Bückeburger Bahnhofvorplatz sorgt weiter für Diskussionen: Politik soll entscheiden

Insbesondere beim Senioren- und Behindertenrat stößt das Thema sauer auf. Deren Mitglieder fühlen sich nicht ausreichend informiert, sprechen von einem „Planungsfehler“ und von „absolutem Chaos“. Auch die CDU-Fraktion zeigt sich mehr als unzufrieden mit der Situation und fordert vom Bauamt dringend Nachbesserungen. Die Stadt räumt unterdessen einen Fehler ein. Ideen nicht nachzuvollziehen? : Insbesondere die Verkehrsinsel, die ohne einen Gehweg gebaut worden ist, stößt auf Kritik. Fußgänger, die den Gehweg auf der Nordseite der Straße Am Bahnhof benutzen, müssen nun durch die mit schlammiger Erde gefüllte Verkehrsinsel laufen, wenn sie in Richtung Nordstraße wollen (wir berichteten). Die Stadt will den Fußgängerverkehr auf die Südseite der Straße Am Bahnhof verlegen. Fußgänger müssen dann die Straße Am Bahnhof und die Bahnhofsstraße kreuzen. „Es ist unzumutbar, zweimal die Straße queren zu müssen“, kritisiert Helmuth Groeneveld, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirates. „Man hätte das gleich richtig planen müssen“, meint er. Mehr zum Thema: Neuer Bahnhofsvorplatz in Bückeburg: Wurde der Gehweg vergessen? Beim Bauamt kann man den Ärger nicht verstehen. Man habe extra an den Enden den Gehweg zur Straße hin abgesenkt, sodass auch Gehbehinderte oder Personen mit Kinderwagen problemlos die Straße überqueren könnten, erklärt Bauamtsleiter Björn Sassenberg. Die Idee scheinen offenbar die meisten Fußgänger nicht nachvollziehen zu können – denn: In der für die Bepflanzung vorbereiteten Verkehrsinsel hat sich bereits ein Trampelpfad gebildet. Scheinbar wird die Nordseite des Gehweges doch stärker frequentiert. "Absolutes Chaos": Die Christdemokraten sehen die Barrierefreiheit für Senioren und für Menschen mit Behinderung und die Verkehrssicherheit durch den umgestalteten Vorplatz nicht gegeben. Dies sei für Menschen mit Kindern ein entscheidender Faktor. Es sei zudem es „totaler Unsinn“, den Spaziergängern, die in Richtung Scheier Bruch, Kronenwerke oder Jugendfreizeitstätte unterwegs seien, „einen Wechsel der Straßenseite zuzumuten“, meint CDU-Politiker Axel Wohlgemuth. Das Bauamt hatte angemerkt, dass Fußgänger die Nordseite trotzdem weiter benutzen könnten, indem sie auf der Straße um die Verkehrsinsel herumgingen. Das hält der CDU-Fraktionsvorsitzende für gefährlich. Bei einem Vor-Ort-Termin hatten Politiker der Fraktionen gemeinsam mit Vertretern des Bauamtes die Situation besprochen. Die Fraktionen seien sich uneins, so Sassenberg: „Es gibt für beide Seiten gute Argumente – aber eben auch Gegenargumente.“ Tanja Dreyer, Mitglied des Behindertenbeirates, zeigte sich „entsetzt“ darüber, dass der Termin ohne den Beirat stattgefunden habe. Die neu verlegten taktilen Streifen würden für ein „absolutes Chaos“ sorgen. „Sie hören plötzlich auf und gehen auf der anderen Straßenseite weiter“, kritisiert Dreyer. Auch Helmuth Groeneveld sieht dringenden Klärungsbedarf. „So etwas Gravierendes muss vorher mehr diskutiert werden“, sagt er ärgerlich. Es reiche nicht, ein derart wichtiges Thema nur wenige Sekunden in einer Ausschusssitzung zu besprechen, meint Groeneveld. Der Seniorenbeirat sei nicht ausreichend in die Planung einbezogen worden. „Das hätten wir besser machen können“, räumt Bauamtsleiter Sassenberg auf Nachfrage dieser Zeitung ein. Die Umgestaltung des Vorplatzes sei allerdings zweimal in Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses thematisiert worden. „Die Beiräte hätten sich jederzeit melden und sich die Entwürfe zuschicken lassen können“, so Sassenberg. Nacharbeiten sind möglich: Nun liegt es an der Politik, ob nachträglich noch ein Gehweg in die Verkehrsinsel gebaut wird. Technisch sei das zwar nicht ganz einfach, aber möglich, sagt Sassenberg. „Schwierig deshalb, weil erst ein Kanaldeckel abgesenkt werden müsste – möglicherweise sogar schräg“, erklärt der Amtsleiter. Die Stadt hat zudem die Sorge, dass Autofahrer die Kurven schneiden könnten, wenn die Bordsteine für den Gehweg an der Spitze der Verkehrsinsel abgesenkt werden. „Wir wollen nicht, dass jemand mit seinem Auto Spaziergängern über die Füße fährt“, sagt Sassenberg. Die Fraktionen wollten sich bei der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses noch nicht festlegen und haben um Bedenkzeit gebeten. Bei der demnächst beginnenden Bepflanzung der Insel wird der vordere Bereich vorerst ausgespart – falls doch noch umgebaut werden muss. von Leonhard Behmann