Landesbischof Manzke ruft zu mehr Verständnis auf

Bei der Herbsttagung der Synode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe ist Landesbischof Karl-Hinrich Manzke auf die Corona-Situation eingegangen: Über den Lockdown, die Abstands- und Hygieneregeln sowie die Notwendigkeit dieser Maßnahmen werde heiß diskutiert in Deutschland, sagte er in Bückeburg. Erfreulicherweise gebe es aber ein enorm großes Vertrauen in die staatlichen Organe, in die Verantwortlichen in der Politik und in die wissenschaftlichen Unterstützer der „uns“ von der Bundes- und den Landesregierungen verordneten Maßnahmen. Das breite Grundvertrauen zu den Verantwortlichen und deren Entscheidungen sei eine großartige Ausgangslage und ein Segen, denn „Vertrauen ist die Voraussetzung für eine Gesellschaft, schwerste Herausforderungen gemeinsam tragen zu können“. Wir wollen Menschen vor einem unberechenbaren Virus schützen und gleichzeitig nicht in die Isolation und Einsamkeit schicken. Karl-Hinrich Manzke , Landesbischof Gleichwohl: „Kritik und Nachfragen sind erlaubt“, so Manzke. Und es sei wichtig, dass die Debatten um die Corona-Maßnahmen offen und freimütig geführt werden können. Der Landesbischof verband mit seinen Worten die Hoffnung, dass die vergleichsweise kleine Zahl der „Menschen, die den Maßnahmen unserer Regierungen überhaupt nicht vertrauen wollen und können“ nicht größer wird. Den Kirchen kommt nach Ansicht Manzkes in dieser Debatte dergestalt eine große Bedeutung zu, als dass diese deutlich machen müssen, dass es zurzeit in sehr vielen Lebensbereichen eine Spannung zwischen völlig gleichwertigen, in der Verfassung garantierten Werten gebe: „Wir wollen Menschen vor einem unberechenbaren Virus schützen und gleichzeitig nicht in die Isolation und Einsamkeit schicken und sie auch nicht alleine sterben lassen“, konkretisierte er. Auch wolle man den Menschen nicht das Recht auf freie Entfaltung, auf Bildung und auf soziale Nähe und Unterstützung rauben. „Diese Spannungen zerreißen uns bisweilen, sie müssen aber getragen und gehalten werden.“ Auch interessant: Mehrheit der Pastoren für Segnung gleichgeschlechtlicher Paare Diese schon seit dem Frühjahr geführte Diskussion wird laut Manzke inzwischen „mit mehr Verständnis für diese Spannung geführt“. So stelle der jetzige Teil-Lockdown nicht infrage, dass in Einrichtungen der Kranken- und Altenpflege sowie in Krankenhäusern der Zugang zu Einsamen und Sterbenden möglich sein müsse – für Angehörige und für Seelsorger. Gleichwohl bleibt es ihm zufolge eine enorme Herausforderung, beispielsweise die Bewohner von Seniorenpflegeheimen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. In diesem Kontext kritisierte der Landesbischof, es würden immer ganz schnell Schuldige gesucht, wenn es bei der Abwägung unterschiedlicher gleichrangiger „Güter“ zu Fehleinschätzungen komme. „Das ist verheerend.“ Denn die allzu schnelle Suche nach Schuldigen übersehe, dass Menschen, die täglich in dieser Spannung entscheiden müssten, Unterstützung bräuchten und nicht die Daueraufsicht aller Bürger. „Fehlerlosigkeit gibt es in solchen Lagen nicht, da darf Gnadenlosigkeit im Umgang mit Fehlern nicht überhandnehmen.“ von Michael Werk