Ahnsen: Wolf läuft mitten durch den Ort

Aufregende Beobachtung für am Montagvormittag in Ahnsen: Während sie auf der Neumühlener Straße durch Ahnsen fuhren, kam ihnen plötzlich ein Wolf entgegen. Geistesgegenwärtig zückte Gutzeit sein Handy und konnte einige Aufnahmen machen. Dr. Florian Brandes, Wolfsberater des Landes, bestätigt auf Anfrage, dass es sich höchstwahrscheinlich tatsächlich um einen Wolf gehandelt habe. Dass er mitten durch bebautes Gebiet laufe sei zwar ungewöhnlich, da er aber sofort geflohen sei, ein normales Verhalten und nicht gefährlich. So lief die Wolfs-Begegnung von Dieter und Roswitha Gutzeit ab: Dieter und Roswitha Gutzeit waren am frühen Montagvormittag - nach Rückkehr von einer Besorgungsfahrt - mit ihren Auto gerade von der Neumühlener Straße in den Glück-Auf-Weg eingebogen, da kam ihnen dort ein Wolf entgegen. Sofort zückte Dieter Gutzeit sein Smartphone, um mit dessen Kamera aus dem Fahrzeug heraus ein paar Aufnahmen von dem Wildtier zu machen. Als der Wolf an ihnen vorbeigelaufen war, stieg der Ahnser sogleich aus dem Pkw aus, um dem Tier ein kleines Stück zu folgen und ein paar Fotos davon schießen, wie der Wolf auf der Neumühlener Straße in Richtung Bad Eilsen lief, bevor der Wolf dann im Bereich der Akazienallee im Wald verschwand. So schildert Dieter Gutzeit das Erlebnis. „Dass wir in freier Natur einen Wolf sehen konnten, das war natürlich eine tolle Sache“, berichtet er. Bedenken, aus dem Auto auszusteigen und dem Wolf ein paar Meter hinterherzugehen, hatte er nicht: Bei den Wolfssichtungen, die es in Deutschland in den vergangenen Jahren bereits gegeben habe, sei noch nie ein Mensch von einem Wolf angegriffen worden, erklärt er seine Sorglosigkeit. Außerdem hatte der durch Ahnsen gelaufene Wolf („Der war immer im leichten Galopp“) ihm zufolge keinen aggressiven Eindruck gemacht, sondern „ein bisschen ängstlich“ gewirkt. Der Wolf habe auch etwas mager ausgesehen – „so wie ein junger Wolf auf der Wanderung“, ergänzt Dieter Gutzeit. So sorgt der Besuch des Tieres aber auch bei zumindest einem Anwohner für Sorge: Hinter einem hohen Zaun hält er dort einige Schafe. Wolfsberater bestätigt Sichtung, Tier wird in Landes-Monitoring aufgenommen: Dr. Florian Brandes, Wolfsberater des Landes Niedersachsen und Leiter der Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen, teilt auf Anfrage dieser Zeitung mit, dass es sich bei dem fotografierten Tier seiner Einschätzung nach um einen Wolf handelt. Eine offizielle Bestätigung müsste allerdings durch das Monitoring der Landesjägerschaft Niedersachsen erfolgen. Er selbst sei sich jedoch „ziemlich sicher“, dass man dort zu derselben Bewertung komme. Da für die Wolfssichtung aus Ahnsen aufgrund der Fotos ein „eindeutiger Beleg“ vorliege, würde diese auch in das Monitoring aufgenommen. Lesen Sie auch: Untersuchung bestätigt zweiten Wolfsriss in Wölpinghausen Ob es sich bei dem Wolf um ein noch junges Tier handelt, vermag Brandes anhand der Fotos nicht zu beurteilen: Schon in einem Alter von einem halben Jahr entspreche die Körpergröße junger Wölfe der der Alttiere, erklärt er. Insofern könne man in diesem Fall lediglich eingrenzen, dass der in Ahnsen beobachtete Wolf mindestes ein Jahr alt sei, wenn dieser 2019 zur Welt gekommen sei. Zu vermuten ist laut Brandes indes schon, dass es „eher ein junger, abwandernder Wolf ist“, da es im Schaumburger Land bislang keine Paar- oder Rudelbildung von Wölfen gebe. Wolfsvorkommen "nichts Besonderes mehr" - keine Gefahr für Menschen: Die Frage, ob das jetzt durch Ahnsen gelaufene Tier derselbe Wolf ist wie derjenige, der vor wenigen Tagen in Möllbergen beziehungsweise Möllenbeck beobachtet wurde, lässt sich nach Angaben des Wolfsberaters ohne Vorliegen von DNA-Proben nicht beantworten. Über die Jahre habe man übrigens schon mehrere Meldungen hinsichtlich des Vorkommens von Wölfen erhalten, fügt er hinzu; so etwa mit Fotos aus Wildkameras oder erfolgten Schafrissen als Nachweis. „Es ist eigentlich nichts Besonderes mehr“, resümiert er. Seit mehr als 20 Jahren gibt es wieder frei lebende Wölfe in Deutschland, und in all der Zeit ist kein einziger Angriff auf Menschen nachgewiesen worden. Dr. Florian Brandes , Wolfsberater und Wildtierstation-Chef Eine Gefahr für Menschen geht von den Wölfen nach Aussage von Brandes nicht aus: Seit mehr als 20 Jahren gebe es inzwischen wieder frei lebende Wölfe in Deutschland, und in all der Zeit sei kein einziger Angriff auf Menschen nachgewiesen worden, betont er. Auf keinen Fall aber dürfe man die Tiere anfüttern. Denn es handele sich ja um ein wildes Tier. Zu fressen fänden die Wölfe in der Natur ohnehin genug, da es hierzulande „Wild ohne Ende“ gebe. Vor allem Rehwild steht demnach ganz oben auf dem Speiseplan. Auch bedrängen dürfe man Wölfe nicht, führt der Experte weiter aus. Vielmehr sollte man sich groß machen, die Tiere anbrüllen und gegebenenfalls mit einem Gegenstand nach ihnen werfen, wenn sich diese einem Menschen nähern. Etwaige Hunde seien dabei unbedingt an der Leine zu halten. von Michael Werk

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