Kulturverein Bückeburg: Mit Niveau und Anspruch

Der "Info-Flyer" ist Johann Gottfried Herder gewidmet, der von 1771 bis 1776 in Bückeburg als Oberprediger, Konsistorialrat und am Ende auch als Superintendent wirkte. Wobei „Info-Flyer“ durchaus tiefgestapelt wäre. Das sieht auch sein Autor Volkmar Heuer-Strathmann so: Entstanden sei kein Werbeblättchen, sondern eine Kurzinformation mit Niveau und Anspruch. Heuer-Strathmann verzichtet ausdrücklich auf wissenschaftliche Attitüde, obwohl es ihm nicht schwer gefallen wäre, nach langjährigem Quellenstudium mehrere hundert Seiten zu verfassen. Deshalb lag die Kunst im Weglassen. Dennoch bietet das Faltblatt kompakte, unterhaltsam zu lesende Informationen zu Herder, zur Grafschaft Schaumburg-Lippe und ihrer Residenzstadt Bückeburg und natürlich zu Herders Dienstherren, dem Grafen Wilhelm. Nebenbei: Herders Verhältnis zum „Chef“ galt eher als angespannt, umso besser verstand er sich mit dessen Gattin, der Gräfin Maria. In Herders Bückeburger Zeit fällt seine Eheschließung mit Karoline Flachsland und die Geburt ihres Sohnes Gottfried. Doch die junge Familie musste ständig knapsen: Das Salär vom Hof war knapp bemessen, der Arbeitsplan vollgepackt: Gottesdienste in der Stadtkirche, Verpflichtungen bei Hofe, die Aufsicht über die Lateinschulen in Bückeburg und Stadthagen. Über Langeweile brauchte sich Herder wahrlich nicht zu beklagen. Trotzdem entstanden in der Bückeburger Zeit einige der bedeutendsten Schriften der Geistesgröße, die später seinen Ruhm Denker und Reformer mitbegründeten. Der Endzwanziger ist in Bückeburg voller Elan und Schaffenskraft, auch wenn ihn gesundheitlich manches Zipperlein plagt. Herden muss und will schreiben – nicht zuletzt, um die Haushaltskasse aufzubessern. Man dürfe sich Herder in diesen Jahren keineswegs so vorstellen, wie er noch heute als Denkmal neben der Stadtkirche präsentiert wird, sagt Heuer-Strathmann. Das zeigt einen alten, fast verhärmt wirkenden Mann. „Unwürdig“, findet das der Autor. Wehmut in Herders Stimme: Deshalb ist auf der Titelseite des neuen Faltblatts auch ein Bild des jungen Herders zu sehen. Es fügt sich nahtlos ein in die ansprechende Gestaltung mit Fotos und einem kleinen Stadtplan, auf dem seine Bückeburger-Wirkungsstätten eingezeichnet sind. Und es ergänzt optisch perfekt die neu gestaltete Reihe von Infomaterial für Bückeburgbesucher. Wie berichtet war jetzt im gleichen Stil die neue Imagebroschüre der Stadt vorgestellt worden, bereits im vergangenen Jahr erschien ein ebenso ansprechend aufgemachtes Informationsblatt zu Johann Christoph Friedrich Bach. Herder und der Hofmusikus, der zur Unterscheidung vom berühmten Vater Johann Sebastian in der Fachwelt „Bückeburger Bach“ genannt wird, waren übrigens eng befreundet. 1776 verlässt Herder Bückeburg mit Ziel Weimar – anspruchsvollere und imageträchtigere Aufgaben rufen. Doch ein wenig Wehmut klingt in diesem Abschied schon mit. Originalton Herder: „Diese Stadt, dieses Land wird immer in meinem Andenken und Gebet eingeschlossen bleiben.“ Herder und Bach sind zwar keine Söhne dieser Stadt, etwas von ihrem Glanz färbt aber auch heute noch auf Bückeburg ab. Deshalb hat die Tourist-Information auch eine Stadtführung auf den Spuren der beiden bedeutenden Männer ins Programm aufgenommen. Interesse gibt es immer wieder: Erstaunlich viele Kultur-Touristen fragen entsprechende Informationen ab. Und die müssen jetzt nicht mehr wie früher mit einem kopierten DIN A4-Blatt abgefunden werden. Von Karsten Klaus Bückeburg forciert Digitalpakt: Fachplaner entwickelt Medienkonzept Feuerwehr Cammer sucht Grundstück für Neubau

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