Berliner Comic-Autor "Mawil" gewinnt Wilhelm-Busch-Preis

Witzel gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Vertretern seines Fachs. Die Jury begründet ihre Wahl vor allem mit dem lockeren, aber „ungemein stilsicheren“ Zeichenstrich Witzels, der seine Comics und Graphic Novels unter dem Pseudonym Mawil veröffentlicht. Dieser „ganz spezielle Mawil-Stil“ strahle eine „ungekünstelte Authentizität aus, die perfekt zu den sehr persönlichen Inhalten seiner Werke“ passe. Bereits als Kind erste Comics gezeichnet: Die Auszeichnung Mawils markiere zudem eine Wegscheide für den Wilhelm-Busch-Preis, heißt es vonseiten der Stifter. Erstmals werde mit Witzel ein Vertreter einer neuen Künstler-Generation geehrt, seine Veröffentlichungshistorie falle komplett ins 21. Jahrhundert. Zugleich sei Mawil der erste Wilhelm-Busch-Preisträger, der in der DDR geboren wurde, „wo er seine Kindheit in Ost-Berlin in einer religiös geprägten Familie verbrachte, die den Alltag in kritischer Übereinkunft mit den Erwartungen der sozialistischen Herrschaftsordnung organisieren musste“. Von der Normalität dieses Kinderlebens hinter der Berliner Mauer erzählt Mawil in seinem Comic-Buch „Kinderland“, das 2014 seinen internationalen Durchbruch markiert. Mawil, 1976 in Ost-Berlin geboren, zeichnet bereits als Kind erste Comics und studiert nach dem Abitur Kommunikationsdesign an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. Dort gehört er neben preisgekrönten Comic-Autoren wie Ulli Lust und Jens Harder zur Gruppe Monogatari. Schon mit frühen Werken wie „Strandsafari“, „Die Band“ und „Wir können ja Freunde bleiben“ – seine Diplomarbeit aus dem Jahr 2002 – trifft er den Nerv seiner Leser. Die Graphic Novel „Kinderland“ wird zum Bestseller, bekommt 2014 den Max-und-Moritz-Preis in Erlangen und erscheint im Berliner Verlag Reprodukt später sogar als Taschenbuch. Lucky Luke auf dem Fahrrad: Zusätzlich zu seiner Arbeit an eigenen Büchern zeichnet der Berliner für Magazine und Tageszeitungen, er gibt er Comic- und Illustrationsworkshops. 2019 kommt Mawil eine besondere Ehre zuteil. Als erster Deutscher darf er einen Band der Wild-West-Persiflage Lucky Luke gestalten und erreicht ein Massenpublikum. Dabei verpasst er dem Helden nicht nur den von der Wilhelm-Busch-Preis-Jury hochgelobten „Mawil-Stil“, sondern auch noch einen Sattelwechsel: Runter von Jolly Jumper und rauf auf einen Drahtesel. Mawil, selbst bekennender Fahrradfan, begründet das in einem Rundfunk-Interview selbstironisch: „Ich kann Pferde nicht so gut zeichnen.“ Die Vorgängerin: Busch-Preis für Isabel Kreitz Würdige Nachfolge: Es sind Geschichten aus dem Alltag, die Mawil mit skizzenhaft-expressivem Strich fast beiläufig zu Papier bringt und mit feinem Humor, einer Prise Melancholie und scharfer Beobachtungsgabe lebendig werden lässt. Es geht um Schulhoferlebnisse im Osten, um mehr oder weniger unglückliche Lieben, um Freundschaft, Fahrradtouren, um das ganz normale Leben. Seine Stars sind Anti-Helden, Tischtennis-Nerds, schlaksige Normalos, sein Markenzeichen ein bebrillter Hase mit langen Ohren. Supa-Hasi statt Superhelden. Und so muss selbst Lucky Luke, dem immer alles mit leichter Hand gelingt, ein bisschen leiden auf großer Fahrradfahrt durch Nordamerika. „Humor, Vielseitigkeit und der genaue Blick auf den menschlichen Alltag zeichneten auch Wilhelm Busch aus. Mawil tritt – ganz in diesem Sinne – würdig in seine Nachfolge“, lobt die Jury – bestehend aus Gisela Vetter-Liebenow vom Wilhelm Busch Museums in Hannover, Hans-Olaf Bögner, Geschäftsführer der Sparkassen Stiftung Kultur, Dietrich Grünewald, Kunstdidaktiker an der Uni Koblenz-Landau, sowie Kurator und Redakteur Martin Jurgeit. Der Wilhelm-Busch-Preis würdigt deutschsprachige Autoren, die mit ihrer satirischen Erzähl- und Zeichenkunst in der ästhetischen Tradition Wilhelm Buschs stehen. Bisherige Preisträger sind Robert Gernhardt, F.W. Bernstein, Vicco von Bülow, Ernst Kahl, Franziska Becker, Hans Traxler, Ralf König und Isabel Kreitz. Die Verleihung ist für Herbst 2021 geplant. von Katharina Grimpe