeburg umgesetzt werden, findet die Politikerin, die sich bereits viele Gedanken über die mögliche Gestaltung der beiden Straßen gemacht hat. Genügend Parkmöglichkeiten vorhanden: Ratsherr Albert Brüggemann kann sich zudem vorstellen, dass dort, wo jetzt noch Autos parken, später Musiker, Zauberer und andere Kleinkünstler auftreten. Sorgen, dass die Akzeptanz bei den Bürgern fehlt, weil einzelne Parkplätze in Aufenthaltsbereiche umgewandelt werden, machen sich die Politiker nicht. „Es gibt genug Möglichkeiten, in nächster Nähe an der Stadtkirche und auf dem Dr.-Witte-Platz zu parken“, meint Bartling. Die Stadtverwaltung bereite derzeit alles vor, um in den Sommermonaten einen verkehrsberuhigten Bereich nach dem Shared-Space-Modell einrichten zu können, erklärt der zuständige Fachgebietsleiter Bürgerservice, Lennard Braun-Werdin, von der Stadt Bückeburg. Nach der temporären Testphase sollen Bürger und Gewerbetreibende ihre Erfahrung und Meinung einbringen. Danach soll entschieden werden, ob dieses Konzept auf Dauer Bestand haben wird. von Leonhard Behmann