Schaumburg: Landwirte kritisieren Ausscheren des Nabu

Das Volksbegehren „Artenvielfalt“ des Naturschutzbundes (Nabu) ist aktuell omnipräsent. Überall im Land sind die Ortsgruppen unterwegs, um Unterschriften zu sammeln. Den „Niedersächsischen Weg“ kennen hingegen wohl nur die wenigsten. Landesregierung, Landwirtschaft und Naturschutz (Nabu und BUND) haben eine Vereinbarung über mehr Naturschutz und Artenvielfalt abgeschlossen. Worum geht es dabei? Ziel ist es, den drohenden Artenschwund zu stoppen und mit einem Ausgleich für die Landwirtschaft Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu erhalten. Das Landvolk und die Initiative „Land schafft Verbindung“ (LSV) kritisiert nun das „Ausscheren“ des Nabu. Tatsächlich begründet der Naturschutzverein auf seiner Internetseite das Volksbegehren so: „Aktuell wird die Naturschutzgesetzgebung in Niedersachsen überarbeitet. Es wird voraussichtlich keine wirkliche Verbesserung geben.“ Niedersächsischer Weg löst zwiespältige Gefühle bei Schaumburger Landwirten aus Dieses Vorgehen des Nabu ist für Julia Holzgräfe vom LSV Schaumburg unverständlich. Schließlich sei der „Niedersächsische Weg“ angelehnt an das Volksbegehren. „80 Prozent der dort geforderten Maßnahmen haben wir aufgegriffen. Zusammen mit den Naturschutzverbänden haben wir eine Kompromisslösung erarbeitet.“ Ohne die Branche, die die Maßnahmen umsetzen müsse – die Landwirte – gehe es nicht. Dass so viele Akteure an einem Tisch sitzen, sei ein einmaliges Vorgehen in Deutschland. LSV Schaumburg stellt sich der Diskussion: Bei der Unterschriftensammlung des Nabu Rodenberg auf dem Amtsplatz vor einer Woche hatte der LSV auch einen Stand aufgebaut. „Wir sind unterwegs und stellen uns der Diskussion“, sagt Holzgräfe. Mit dabei war auch Landwirt Heiko Bothe aus Hagenburg, der von einer zeitweise „aufgeheizten Stimmung“ berichtet. Auch Bothe ist im Gespräch seine Wut noch anzumerken. „Immer hat die Landwirtschaft an allem Schuld. Wir wollen das so nicht mehr hinnehmen.“ Beide berichten aber auch von guten Gesprächen, die sich dadurch entwickelt haben. Die Landwirte wollen im ganzen Landkreis Gesicht zeigen bei den Aktionen des Nabu. „Wir wollen, dass man mit uns spricht“, betont Holzgräfe. Schließlich gehe es um die Zukunft der kleinen Familienbetriebe. Wenn es weiter so gehe mit den hohen Auflagen, könnten solche Betriebe, die ebenfalls am Weltmark handeln müssen, nicht mehr bestehen. „Wenn Deutschland dort eine Sonderrolle einnimmt, gehen wir vor die Hunde“, betont Holzgräfe, die selbst einen Hof in Hessisch Oldendorf hat: „Da überlegt man sich, ob man das weitermacht.“ Grünen-Bundestagsabgeordnete sieht in Vorgehen keinen Widerspruch: Für die Grünen-Bundestagsabgeordnete Katja Keul ist das Vorgehen des Nabu hingegen kein Widerspruch. Die Grünen unterstützen das Volksbegehren. Mit dem Volksbegehren solle Druck ausgeübt werden, um bei den Einigungsgesprächen zwischen Land, Landwirten und Naturschutzverbänden das bestmögliche Ergebnis zu erzielen – im Sinne der Natur. Jörg Rummel, Vorstandsmitglied des Nabu Schaumburg, ist ein Kritiker der Landesinitiative und macht deutlich, was er davon hält: „Die wollen uns ruhigstellen.“ Die Agenda des „Niedersächsischen Weges“ beinhaltet 15 Punkten, die in Arbeitsgruppen zu konkreten Maßnahmen verhandelt werden. Zum Beispiel soll bei der Bewirtschaftung von Feldern, die neben Gewässern verlaufen, ein breiter Randstreifen stehen gelassen werden. Im Gegenzug sollen die Betriebe eine faire Bezahlung für die daraus resultierenden Mindererträge erhalten. von Mira Colic Was zwei junge Bauern aus Schaumburg über ihren Beruf denken Zuckerrüben in Schaumburg: Vermiest brasilianischer Rohrzucker jetzt das Geschäft? Grüne Kreuze in Lindhorst: Bauern befürchten Hof-Sterben