Niedersachsen in Corona-Krise: Müssen Kantinen jetzt schließen?

Essen mit Abstand, Verzicht auf Buffets, Desinfektionsmittel an jeder Ecke – in den Kantinen hannoverscher Unternehmen gelten seit dem ersten Lockdown im Frühjahr strenge Hygieneregeln. Jetzt hat das Land Niedersachsen in seiner neuen Coronaschutz-Verordnung die Vorschriften noch einmal verschärft und Irritationen ausgelöst. „Die neuen Regeln so kurzfristig durchzusetzen, finden wir äußerst schwierig“, sagt Kirsten Jordan, Geschäftsführerin des Branchenverbands Dehoga Hannover. Speisesäle müssen schließen: Kantinen dürfen gemäß der neuen Verordnung nur dann weiter betrieben werden, wenn sie allein der Versorgung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dienen, also nicht öffentlich zugänglich sind. Zudem dürfen sie nur dann geöffnet bleiben, wenn „nicht gemeinsame Speiseräume und -säle genutzt werden“. Das bedeutet im Umkehrschluss: Speisesäle müssen schließen, die Beschäftigten nehmen ihr Essen am Arbeitsplatz ein. „Das dürfte in einigen Betrieben problematisch sein, etwa in Produktionsstätten“, sagt Dehoga-Chefin Jordan. Ausnahmen für „Unternehmen der Ernährungswirtschaft“: Eine Ausnahmegenehmigung gibt es für „Unternehmen der Ernährungswirtschaft“. Sie dürfen die Speisesäle ihrer Kantinen nach wie vor öffnen. Grund ist dem Vernehmen nach, dass in Firmen, die Lebensmittel verarbeiten, ohnehin strengste Hygienerichtlinien gelten. Beschäftigte dürfen ihr Essen nicht am Arbeitsplatz verzehren, sondern müssen sich in Speisesäle begeben. Lesen Sie auch: Harter Lockdown ab 16. Dezember: Diese Regeln gelten jetzt in Schaumburg VWN, Sparkasse und Bahlsen machen Kantinen dicht: Einige große Unternehmen stellen ihren Kantinenbetrieb jetzt ein. „Wir schließen unsere Kantine am 23. Dezember, nicht nur aus Corona-Schutzgründen, sondern weil auch viele Mitarbeiter in den Urlaub gehen“, sagt Eric Felber, Sprecher von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN). Der Speisesaal sei bereits geschlossen, die Mitarbeiter nehmen ihre Mahlzeiten derzeit in Pausenräumen ein – unter Einhaltung der Hygieneregeln. Voraussichtlich werde die VWN-Kantine wieder am 11. Januar öffnen. Die Sparkasse Hannover betreibt eine Kantine, die auch öffentlich zugänglich ist. Das Hygienekonzept sei verschärft worden, inzwischen müssten sich Mitarbeiter vor dem Essen registrieren, sagt Sparkassen-Sprecherin Sandhya Wilde-Gupta. Ab dem morgigen Donnerstag, 16. Dezember, werde die Essensausgabe eingestellt, voraussichtlich bis 10. Januar. Auch Keksfabrikant Bahlsen will seine Kantine kommende Woche dicht machen. Als „Unternehmen der Ernährungswirtschaft“ könnte Bahlsen sogar das gemeinsame Speisen weiter zulassen. Anders der Versicherer VGH. „Wir haben unsere Hygienemaßnahmen angepasst und wollen weiterhin mehrere Essen in unserer Kantine anbieten“, sagt VGH-Sprecher Christian Worms. Lesen Sie auch: Kontaktbeschränkungen im Lockdown: Mit wem darf ich mich wann in Schaumburg treffen? Von Andreas Schinkel