Hebammen reagieren mit digitalen Angeboten auf Corona-Ansteckungsgefahr

„Die Corona-Krise führt dazu, dass wir innerhalb kurzer Zeit unsere Arbeit komplett neu strukturieren müssen“, erklärt Angelika Zaja. Die Hebamme ist Schaumburger Kreisvorsitzende des Deutschen Hebammenverbandes. Zu ihren Hauptaufgaben als selbstständige Geburtsbegleiterin gehört es, Eltern mit einem Neugeborenen intensiv zu betreuen. Durch tägliche Hausbesuche an den ersten zehn Tagen nach der Geburt kann sie Fragen beantworten, bei der Ernährung und Säuglingspflege beraten und Unsicherheiten und gesundheitliche Probleme bei Mutter und Kind individuell klären. Es fehlt die Schutzausrüstung: „Doch das, was für uns bisher selbstverständlich war, ist jetzt mit einer Ansteckungsgefahr verbunden“, sagt Zaja. Größtes Problem sei dabei der Mangel an Schutzausrüstung wie Atemschutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmittel. Die Folge: Zaja und ihre Schaumburger Kolleginnen versuchen, Hausbesuche zu reduzieren und die Beratung über Videotelefonie anzubieten. Das gilt auch für Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse, an denen Frauen per Videokonferenz teilnehmen können. Hebammen in Schaumburg stellen Akademisierung infrage Auch Miriam Kaller-Brinis macht digitale Beratungsgespräche. „Nur dann, wenn physischer Kontakt wirklich notwendig ist, besuche ich die Familie zu Hause,“, berichtet die Stadthägerin. Doch wirklich zufrieden ist die Hebamme mit der Kommunikation per Internet nicht. „Vor allem bei frisch entbundenen Frauen ist die Unsicherheit mit dem Säugling noch groß, da merkt man, dass der Videochat unbefriedigend für beide Seiten ist.“ Keine klaren Handlungsempfehlungen: Wenig optimal ist für Kaller-Brinis auch die Information durch die Behörden. Es gebe keine klaren Handlungsempfehlungen zu Hausbesuchen. Wie diese in Zeiten der Corona-Krise ablaufen, müsse jede Kollegin selbst entscheiden und selbst verantworten. Wichtig seien dabei die Leitlinien: Abstand halten, Handhygiene beachten und – wenn vorhanden – Mundschutz tragen. Familien mit akuten Atemwegsinfekten besuche sie aktuell nicht mehr, um die Infektionsgefahr für sich und ihre Patientinnen so gering wie möglich zu halten. Finanziell trifft die Corona-Krise die Schaumburger Hebammen nicht so stark wie andere Selbstständige. „Geburten kann man ja nicht absagen, sie finden trotz Corona statt“, sagt Kreishebamme Zaja. Gleichzeitig habe der Hebammenverband schnell reagiert und mit dem Spitzenverband der Krankenkassen ausgehandelt, dass auch die digitale Beratung abgerechnet werden kann. Alles rund um das Coronavirus in Schaumburg Außerdem bemüht sich Zaja darum, dass die Hebammen im Kreisgebiet bei der Versorgung des medizinischen Personals mit Schutzkleidung einbezogen werden. Und sie wendet sich mit einem klaren Appell an Schwangere und Mütter mit Neugeborenen: „Bleiben Sie zu Hause, begeben sie sich gar nicht erst in Gefahr, sich mit Corona anzustecken.“ Das gelte vor allem für Hochschwangere, die kurz vor der Geburt stehen. von Katharina Grimpe

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