Unterwegs mit der Spurensuche-App in Bückeburg und Eilsen

Seit gut 20 Jahren trägt die Arbeitsgruppe „Spurensuche“ der Schaumburger Landschaft Informationen, Dokumente und Fotos von Zeugnissen der Kulturgeschichte und der historischen Landnutzung zusammen. Doch es sind nicht nur bekannte Baudenkmale, die berücksichtigt werden. Vielmehr liegt das besondere Augenmerk der Ehrenamtlichen auf vermeintlichen Kleinigkeiten am Wegesrand, die dem Betrachter sonst entgehen würden. Im Laufe der Jahre ist so ein riesiger Datenbestand zusammengekommen, der unter anderem in Form von Themenpostern oder Info-Blättern zu Ortsspaziergängen (analog) publiziert wurde – und der jetzt auch in Form einer Smartphone-App digital nutzbar ist. Bei einer „Geburtstagsfeier“ der Spurensucher im Landesarchiv in Bückeburg wurden ihre Verdienste um die Schaumburger Kulturlandschaft bereits ausführlich gewürdigt. Spannende Tourenvorschläge: Ein wenig zu kurz kam dabei der neueste „Coup“ der Arbeitsgemeinschaft: Über eine Smartphone-App haben nämlich technikaffine Heimatfreunde und Gäste im Schaumburger Land neuerdings zugriff auf die Datenbank. Wie Dr. Bernd Zimmermann, bei der AG für Digitales zuständig, erläuterte, wurden die bisher publizierten Spuren vom Wegkreuz bis zur Dorfschule mit einer digitalen Karte kombiniert. Zoomt man diese heran, hat man Zugriff auf Information zu den einzelnen Objekten vor Ort. Besonders praktisch: Per GPS kann der eigene Standort angezeigt werden, sodass es kein Problem ist, die nächsten Objekte anzusteuern. Wer das mit dem Fahrrad tun möchte, erhält außerdem spannende Tourenvorschläge, die Horst Kiekhäfer beigesteuert hat. Augenmerk liegt auf „kleinen Kulturgütern“: Doch für wen lohnt sich die Installation der App auf dem Smartphone, wie schlägt sie sich vor Ort, wo liegen ihre Stärken oder Schwächen? Wir waren in Bückeburg und Eilsen mit dem Smartphone unterwegs. Zunächst eine Vorbemerkung: Die App versteht sich nicht als umfassender kulturgeschichtlicher Reiseführer. Die „großen Sehenwürdigkeiten“ werden nur knapp, zum Teil gar nicht vorgestellt. Auch interessant: So arbeitet Dr. Lau als Kommunalarchäologe in Bückeburg Das Augenmerk liegt vielmehr auf den „kleinen Kulturgütern“ des Landes. Gemeint sind damit Zeugnisse im Landschaftsbild aus allen Schaffensbereichen menschlichen Wirkens. Und gerade hier liegt die große Stärke der App: Sie macht neugierig auch auf die vernachlässigten Sehenswürdigkeiten am Wegesrand, die nur zu oft durch das Raster der bekannten Führer fallen. Los geht es: Bückeburg Schlosspark: Einschalten der App auf dem Smartphone. Das Emblem der Schaumburger Landschaft erscheint, dann eine Satellitenaufnahme des Schaumburger Landes mit zahlreichen Symbolen. Jetzt ein Fingertipp auf das Standort-Icon, die Bückeburger Innenstand wird herangezoomt, ein blauer Punkt markiert den eigenen Standort. Einmal herangezoomt, ein Kronensymbol weist auf eine Sehenswürdigkeit hin – Kategorie „Herrschaft, Recht, Grenze“. Angetippt: Ein Foto des Schlosses erscheint, versehen mit genauen GPS-Koordinaten für die Navigation aus der Ferne. Doch wir stehen fast vor dem Gebäude, rufen mit dem i-Symbol eine ausführliche Beschreibung des Bauwerks ab. Wieder zurück zur Innenstadtansicht. App leitet verlässlich zu versteckten Kleinoden: Weitere Symbole weisen auf andere Objekte hin, die Anzahl ist überschaubar, bedeutende Gebäude wie die Stadtkirche fehlen. Hier wird die Intention der Spurensucher besonders deutlich: „Kleine Kulturgüter“ sollen im Mittelpunkt stehen. So leitet die App verlässlich zu versteckten Kleinoden wie dem jüdischen Friedhof oder fast vergessenen Verbindungen wie den alten Kirch- und Totenweg von der Jetenburger Kirche nach Scheie. Neugierde auf ländlichen Bereich: Richtig Spaß macht die App – Neugierde vorausgesetzt – im ländlichen Bereich. So werden zum Beispiel für Meinsen/Warber und Bad Eilsen unter Menü Vorschläge für Orts- und Themenspaziergänge gemacht. 39 Sehenwürdigkeiten sind für Meinsen/Warber gelistet, vom Hoftor über Friedenseiche und Grenzstein bis zur kompletten Hofanlage. Hier können selbst Alt-Eingesessene noch Entdeckungen machen und nebenbei viel Heimatgeschichte lernen. Fazit: Die App ist eine tolle Sache für alle neugierigen Spurensucher, die einen Blick für versteckte Schönheiten haben. Wer nur auf die „Highlights“ aus ist, wird eher enttäuscht sein – doch die findet man ja in jedem Reiseführer. von Karsten Klaus Das verbirgt sich in den Gemächern von Schloss Bückeburg

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