Pflegeheime in Schaumburg: Hohe Impfquote

Die einzigen Lockerungen im Josua-Stegmann-Heim in Stadthagen sind nach Angaben von Geschäftsführer Thomas Erbslöh, dass seit Montag vergangener Woche wieder der Friseur ins Haus kommt und dass ab dieser Woche wieder ein gleichzeitiger Besuch der engsten Familie erlaubt ist. In der vergangenen Woche hätten 101 von 145 Mitarbeitern einen Termin im Impfzentrum bekommen und die erste Spritze mit dem Vakzin erhalten. „Die restlichen Mitarbeiter sind sich noch unsicher, auch wenn sie keine Impfgegner sind. Da werden sicher noch einige dazukommen, auch wenn man eine komplette Durchimpfung nie erreicht“, sagt Erbslöh. Die Angst bleibt: Mit Blick auf die kürzlich beschlossenen Lockerungen für große Teile der Gesellschaft fügt er an: „Die vorsichtigen Öffnungen begrüße ich.“ Man müsse die Lage aber weiter kritisch beobachten. Die Angst vor dem Virus sei bei den Bewohnern nach wie vor da, Isolation wäre für die Menschen aber auch nicht gut. „Die Bewohner können sieben Tage die Woche Besuch empfangen und sie dürfen immer rausgehen und schon seit Langem wieder im Speisesaal essen. Das, was noch wirklich fehlt, sind die Ausflüge und Feierlichkeiten“, so Erbslöh. Corona-Ausbruch im Bad Eilser Alten- und Pflegeheim Hilaris Immer weniger Pflegekräfte in Schaumburg wollen sich mit Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen Zweite Impfung im Sonnenhof: DRK verabreicht Vakzin an 103 Bewohner Auch im Stadthäger Kreisaltenzentrum hat sich am Alltag der Bewohner durch die voranschreitende Impfkampagne wenig geändert. „Das Impfen beruhigt uns aber“, sagt Anette Ebeling, die fachliche Geschäftsführerin. Mut und Hoffnung seien in der letzten Zeit gewachsen, weil die Sicherheit mittlerweile höher sei als im letzten Jahr. „Wir hoffen aber, dass durch Leichtsinn nicht wieder Rückschritte gemacht werden. Eine Impfquote von 100 Prozent wird man auch nie erreichen“, fügt Ebeling an. Landkreis-Pressesprecher Klaus Heimann bestätigt, dass sich weder durch die Impfungen noch mit der neuen Verordnung vom 8. März entscheidende Änderungen ergeben. Solange die 7-Tage-Inzidenz nicht dauerhaft unter 35 gesunken ist, brauchen Besucher weiterhin einen Termin und müssen sich vor Eintritt in die Häuser testen lassen. Immer noch Corona-Ausbrüche: „Wir bleiben trotz der Durchimpfung in den Heimen sehr vorsichtig, denn es gibt ja erneute Corona-Infektionen, wie etwa gerade in Bad Eilsen“, so Heimann. Im Haus Désirée wurden zuletzt drei Mitarbeiter und 16 Bewohner positiv getestet. Auch deswegen ist der Inzidenzwert im Landkreis wieder deutlich angestiegen. „Die Heimaufsicht beobachtet die Lage genau und registriert, ob eine Infektion auch zu Erkrankungen führt, ob es sich dann um leichte Krankheitsverläufe handelt und ob die geimpften Betroffenen infektiös sind.“ Immerhin – ab sofort gilt, dass die Senioren mehr als eine Besuchsperson gleichzeitig empfangen dürfen. Inzwischen ist es erlaubt, dass bis zu fünf Personen aus zwei Hausständen zusammenkommen. Carmen Pletat, Heimleiterin im Rintelner Pflegeheim Am Seetor, ist sehr erfreut, dass diese allgemeine Regel auch für Heimbewohner gilt. „Zum Glück, denn für die alten Menschen ist das Heim ja ihr Zuhause.“ Jetzt also können Paare oder Eltern mit Kindern den Großeltern einen gemeinsamen Besuch abstatten. Regelungen in Niedersachsen ein „Geschenk“: Claudia Jürgens, Heimleiterin im Rintelner Azurit-Pflegeheim Friedrichshöhe, empfindet die Regelungen in Niedersachsen sogar insgesamt als „Geschenk“. Sie könne oft kaum fassen, wie unterschiedlich die einzelnen Bundesländer vorgehen. In Schleswig-Holstein etwa darf es Besuch nur von zwei fest registrierten Menschen geben. Da kann es vorkommen, dass Kinder ihre Eltern bereits monatelang nicht mehr sehen durften, weil sie nicht auf der Liste stehen. „Hier kann jeder kommen, wenn auch nicht zur selben Zeit“, so Jürgens. Man habe insgesamt versucht, so besucherfreundlich wie möglich zu sein und dabei bisher keinen einzigen Corona-Fall gehabt. „Ich empfinde die abgeschlossenen Impfungen als eine riesengroße Erleichterung“, sagt sie. Auch die Mitarbeiter seien zu 90 Prozent geimpft. „Die Stimmung und der Zusammenhalt hier sind sehr gut, auch wenn wir natürlich genau darauf achten, dass die Schutzbestimmungen weiterhin eingehalten werden.“ Viel Platz für Begegnung: Ähnliches sagt auch Dirk Tiemann, Heimleiter im Evangelischen Altersheim Bückeburg. In seinem Haus lassen sich zudem die Begegnungen von Bewohnern untereinander gut umsetzen, da es relativ große Räume gibt, in denen man gemeinsam singen oder Geschichten hören kann, ohne dabei die Abstandsregel zu verletzen. „Wir setzen immer schnell um, was irgend möglich ist“, so Tiemann. So habe man im letzten Sommer große Sonnenschirme gekauft und mit einer Lautsprecheranlage dafür gesorgt, dass man Veranstaltungen im Garten durchführen konnte. Viele Heimleiter hoffen darauf, dass schönes Wetter bald wieder regelmäßige Veranstaltungen unter freiem Himmel ermöglicht. „Die letzten Monate waren hart“, so Claudia Jürgens. „Ich denke aber, dass es bald weitere Lockerungen geben kann.“ Dirk Tiemann wünscht sich: „Unser Haus soll wieder zu dem offenen Haus werden, dass es vor Corona war.“ Und Carmen Pletat: „Jedes Mal Termine absprechen und Impfungen durchführen, das ist schon viel Stress. Es soll einfach mal aufhören, das hoffen wir alle.“ Anfangs gab es ein monatelanges Besuchsverbot, die alten Menschen waren regelrecht vom Leben abgeschnitten. Klaus Heimann , Erster Kreisrat So schnell wird man aber nicht zur Normalität zurückkehren können, meint Klaus Heimann. Daran würden auch die Durchimpfungen noch nichts Entscheidendes ändern. Man solle sich aber in Erinnerung rufen, was bereits für die Pflegeheimbesucher und ihre Angehörigen erreicht worden sei. „Anfangs gab es ein monatelanges Besuchsverbot, die alten Menschen waren regelrecht vom Leben abgeschnitten“, sagt er. Diese harten Einschränkungen wurden schon vor den Testungen und Impfungen durch ausgefeilte Hygienekonzepte abgeschafft. Von Cornelia Kurth und Lars Grimpe

Pflegeheime in Schaumburg: Hohe Impfquote - Kaum Lockerungen