Corona-Krise in Bückeburg: Hohe Verluste im Hotelgewerbe

Geschäftsreisen gebe es derzeit überhaupt keine und Urlauber kämen nur bedingt, erzählt Harald Strüwe, dem das Hotel Am Schlosstor in Bückeburg gehört und der Mitinhaber der Hotels Brauhaus und Ambiente ist. Für ein Vier-Sterne-Hotel wie das „Ambiente“ sei das ein Problem, schließlich sei es auf Geschäftsreisende ausgerichtet. Doch Strüwe denkt schon weiter. Corona habe die Gesellschaft verändert. „Wer wird in Zeiten von Videokonferenzen noch in Hotels übernachten?“, fragt sich der Hotelier mit Sorge. Auch sonst sei die Bereitschaft bei Menschen, Urlaub oder Restaurantbesuche mit Maske und Sicherheitsbestimmungen zu unternehmen, gesunken. „Die Geselligkeit leidet schließlich unter den Corona-Bestimmungen“, sagt der Bückeburger. Die Zukunft sei sehr ungewiss. „Die alte Normalität wird es nicht mehr geben, und wie die neue Normalität aussieht, wissen wir noch nicht“, sagt Strüwe. Missachtung von Corona-Regeln in Bückeburg: „Rücken an Rücken“ und Mundschutz „unterm Kinn“ Noch immer seien alle Mitarbeiter der Hotels in Kurzarbeit. Die Hotelbranche steckt in einer tiefen Krise. Das macht sich nicht nur durch starke Rückgänge bei Übernachtungen in der ehemaligen Residenzstadt bemerkbar. Allein im April gingen die Übernachtungen um 86 Prozent zurück. Das bedeutet für das Bückeburger Hotelgewerbe schwere Umsatzeinbußen und hohe Verluste. „Wir haben derzeit nicht einmal 30 Prozent des Umsatzes vom Vorjahr“, sagt Strüwe. „Das reicht nicht, um die Fixkosten zu decken.“ Erst ab 75 Prozent sei das der Fall. Ohne Kredite würde es nicht gehen, erklärt der Hotelinhaber. „Hinter dieses Jahr habe ich sowieso schon einen Haken gesetzt.“ Er hofft nun, dass es nächstes Jahr wieder bergauf geht. „Ich hoffe auf einen Impfstoff – vielleicht trägt er dazu bei, dass die Menschen wieder geselliger werden“, meint er. Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga befürchtet bereits eine Pleitewelle. Auch Strüwe geht davon aus, dass viele kleine Hotelbetriebe die Krise nicht überleben werden. Tilgungsaufschübe bei Krediten würden die finanziellen Probleme nur aufschieben und nicht lösen – und Investitionen seien derzeit nicht denkbar. „Trotzdem sind wir sehr dankbar über die Konjunkturhilfen“, sagt Strüwe. Ein paar Gäste sind wieder da: Edgar Miller, Mitinhaber der Hotels Brauhaus und Ambiente registriert derzeit einen leichten Anstieg der Übernachtungszahlen an den Wochenenden. „Das hängt mit dem MPS-Skulpturenpark zusammen“, erklärt Miller. Besucher kämen von weit her, um sich den Skulpturenpark anzuschauen, und würden über das Wochenende bleiben. In der vergangenen Woche hat Edgar Miller zum ersten Mal seit März wieder die Türen des Hotels Brauhaus für Übernachtungsgäste geöffnet. Mitte März hatte Miller die schwere Entscheidung getroffen, das Hotel zu schließen, nachdem kein einziger Gast mehr im Hotel übernachtet hatte. Kurzzeitig lief der Betrieb wie in einem Geisterhotel weiter, dann zog Miller die Reißleine. Ein paar Gäste seien nun wieder da, sagt der Hotelier hoffnungsvoll. von Leonhard Behmann