Stadt Bückeburg will Artenvielfalt an ihren Straßen und Wegen erhöhen

Mehr Artenvielfalt an Straßen und Wegen, das ist ein Ziel der Stadt Bückeburg. Dafür startet jetzt – im Frühjahr – in Bückeburg der Probebetrieb des im vergangenen Jahr entwickelten Pflege- und Entwicklungskonzeptes für Straßen- und Wegeseitenräume außerhalb geschlossener Ortschaften. Das Konzept ist zunächst auf fünf Jahre angelegt. Wenn sich während der Probephase herausstellt, dass sich bestimmte Maßnahmen nicht bewähren, kann auch im Probebetrieb umgestellt werden. Vorausgegangen ist dem Beginn des Probebetriebes eine umfangreiche Plan- und Konzepterstellung. Im Juli 2020 wurde das Konzept zur Pflege und Entwicklung der Straßen- und Wegeseitenräume durch die Ingenieurgemeinschaft agwa aus Hannover fertiggestellt. Die ursprünglich geplante Einbindung eines interessenübergreifend besetzten Arbeitskreises in die Konzeptbearbeitung musste aufgrund der Corona-Krise auf nur wenige Gesprächstermine begrenzt werden. Lesen Sie auch: „Luca-App“ zur Kontaktnachverfolgung: Scarabeo Bückeburg will mit gutem Beispiel vorangehen Entsprechend dem Beschluss des Verwaltungsausschusses der Stadt Bückeburg im Dezember 2020 wurde die Teilumsetzung des Konzeptes für ausgewählte Wegeseitenräume und Graswege festgelegt. Der Probebetrieb soll über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren laufen und startet in diesem Frühjahr. Artenvielfalt der heimischen Flora und Fauna soll gefördert werden: Mit der Bewirtschaftung gemäß dem vorliegenden Konzept soll durch eine räumliche und zeitliche Vielfältigkeit der Mahd die Artenvielfalt der heimischen Flora und damit auch Fauna gefördert werden. Ebenso sollen die Bedingungen zur Entwicklung einer standortgerechten Dauervegetation verbessert werden. Durch bunte, lebendige Blühaspekte im Frühjahr, Sommer und Herbst kann die Attraktivität des ländlichen Raumes für Tourismus und Erholung gesteigert werden. Ab April wird das Pflegekonzept in den Probebetrieb gehen. Die im Bau- und Umweltausschuss im November 2020 vorgeschlagenen fünf Wege wurden im Gespräch mit den Menschen vor Ort, unter anderem der Ortsteile Scheie und Evesen, ergänzt und final abgestimmt. Circa neun Prozent der Flächen : Insgesamt soll nun auf sieben Graswegen beziehungsweise Wegeseitenrändern durch die geänderten Pflegemaßnahmen die Artenvielfalt gefördert werden. Die ausgewählten Wege stellen nur circa neun Prozent der Flächen dar, für die im Konzept neue Pflegemaßnahmen vorgeschlagen wurden. Denn bei der Bestandsaufnahme durch die Ingenieurgemeinschaft hatte sich herausgestellt, dass eine Vielzahl der im städtischen Besitz befindlichen Straßen und Wege nicht geeignet sind, wie Landschaftsplaner Michael Jürging im Bau- und Umweltausschuss erläutert hatte. Denn nicht alle Seitenräume eignen sich für die Umsetzung des Konzeptes: Sie liegen an Straßen, sind zu schmal – oder ihre ökologische Bedeutung ist zu gering. Auch interessant: Bückeburger Landpartie auf Ende Juli verschoben Daher wurde sich nach Angaben der Stadtverwaltung auf Wege „mit Potenzial“ konzentriert: zwei Wege nördlich von Cammer (Nähe Holzkamp und Vorm Walde), ein zur Riehestraße parallel verlaufender Weg in Nordholz Richtung Meinsen, in Evesen der Hus- Aren-Weg/Bruchstraße, in Meinsen-Warber ein parallel zum Achumer Weg verlaufender Asphalt-/Grasweg sowie zwei Graswege in Scheie (in Verlängerung des Feldweges und in Verlängerung des Grenzweges). Diversifizierung der Mähtermine: Das Pflegekonzept sieht vor, dass es zur Schaffung unterschiedlicher Strukturen und somit Lebensräume eine zeitliche und räumliche Diversifizierung der Mähtermine gibt – nicht mehr alles auf einmal, wie derzeit noch üblich, sondern zu unterschiedlichen Terminen, damit Tiere, Vögel und Insekten in benachbarte ungemähte Lebensräume wechseln können und dort Nahrung und Unterschlupf finden. Insgesamt gibt es vier verschiedene Mahd-Strategien, die den unterschiedlichen Wegetypen zugeordnet sind: Graswege, Radwege, mit einzubeziehende Wege mit Entwicklungspotenzial sowie Wege, die der Naherholung dienen. Die Mähtermine variieren zwischen einmal und dreimal jährlich. Zusätzliche Variationen erfolgen, indem zum Beispiel während der frühen Mahd Ende April/Anfang Mai nur die Mahd des breiteren Randstreifens erfolgt. Ziel sei die Förderung niedrigwachsender Blütenpflanzen sowie von Heuschrecken und Schmetterlingen, wie die Stadtverwaltung ausführte. Die Mahd der gesamten Trasse erfolgt dann zwischen September und Februar, allerdings mit Aussparung einiger Altgrasinseln von circa zehn Meter Länge. Die Lage dieser Altgrasinseln wechselt jährlich. Graswege mit einer Breite von drei bis fünf Metern werden Mitte/Ende Juni vollständig gemäht. Ziel ist es, die Zweitbrut der Feldlerche zu ermöglichen, die derzeit immer weniger Brutfläche findet und zum Beispiel mit „hohen Strukturen“ wie den überhandnehmenden Maisflächen nicht zurechtkommt. Die zweite Mahd dieser Flächen im September/Oktober erfolgt dann nur auf einer Breite von drei Metern. Verbleiben dabei schmale Säume, können diese als Winterquartiere für Insekten und Spinnen dienen. Bei Straßen und Wegen mit einem ökologisch wertvollen Graben im Seitenraum wird sich die Pflege am Unterhaltungsturnus des Grabenkatasters der Stadt Bückeburg orientieren. Falls der Graben gegebenenfalls seltener als jährlich unterhalten wird, sollte dennoch ein ein Meter breiter Streifen am Wegesrand ein Mal jährlich gemäht werden, um die Verkehrsflächen freizuhalten. Ergänzend werde der gegenüberliegende Seitenraum ebenfalls ein Mal jährlich gemäht, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Erste Prüfung nach fünf Jahren: Während die Vorarbeiten von der Ingenieurgemeinschaft vorgenommen wurden, zeichnete für die Bestandsaufnahme und das Pflege- und Entwicklungskonzept das Bauamt in Person der Landespflegerin Daniela Maaß verantwortlich, die seit Herbst 2020 für die Stadtverwaltung arbeitet. Lesen Sie mehr: Stadt will Neubau des Geh- und Radweges an der L 450 in Warber verschieben Welchen Erfolg das Pflege- und Entwicklungskonzept zeitigt und wie stark sich die Fläche verändert hat, wird über mindestens fünf Jahre geprüft. „Vorher ist keine Beurteilung möglich“, sagte Daniela Maaß im Bau- und Umweltausschuss. Dreimal im Jahr werde geprüft. Wenn sich während der Pilotphase herausstelle, dass sich bestimmte Maßnahmen bewährten – oder nicht, solle bereits währenddessen umgestellt werden. von Raimund Cremers