Bückeburgs Bürgermeister Reiner Brombach im Rück- und Ausblick auf 2020 und 2021

Das von der Corona-Pandemie beherrschte Jahr geht zu Ende. Das härteste Jahr ihrer Amtszeit? Ich kann nicht sagen, dass es das Härteste war, aber es war ein einzigartiges, negativ gepoltes Jahr. Sicherlich aber war es ein besonders Jahr, wie wir es in Bückeburg und darüber hinaus noch nie erlebt haben. Wie hat die Stadt die Herausforderungen gemeistert? Wir haben uns über alles sehr sorgfältig Gedanken gemacht, und wie man bislang sehen kann, haben wir die Situation so gut es geht in den Griff bekommen und damit auch gemeistert – sowohl Rat als auch Verwaltung. Alle haben sehr sorgfältig an den Problemen gearbeitet und den Umständen entsprechend das Beste daraus gemacht. Lesen Sie auch: Aktuelle Corona-Lage und Entwicklungen im Landkreis Schaumburg Sie hatten die Unterstützung der Bürger? Hier im ländlichen Raum ist die Bevölkerung äußerst diszipliniert mit ganz wenigen Ausnahmen. Der Dank geht an alle, die mitgewirkt haben, selbst wenn sie einzelne, von oben angeordnete Schritte manchmal nicht nachvollziehen oder verstehen konnten - Schritte, die in sich teilweise ja auch widersprüchlich waren. Nun ist die Corona-Krise nicht nur für die Stadt eine Herausforderung, sondern auch für den Zusammenhalt, das Ehrenamt, das Engagement, für Vereine, Kultur oder die Musik, die gesamte Gesellschaft. Wie hat Bückeburg das bewältigt? In der Krise zusammengestanden? Die Probleme sind noch längst nicht bewältigt. Insbesondere im Bereich der Kultur und des Sports ist bisher nur ansatzweise auf die Pandemie reagiert worden. Die Probleme werden sich sicherlich noch stellen. Aber auch hier gilt: Alle haben eingesehen, dass es nicht anders geht, als die Kontaktbeschränkungen so weit wie möglich einzuhalten, um der Pandemie im Kleinen hier in Bückeburg, aber auch im Großen, gerecht zu werden. Was kann und wird die Stadt tun, um zu helfen, um zu unterstützen? Die Stadt kann nur Rahmenbedingungen ermöglichen. Wir können auf Einnahmen verzichten, die wir ansonsten von Vereinen hätten. Die großen Förderungen für sowohl Kultur als auch Sport oder im sozialen Bereich müssen vom Bund oder Land kommen und sind bislang von dort gekommen. Eine Kommune wäre damit vollkommen überfordert, alleine diese Probleme zu bewältigen. Zum Weiterlesen: Ein Blick auf 2020: Das war gut an diesem Jahr in Schaumburg Einen Teil trägt Bückeburg bei, indem die Stadt auf die Kürzung freiwilliger Leistungen verzichtet hat, um den Haushalt auszugleichen? Es ist meine, es ist unsere Überzeugung, dass eine öffentliche Hand in diesen Zeiten nicht noch zusätzlich durch Sparsamkeit an sich vorrangig zu denken hat, sondern dass sie mit antizyklischen Maßnahmen dem entgegenwirkt, was allen droht. Insofern haben wir Investitionen und freiwillige Leistungen im bisherigen Rahmen aufrechterhalten. Wie lange können Sie das noch, denn der Griff in die Rücklagen ist endlich? Was kommt noch auf die Bückeburger zu, etwa, wenn die Einnahmen aus der Gewerbesteuer weiter zurückgehen? Wir gehen davon aus, dass Steuern, Gebühren und Beiträge in gleicher Form weiter zu zahlen sind und dass diejenigen, die unter dieser Last zerdrückt werden, durch den Bund Unterstützung bekommen. Es geht nicht an, dass die Kleinen nicht unterstützt werden. Das ist von Bund und Land so akzeptiert. Bislang ist das so umgesetzt worden, dass das wirtschaftliche, soziale und kulturelle Leben wieder in Gang kommen kann. Wie lange ein Staat das aushalten kann, vermag ich im Moment nicht zu sagen. Im Moment scheint die Hilfe ausreichend zu sein, obwohl es für den Einzelnen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist, die Anträge so passgerecht zu stellen, dass zumindest das Überleben möglich ist. Aber auch hier sind in erster Linie Bund und Land für die tatsächliche Unterstützung gefragt, nicht die Kommunen. Zum Weiterlesen: Ausgangssperre für Schaumburg noch unwahrscheinlich Neben Corona hat Bückeburg selbst noch Millionen-Investitionen zu meistern: Die Modernisierung der Schulen, derzeit läuft - als erste Schule - die der Grundschule Am Harrl an? Die Modernisierung ist angelaufen und wird genauso aufrechterhalten, wie wir es geplant haben. Das ist unser Teil, dass wir durch Investitionen die Betriebe, die an der Modernisierung arbeiten, mit Aufträgen versorgen, um eben in diesem kleinen Rahmen zu einer Normalisierung der Verhältnisse nach Bewältigung der Corona-Situation beitragen – die sich durch die Impfungen ja abzeichnet. Auch wenn natürlich 14 Millionen Euro für eine Stadt wie Bückeburg viel sind. Einher geht diese Investition mit der Digitalisierung von Schulen, aber auch des Rathauses: Ist Bückeburg da nicht schon zu spät dran? Ich gehe davon aus, dass wir uns mit unseren Maßnahmen sehen lassen können. Alles kann schneller gehen, aber alles sollte auch gut durchdacht sein, damit man nicht Entscheidungen trifft, die sich im Nachhinein als nutzlos oder überflüssig erweisen. Die Digitalisierung in Deutschland hinkt hinterher, aber wir in Bückeburg sind auf gutem Weg, dass keine Lücken entstehen, die wir hinterher nicht schließen können. In einem Bereich, der in den vergangenen Jahren die Schlagzeilen beherrschte, ist eine Konsolidierung zu vermerken: In Kindergarten und Krippen sind genügend Plätze geschaffen worden? Was das Bauliche betrifft, haben wir genügend Plätze im Kindergartenbereich. Im Krippenbereich sind wir mit unseren Maßnahmen sogar zum Teil darüber hinausgegangen. Die Nachfrage ist nicht so hoch, wie wir ursprünglich prognostiziert haben. Lesen Sie auch: Corona-Regeln: Was Silvester in Schaumburg erlaubt ist Da sind Ihnen die Eltern entgegengekommen? Wo die Ursachen für den Nachfragerückgang liegen, wissen wir nicht. Ich gehe aber davon aus, dass der Besuch einer Krippe, würde er vom Land ähnlich unterstützt wie der Kindergarten, dann auch da die Nachfrage steigen würde. Insgesamt: Wir sind auf dem Laufenden. Unübersehbar ist aber auch, dass durch Investitionen in Schule und Kita andere Bereiche, wie etwa Sanierung von Straßen hintenüberfallen? Muss sich der Bückeburger Autofahrer auf noch mehr Schlaglöcher einstellen? Die Straßen in Bückeburg weisen einen recht guten Zustand aus. Wir haben auch dort wieder die Mittel eingesetzt wie in den vergangenen Jahren. Wir müssen auch immer sehen, dass das Geld, das im Haushalt eingesetzt wird, auch im laufenden Jahr verbaut werden kann. Apropos Autofahrer: Wann wird wieder mehr für den Ausbau des Radverkehrs getan? Dieser Bereich hat ein Stiefmütterchen Dasein geführt in den vergangenen Jahren. Radfahren hat insgesamt eine wahnsinnig hohe Zuwachsrate. Im Bereich von Innenstadt und Bahnhof haben und werden wir Abstellanlagen bauen. Im Radwegebau ist richtig, dass durchaus mehr getan werden kann. Hier gibt es aber zum Teil auch gegenläufige Bewegungen, die sagen, dass sie lieber die Straße benutzen. Auch, weil die Räder immer mehr zu Hochleistungsgeräten werden, mit denen man ungern über Radwege fährt, die nicht die gleiche Qualität im Belag aufweisen wie halt die Straße. Zu Ihnen persönlich: Im Oktober 2021 endet ihre Amtszeit? Freuen sie sich schon auf ihre Pension? Selbstverständlich. Ich habe hier immer gerne gearbeitet, aber ich freue mich auch auf die Zeit danach: Alles hat seine Zeit. Nach dann 32 Jahren Bückeburg ist es denn auch an der Zeit, andere Wege einzuschlagen und den Weg frei zu machen für andere. Was werden Sie machen? Klavier spielen? Rachmaninow? Ja, allerdings mehr Chopin. Ich werde weiter Sport treiben und mich fit halten. Und ich werde im Rahmen meiner Juristerei Maßnahmen ergreifen und mich nicht ganz auf das Altenteil begeben. Was geben Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg? Ich kann alle nur auffordern, weiter zum Wohle der Stadt zu arbeiten wie das in den vergangenen 15 Jahren in Bückeburg gang und gebe war: Über alles trefflich streiten, aber hinterher zum Wohle der Stadt eine Lösung finden, die von allen getragen wird. Denn jeder auch Andersdenkende will etwas Positives für die Stadt erreichen. Darin liegt die Aufgabe der Zukunft, die zum Teil gegenteiligen Interessen so abzugleichen, dass eine optimale Situation für die Stadt bestehen bleibt. Wenn Sie einen Wunsch offen hätten am Ende eines solchen Jahres: Was würden sie allen Wünschen? Vorrangig selbstverständlich, dass die Geisel der Pandemie uns endlich wieder verlässt, uns ein normales Leben führen lässt und die Konsequenzen im persönlichen, menschlichen, aber auch im wirtschaftlichen Bereich für alle Menschen vorbeigehen. Und ich danke allen hier in Bückeburg, dass sie sich nahezu ein Jahr lang zum überragend großen Teil sehr verantwortungsvoll und diszipliniert verhalten haben, sodass die Konsequenzen, die jeder Einzelne zu tragen hat, offensichtlich bislang noch tragbar sind. Interview von Raimund Cremers