AfD-Politiker Michael Vogt wollte auf Landesebene kandidieren

Michael Vogt hätte sich „persönlich einen moderateren Landesvorsitzenden gewünscht“. Mit diesen Worten kommentiert der Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Nienburg-Schaumburg auf Anfrage die Wahl des neuen AfD-Landeschefs Jens Kestner am vergangenen Wochenende auf dem Landesparteitag der AfD in Braunschweig. Kestner wird dem offiziell aufgelösten völkisch-nationalistischen „Flügel“ der Partei zugerechnet. Vogt dazu: „Ich verstehe mich als konservativ-libertär und hätte eine moderatere Lösung bevorzugt.“ Kestner soll unterstützt werden: Er habe sogar vorgehabt, auf dem Landesparteitag eventuell als stellvertretender Landesvorsitzender zu kandidieren, jedoch nicht unter Kestner, fügt Vogt hinzu. „Kestner gilt als sehr ,Flügel‘-nah, auch wenn er nicht dazugehört“, beschreibt Vogt den neuen Landeschef. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) lasse derzeit schon den Landesverband der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative sowie den „Flügel“ durch den Verfassungsschutz beobachten, merkt der Kreisvorsitzende an. „Er wartet nur auf eine Gelegenheit, die Beobachtung auf den ganzen Landesverband auszudehnen, da könnte der Parteitag mit seiner Wahl dem Minister aus meiner Sicht eher einen Gefallen getan haben“, spitzt Vogt zu. Er versichert aber: „Obwohl Kestner nicht mein Traumkandidat war, werde ich ihn in den kommenden zwei Jahren loyal unterstützen, das ist völlig klar.“ Grundsätzlich müsse auch gesagt werden, dass noch nicht klar sei, welche konkreten Ziele Kestner genau verfolge, so Vogt. Es geht um Zugehörigkeit zu einem Lager: Wie er einräumt, vertritt er mit seiner persönlichen Auffassung im hiesigen Kreisverband allerdings die Meinung der Minderheit. Der Kreisverband sei auf dem Landesparteitag mit 20 Delegierten vertreten gewesen. „Und etwa 80 Prozent unserer Vertreter haben Kestner gewählt“, berichtet der Kreisvorsitzende. Nach seiner Einschätzung sei der Kreisverband Nienburg-Schaumburg in Gänze „recht Kestner-affin“. Bei der Wahl des Landesvorsitzenden und des gesamten Landesvorstandes ist es nach Beobachtung von Vogt „leider weniger um Fähigkeiten und genaue Ziele der Kandidaten gegangen, sondern vielmehr um die pure Zugehörigkeit zu einem Lager“. Das halte er für bedauerlich. Bereit für Kompromisse sein: Letztlich habe sich auf dem Landesparteitag „eine kompromisslosere Richtung durchgesetzt als sie vom bisherigen Landesvorstand vertreten wurde“, meint der Kreisvorsitzende. Seiner Überzeugung nach müsse die AfD aber prinzipiell regierungsfähig sein, „und dazu gehört nun mal, dass man bereit ist, Kompromisse einzugehen“. Denn: „Dass wir in absehbarer Zeit 51 Prozent der Stimmen erhalten, ist nicht zu erwarten.“ von Stefan Rothe Parteichefin gestürzt: Jens Kestner ist neuer AfD-Vorsitzender in Niedersachsen Kommentar: Es geht nach Rechts bei der AfD Niedersachsen