Kanal im Wald bei Schermbeck - Unterschlupf für „finstere Gestalten“?

Der vor Kurzem in dieser Zeitung veröffentlichte Bericht über einen oberhalb von Schermbeck tief im Wald gelegenen Entwässerungskanal hat bei einigen Lesern Erinnerungen an alte Zeiten geweckt. So berichtet der Luhdener Fritz Schmidt (79), bei dem Bauwerk handele es sich eigentlich um einen Tunnel. Dessen lichte Höhe ist seiner Schilderung nach früher so groß gewesen, dass man dort problemlos aufrecht hindurchgehen konnte. Auf der einen Hälfte der vergleichsweise schmalen Tunnelröhre befand sich demnach ein leicht erhöhter Fußweg, während daneben – also auf der anderen Hälfte – eine Gosse verlief, über die Wasser durch den Tunnel abfließen konnte. Beim Bau der A2 angelegt: Angelegt worden ist der Tunnel laut Schmidt bereits zur Zeit des Baues der Autobahn 2, für die ein natürlicher Einschnitt in dem Mittelgebirgszug mit Bodenmaterial oder Ähnlichem aufgefüllt worden ist. Durch diesen „kleinen Damm“ ist seines Wissens nach damals jedoch das südlich der Autobahn gelegene Quellgebiet des Baches Schermbeeke abgeschnitten worden, weshalb der unter der Autobahn hindurchführende Entwässerungstunnel gebaut wurde; durch den hindurch konnte das Quellwasser nach Norden in Richtung Schermbeck abfließen. Die Tunnellänge schätzt er auf circa 350 Meter. Ergänzend erzählt Schmidt, dass er in jüngeren Jahren als Ehrenamtlicher des Luhdener Sportvereins etliche Nachtwanderungen geführt habe. Bei einer dieser Veranstaltungen sei er, im Jahr 1979, mit rund 80 Leuten durch den – damals noch nicht auf halber Höhe mit Erde zugeschwemmten – Tunnel gegangen. In dem Tunnel habe es da ganz schön laut geschallt, erinnert er sich. Heute indes könne man dort nur noch „reinkriechen“ statt hindurchlaufen, da der Tunnel „total versaut“ sei. Auch als Jugendlicher sei er übrigens schon mal in dem – am oberen Ende mit einem Metalltor versehenen – Tunnel gewesen. Renaturierung der Bückeburger Aue - Schlammteiche bieten Potenzial Ziel "Offene Ganztagsschule": Grundschule in Heeßen benötigt eine Mensa Rolf Siekmann aus Steinbergen verbindet ebenfalls Erinnerungen mit dem Entwässerungstunnel: Er sei in Rinteln groß geworden und habe schon als Kind in dem Waldgebiet herumgeturnt, berichtet der 66-Jährige. Der Tunnel selbst sei innen eigentlich mannshoch: „In meiner Jugendzeit konnte man da immer durchlaufen.“ Dies sei so eine Art Mutprobe gewesen. Innen befänden sich zudem zwei kleine „Kammern“, in denen früher angeblich auch schon mal „finstere Gestalten“ Unterschlupf gefunden haben sollen, was allerdings sicher nur ein Gerücht gewesen sei, meint Siekmann. Dass der Tunnel mittlerweile leider zu mindestens einem Meter Höhe mit Schlamm zugesetzt sei, liege wohl daran, dass dieser nicht mehr unterhalten werde. Sicherung auch mitten im Wald: Amüsieren kann sich Siekmann nach über die oben auf den beiden Tunnelportalen montierten Geländer, die anscheinend dafür Sorge tragen sollen, dass dort – „mitten im Wald“ – niemand abstürzt. Von Bernd Gliese, der in Luhden das Amt des ersten stellvertretenden Bürgermeisters bekleidet, hatte diese Zeitung zuvor bereits auf Anfrage zu diesem Thema erfahren, dass er selbst vor ungefähr 20 Jahren das letzte Mal durch den Entwässerungstunnel gegangen sei. Das erste Mal war er eigener Schilderung nach – angeführt vom damaligen Klassenlehrer – als Grundschüler zusammen mit seinen Mitschülern hindurchgegangen: „Das war ein Erlebnis“, sagt er. Von Michael Werk