Hesper Peter Waleczek ist Mitgründer des Finanzinvestors Flex Capital

Ursprünglich hatte Waleczek Chemie studieren wollen, entschied sich dann jedoch für BWL in Mannheim, „weil ich das Unternehmertum spannend fand“. Allerdings sei ihm der Studiengang zu theoretisch und trocken gewesen. Nach dem sechsten Semester ging er dann nach Berlin, wo er die Start-up-Szene kennenlernte. Dort machte er sich auch erstmals selbstständig mit dem E-Commerce-Start-up „Herrenschmiede“ – ein Online-Handel für Maßanzüge und Maßhemden.„Das habe ich dann auf kleinem Niveau verkauft.“ Nebenbei habe er sich Beratungstätigkeiten gewidmet und hier ebenfalls eine Firma mitgegründet. Mittelstand ist die Lebensversicherung: Seinen BWL-Abschluss machte der Schaumburger dann aber doch noch. „Meine Eltern wollten, dass ich doch noch was Richtiges mache“, erinnert sich Waleczek lachend. Seinen Master machte er in Paris und sammelte im Anschluss Erfahrungen bei der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey. Im Sommer 2018 entwickelten der heute 35-Jährige und sein Freund Christoph Jost die Idee, etablierte Firmen im Tech- und Software-Bereich zu unterstützen. Dabei geht es also nicht um Risikokapital für Start-ups, sondern um Kapitalbeteiligung für am Markt bestehende Unternehmen. „Die Lebensversicherung für unseren Wohlstand war schon immer der Mittelstand. Vier Partner im Boot: 99 Prozent aller Unternehmen hierzulande sind mittelständisch geprägt. Rund 60 Prozent aller Arbeitnehmer sind für mittelständische Unternehmen tätig. Das heißt: Der strukturelle Wandel ins digitale Zeitalter wird uns ohne den deutschen Mittelstand – und zwar ohne die Tech-Pioniere im deutschen Mittelstand – nicht gelingen“, so Waleczek. Jost hatte Waleczek 2007 kennengelernt, damals war er Praktikant in der Firma von Jost – der Jobplattform Absolventa. Nun leiten die beiden zusammen das Tagesgeschäft von Flex Capital. Vier Partner haben sie ins Boot geholt, die sie seit mehr als zehn Jahren kennen (ebenfalls durch die Zusammenarbeit bei Absolventa) und mit denen sie bereits unternehmerisch verbunden waren. „Wir ergänzen uns gut, weil alle sehr erfahren sind und jeder seine Stärken einbringt.“ 120 Millionen Euro eingesammelt: Waleczek ist überzeugt: „Wir wissen, wie man digitale Marktführer aufbaut: Das Team verbindet die Erfahrung aus der Gründung und dem Aufbau von Software- und Internetunternehmen mit der Weiterentwicklung und Skalierung dieser Unternehmen. Wir wissen also nicht nur, wie man gute Produkte entwickelt und vermarktet, sondern beherrschen das gesamte Spektrum an Wachstumshebeln.“ Flex Capital biete eine Kombination aus Kapital und operativer Unterstützung. Im März vergangenen Jahres seien sie mit dem fertigen Konzept auf die Suche nach Investoren gegangen. 120 Millionen Euro haben die sechs Gründungspartner innerhalb eines halben Jahres eingesammelt. „Angefangen haben wir bei Tech-Unternehmern, die selbst klein angefangen haben und den Markt aus der Gründerperspektive verstehen, die Herausforderungen selber erlebt haben und um das Potenzial wissen.“ Unternehmerfamilien und zum Schluss – „mutiger geworden“ – große Finanzinvestoren folgten. Partner auf Augenhöhe gesucht: „Wir sind ein Partner auf Zeit. Unser Geschäftsmodell ist, die Firma durch unser Engagement besser zu machen.“ Die Strategie lautet: Wachstum. Dafür setzt sich der Investor eine Fondslaufzeit von zehn Jahren. Dann werden die Unternehmen – hoffentlich mit Gewinn – verkauft. Dazu kauft Flex Capital in der Regel die Mehrheit der Firma, 60 bis 80 Prozent. „Nur dann können wir den gesamten Werkzeugkasten nutzen, der uns zur Verfügung steht.“ Dies sei anders als bei Start-ups, bei denen sich Investoren mit fünf bis zehn Prozent beteiligten. In acht bis zehn Mittelständler sollen jeweils bis zu 25 Millionen Euro investiert werden. „Nicht nur im Silicon Valley oder in Berlin gibt es Firmen mit Potenzial, sondern auch in kleinen Orten." Peter Waleczek , Firmengründer „Nicht nur im Silicon Valley oder in Berlin gibt es Firmen mit Potenzial, sondern auch in kleinen Orten, die niemand auf dem Schirm hat. Wir investieren in mittelständische Unternehmen, die eine herausragende Software programmiert haben, profitabel arbeiten und nun einen Partner auf Augenhöhe suchen.“ Knapp 11 000 Unternehmen im deutschsprachigen Raum passen nach Angaben des 35-Jährigen in ihr Suchprofil. Das erste Unternehmen, in das Flex Capital investiert hat, ist der QR-Code-Spezialist Egoditor aus Bielefeld. Egoditor ist ein Softwarelösung zur Generierung von QR-Codes. „Ein Weltmarktführer aus Bielefeld. Gerne in Schaumburg unterwegs: Gerade jetzt in der Coronakrise sind viele dem QR-Code der Bielefelder schon einmal begegnet. In vielen Restaurants ist die Speisekarte nun mit Hilfe des QR-Codes über das Handy lesbar und so deutlich hygenischer.“ Die neuen Miteigner haben regelmäßige Runden mit dem Management eingesetzt. Ein neues Management mitzubringen sei bei Nachfolgeregelungen ebenfalls denkbar. „Zufälligerweise ist Nils Engeling, einer der beiden Gründer, aus Bückeburg. Wir sind also sieben Kilometer voneinander entfernt ausgewachsen“, lacht Waleczek. Der Hesper ist immer noch manchmal im Schaumburger Land unterwegs. Seine Mutter lebt hier und gern kommt er mit seiner Freundin und der gemeinsamen dreijährigen Tochter zu Besuch. „Ich gehe gern am Mittellandkanal laufen oder bin im Bückeberge unterwegs. Für mich ist es hier wie im Urlaub.“ Umsatz soll gesteigert werden: Auch wenn potenzielle Unternehmen auch auf dem Land sitzen können, Sitz der Firmenzentrale ist Berlin. Dort haben die Gründer mittlerweile ein Team aus zehn Mitarbeitern, die nach passenden Unternehmen suchen, die Flex Capital aufkaufen kann. „Dabei legen wir verschiedene Kriterien an, beispielsweise einen Umsatz zwischen fünf und 30 Millionen Euro sowie einen Profit zwischen einer und fünf Millionen Euro. „Wir setzen uns mit an die Werkbank und wollen den Umsatz im besten Fall signifikant steigern.“ von Mira Colic Firmengründungen: Schaumburg fällt zurück

Mittelstand im Blick - So wurde der Hesper Peter Waleczek zum Mitgründer des Finanzinvestors Flex Capital