Landeskirche: Pastoren für Segnung gleichgeschlechtlicher Paare

36 der 40 Pastoren in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe haben sich nach Angaben von Pressesprecher Ulrich Hinz bisher für öffentliche Segnungsgottesdienste für homosexuelle Paare ausgesprochen. Einen Beschluss, der das ermöglicht, den Pastoren aber die Freiheit gibt, die Segnung aus Gewissensgründen abzulehnen, hat die Synode der Landeskirche kürzlich getroffen. Nur vier Pastoren sind im Moment nicht für die öffentliche Segnung. „Die meisten haben eine klare Meinung. Es gibt nur sehr wenige, die da unentschlossen sind“, sagt Hinz. Welcher Pastor genau welcher Meinung ist, konnte der Pressesprecher auf Anfrage nicht mitteilen, da es sich bei der Erhebung um eine interne und anonyme Umfrage gehandelt habe. Wenn ein homosexuelles Paar auf einen Pastor trifft, der eine Segnung ablehnt, soll es weitervermittelt werden. Landeskirche Schaumburg-Lippe erlaubt die Segnung homosexueller Paare Homo-Ehe: Landeskirche vertagt Entscheidung auf Herbst 2020 Pastor Matthias Feil aus Heuerßen ist zufrieden mit dem Beschluss der Synode. „Es ist genau der richtige Mittelweg, der auch die Einheit der Landeskirche aufrechterhält.“ Wenn ein homosexuelles Paar zu ihm käme, würde er eine Segnung durchführen. Segnungen seien für ihn ein weites Feld und nicht abhängig von der sexuellen Orientierung. Über die Art und Weise müsse er sich aber noch Gedanken machen, auf einen deutlichen Unterschied zur Trauung würde er bestehen. Dazu warte er auf die liturgische Ordnung der Synode. Auch wenn die Trauung für Feil Mann und Frau vorbehalten bleibt, ist ihm Gleichstellung wichtig: „Wir wollen und müssen auch gleichgeschlechtliche Paare begleiten und integrieren.“ Unentschlossen ist hingegen Pastor Heinz Schultheiß von der Kirchengemeinde Petzen: „Wenn der Wunsch nach Segnung an mich herangetragen wird, werde ich mir darüber Gedanken machen.“ Im Moment wolle er nicht zu viel im Konjunktiv denken. Dabei wartet er auch noch auf die Ausführungsbestimmungen der Synode. Lesben- und Schwulenverband fordert Öffnung der Traugottesdienste: Zufrieden blickt Pastor Norbert Kubba aus Sachsenhagen auf den Synodenbeschluss. Es ginge viel, aber es gebe genügend Freiheiten – in alle Richtungen. Wohlwollend steht er der Segnung eines homosexuellen Paares gegenüber. „Die Einzelheiten müssten dann aber mit den Brautleuten besprochen werden“, so Kubba. Der Lesben- und Schwulenverband Niedersachsen-Bremen begrüßt die Entscheidung indes, fordert aber sogleich die Öffnung der Traugottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare. So solle laut dem Vorsitzenden Benjamin Rottmann auch begrifflich deutlich gemacht werden, dass heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Paare denselben Respekt und dieselbe Anerkennung verdient haben. In den meisten Landeskirchen wird dies bereits praktiziert. Wie groß die Unsicherheit der Pastoren in dieser Frage ist, zeigt sich auch darin, dass nicht alle der von dieser Zeitung angefragten Geistlichen eine Aussage über ihren Standpunkt machen wollten. Dem Vernehmen nach hat die Kirchenleitung gestern in einer Mail an alle Pastoren auf die besondere Bedeutung von Meinungsäußerungen zum Thema, insbesondere im Zusammenhang mit Presseanfragen, hingewiesen. von Lars Grimpe