Proteste im Landkreis Schaumburg: Buch „1968“ beleuchtet die Zeit

Die Jahreszahl 1968 steht symbolisch für Protestbewegungen, das Aufbegehren der jungen Generation und vielfältige gesellschaftliche Umbrüche. Oft wird sie mit Ereignissen in den Metropolen und Universitätsstädten in Verbindung gebracht, nur selten aber sind die Entwicklungen im kleinstädtisch-ländlichen Raum betrachtet worden. Das hat die Schaumburger Landschaft 2018 in Kooperation mit der Universität Hannover und dem Förderverein Ehemalige Synagoge Stadthagen geändert: In Stadthagen fanden eine wissenschaftliche Fachtagung, ein Podiumsgespräch in der VHS und eine Theateraufführung im Ratsgymnasium statt. Diese haben jetzt ein „publizistisches Nachspiel“ gefunden. Im Buch „1968 – Gesellschaftliche Nachwirkungen auf dem Lande“ wurden zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze zusammengetragen. Ansätze und Erkenntnisse wissenschaftlich ausgearbeitet: Herausgegeben hat den Band Lu Seegers, Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft. Gemeinsam mit Stefan Brüdermann vom Landesarchiv in Bückeburg stellte sie jetzt in einem Pressegespräch den Band vor, der in der Reihe „Kulturlandschaft Schaumburg“ erschienen ist. Die Teilnehmer der Stadthäger Fachtagung haben ihre Ansätze und Erkenntnisse wissenschaftlich ausgearbeitet, erweitert wurde das Buch durch einige andere relevante Themen. Regional interessant sind die vielen Bezüge zu Stadthagen und zum Schaumburger Land, die sich in den Veröffentlichungen widerspiegeln. Band wird in vier Sektionen gegliedert: Allerdings besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Denn: „Es gibt noch viel Potenzial für weitere Forschungen“, sagt Seegers. Der Themenkomplex sei bisher in der Wissenschaft eher stiefmütterlich behandelt worden. Das bestätigt Brüdermann: Auch im Landesarchiv gebe es kaum relevante Bestände. Inhaltlich gliedert sich der Band in vier Sektionen. Einleitend geht es um den „Struktur- und Kulturwandel auf dem Lande“. Im nächsten Abschnitt treffen „Religion und Tradition“ aufeinander. Beleuchtet werden unter anderem die Rollen der Kirche und der Heimatbewegung während der Umbrüche der 1968-er Jahre. Auch interessant: "Saschis letzte Reise“: Lehrerin schreibt Roman über die letzten Momente mit ihrem Ehemann Ratsgymnasium als Beispiel für Schülerproteste im Schaumburger Land: Im Themenblock „Gender, Generation und Umwelt“ werden neben der Frauen- und Umweltbewegung auch Themen behandelt, die besonders in Stadthagen auf Interesse stoßen werden. Am Beispiel des Ratsgymnasiums arbeitet Lisa Tanten die Schülerproteste im Schaumburger Land auf. Seegers erläutert den Hintergrund: Der damalige Schulleiter Heinrich Stracke habe die Entwicklungen an seiner Schule, damals übrigens der größten in Niedersachsen, ausführlich dokumentiert. Ähnliche Materialien fehlten in Bückeburg oder Rinteln. Zum Durchstöbern: Lieblingsorte: Hier sind die Schaumburger am liebsten Was aber nicht heiße, dass es am Adolfinum oder Ernestinum keine politische Öffnung der Schülermitverwaltungen geben habe. So hätten die eher liberal geprägten „Arbeitsgemeinschaften demokratischer Schüler“ aus Bückeburg und Rinteln auf Stadthagen ausgestrahlt. Zeithistorikerin forscht nach alternativen Wohnformen: Abschließend wird im Buch auf „Alternative Lebensformen in Ost und West“ eingegangen. Aus regionaler Sicht ist hier der Beitrag von Lu Seegers „Zwischen Landkommune und Land-WG“ besonders interessant. Sternschnuppennacht: Sternschnuppennacht: So sahen die Perseiden über Schaumburg aus Die Zeithistorikerin hat darin alternativen Wohnformen im Schaumburger Land nachgeforscht. Exemplarisch werden die Projekte der Brüder Dankwerth in Wölpinghausen sowie von Anne Näfe und Wolfgang Schimke in Beckedorf vorgestellt. Das Buch: „1968 – Gesellschaftliche Nachwirkungen im Lande“ wurde von Lu Seegers herausgegeben und ist als Band 23 in der Reihe Kulturlandschaft Schaumburg im Wallstein Verlag erschienen. Es kostet 22 Euro und ist ab 17. August über den Buchhandel zu beziehen. ISBN 978-3-8353-3457-1. Von Karsten Klaus