Geplante ICE-Trasse: 500 Teilnehmer demonstrieren in Eisbergen gegen Neubaupläne

Der von der Bürgerinitiative gegen den trassenfernen Ausbau der Bahn (Bigtab) angemeldete und organisierte Demonstrations-Zug führte dabei von der Grundschule in Eisbergen über einen rund einen Kilometer langen Fußweg bis zum Rand des Wesergebirges an der Straße Ahmserort. Die Veranstalter sprachen von rund fünfhundert Teilnehmern. Am Zielpunkt oberhalb der Autobahn2 hatten Bigtab-Aktivisten bereits vor einigen Tagen ein mehrere Meter großes und in der Dunkelheit durch seine Beleuchtung weithin sichtbares rotes Kreuz aufgestellt. Die von der lokalen Agenda-Gruppe Biodiversität aus Porta Westfalica mit ins Leben gerufenen „Rote-Kreuze-Challenge“ soll als sichtbarer Protest gegen die Neubautrassenpläne der Bahn und des Bundesverkehrsministeriums auch und gerade über die Medien und die sozialen Netzwerke verbreitet werden. Viele Schaumburger nehmen teil: Dabei fand die Demonstration eine breite Beteiligung auch aus den umliegenden Kommunen. So nahm unter anderem die SPD-Landtagsabgeordnete Christina Weng aus Minden daran teil, ebenso Bückeburgs CDU-Fraktionschef und Bürgermeisterkandidat Axel Wohlgemuth und Schaumburgs SPD-Unterbezirkschef Carsten Ruhnau. Aus dem Auetal war eine Abordnung der dortigen Bürgerinitiative vertreten. Bigtab-Sprecher Thomas Rippke verwies bei der Abschlusskundgebung am roten Kreuz auf das von dort Richtung Süden sich erstreckende Landschafts-Panorama, durch das gleich vier der fünf vorgestellten Varianten führen würden: „Was ihr hier seht, ist in Gefahr.“ Im bevorstehenden Bürgerdialog werde sich die Bigtab gezielt dafür einsetzen, auch den trassennahen Ausbau in die Abwägung mit einzubeziehen. Lesen Sie auch: Weiterhin klares Nein zu ICE-Neubauplänen: Land, Kreis und Initiativen bestehen auf trassennahen Ausbau Sie habe seit ihrem Amtsantritt zu keinem Thema so viele Telefonate führen müssen wie zum Thema ICE-Neubaustrecke, erklärte Portas frisch gewählte Bürgermeisterin Sonja Gerlach (CDU). Jetzt liege ein weiter Weg vor den betroffenen Kommunen: „Dieses Thema wird uns noch viele Jahre intensiv begleiten.“ Auch sie appellierte an den regionalen Zusammenhalt, um das Ziel des trassennahen Ausbaus zu erreichen: Bürgerdialog darf nicht zur Alibi-Veranstaltung werden: „Gemeinsam schaffen wir das.“ Die Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers (SPD) kritisierte die hohen Kosten für den Streckenneubau vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie: „Während Kunst und Kultur, die Veranstaltungsbranche und die Gastronomie durch die Pandemie extrem leiden, sollen hier Milliarden für ein paar Minuten Fahrzeiteinsparung verbuddelt werden. Das kann ich unmöglich nachvollziehen.“ Sie warnte zudem davor, der Bürgerdialog verkomme zur reinen Alibi-Veranstaltung der Bahn, wenn der trassennahe Ausbau gar nicht zur Diskussion stehe. Der Termin der Demonstration, die vor Ort von Horst und Heike Wehage aus Eisbergen mit einem Team von Helfern organisiert und von Polizei und Ordnungsamt begleitet und überwacht wurde, war eine direkte Reaktion auf die Auftragsvergabe für das Bahnprojekt Hannover-Bielefeld durch das Bundesverkehrsministerium. Vor knapp zwei Wochen war dabei bekannt geworden, dass die Deutsche Bahn Mitte Januar mit fünf Vorschlags-Varianten in die Phase der frühen Öffentlichkeitsbeteiligung starten wird. Der in der heimischen Region sowohl von Bürgern als auch der Politik sowie den Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden favorisierte trassennahe Ausbau der bestehenden Bahnstrecke zwischen Hannover und Minden findet sich nicht darunter. Die Hintergründe: Geplante ICE-Trasse durch Schaumburg: Diese fünf Varianten stehen jetzt noch im Raum Variante 1 schockiert Bückeburg: Für Porta Westfalica wiegt dabei besonders schwer, dass alle fünf Varianten dessen Stadtgebiet massiv betreffen würden. Im Raum Bückeburg hatte insbesondere Erstaunen und Schrecken ausgelöst, dass mit der Variante 1 der Konzeptentwurf aus dem Bundesverkehrswegeplan von 2016 wieder offiziell ins Gespräch gebracht wurde. Er sieht eine Neubaustrecke ab Seggebruch durch die Bückeburger Niederung und den Jakobsberg vor. von Johannes Pietsch Lesen Sie auch: ICE-Trasse: Ausbau scheint vom Tisch - So bewerten die heimischen Bundestagsabgeordneten die Varianten