So gehen Schaumburger Landwirte mit der Gefahr der Geflügelpest um

Immer wieder kommt es auch in Niedersachsen zu Ausbrüchen der bei Landwirten gefürchteten Geflügelpest. Bisher ist Schaumburg glimpflich davongekommen. Doch wie groß ist die Sorge bei hiesigen Hühnerhaltern? Für Henning Wecke, der in Heeßen Freilandhennen in einem Mobilstall hält, gehört das Risiko dazu: „Wir machen das sechs Jahre lang. Letzten Endes kann man nicht viel tun und muss mit der Gefahr leben.“ Lesen Sie auch: Nach 17 Jahren kommen die Akten zur Flurbereinigung Sachsenhagen ins Archiv Auch wenn sich Freilandhühner besonders schlecht schützen ließen, da sie die meiste Zeit draußen sind und dadurch natürlich leicht in Kontakt mit Wildvögeln kommen, wirkt er nicht allzu beunruhigt. Denn die meisten Ausbrüche würden nicht bei Legehennen, sondern in Putenmastbetrieben auftreten. „Wenn die Hühner das Virus haben, ist es aber natürlich große Scheiße. Das bedeutet mindestens ein Jahr lang hohe Kosten und keine Einnahmen“, fügt der Landwirt an. Um seine Tiere nicht unnötig zu gefährden, halte er Hygieneregeln ein. So vermeide er den Kontakt zu Wildvögeln und lasse keine betriebsfremden Personen an die Hühner. Gefahr durch Vogelzug: Ähnlich geht Timo Zimmermann aus Bückeburg, der ebenfalls Freilandhennen in einem Hühnermobil hält, mit der Situation um. Größere Gefahr sieht er demnächst auf seine Tiere zukommen, wenn die Zugvögel aus ihrem Winterquartier zurückkehren: „Wir liegen hier direkt in Richtung Gevattersee. Also quasi in der Einflugschneise der Gänse.“ Netze, wie sie einige Kollegen über den Auslauf der Hühner spannen würden, seien kein ausreichender Schutz – durch die Löcher könnte immer noch der Kot der überfliegenden Wildvögel fallen und das Virus mitbringen. Vor Weihnachten sei die Lage aber dramatischer als im Moment gewesen. Vorsorglich habe er deshalb damals – in Absprache mit dem Veterinäramt – eine zweiwöchige Stallpflicht geprobt. Im Ernstfall wäre dies die einzige Maßnahme, die relativ große Sicherheit bieten könnte. Schaumburg keine Geflügelhochburg: „Das hat gut geklappt. Aber es würde einen massiven Mehraufwand für mich bedeuten. Die Hühner müssten nämlich ständig beschäftigt werden, wenn sie nur im Stall sind“, sagt Zimmermann. „Schaumburg ist zwar keine Geflügelhochburg, aber auch hier sind die Landwirte in Hab-Acht-Stellung“, sagt Henning Brünjes, der Geschäftsführer des Landvolks Weserbergland. Wichtig sei es, Hygienemaßnahmen einzuhalten, zum Bespiel, dass sich der Tierarzt vor dem Besuch bei den Tieren umziehe und seine Schuhe desinfiziere. „Die Halter sind in ihrem eigenen Interesse elektrisiert, dass dies eingehalten wird.“ Einen Schritt weiter musste Wilhelm Rust aus Altenhagen aber bereits im November gehen. Da sein Betrieb nah am Steinhuder Meer – und damit in der Einflugschneise vieler Wildvögel – liegt, hatte der Landkreis vorsorglich eine Stallpflicht angeordnet. Fast drei Monate sind seine Hühner nun hauptsächlich im Stall. Ebenfalls interessant: Sieben Anzeichen, dass jetzt der Frühling in Niedersachsen beginnt „Wider Erwarten geht es ihnen im Moment recht gut. Sie rupfen sich noch nicht. Aber man merkt, dass sie sich nicht wohl fühlen. Sie legen zum Beispiel etwas weniger Eier“, sagt Rust. In einem eingezäunten und mit einem Zelt überdachten Außenbereich würden sie aber immerhin etwas Frischluft schnappen können. Um sie ein wenig zu beschäftigen und ihnen etwas zum Picken zu geben, gebe er ihnen immer mal wieder einen Salatkopf, einen halben Kürbis oder rote Beete. Stallpflicht seit November: „Die Sorge ist natürlich schon sehr groß. Man muss jederzeit mit einem Eintrag rechnen“, sagt Johann Böse vom Geflügelhof Böse Brummershop in Seggebruch. Seit dem 20. November sind auch seine Freilandhühner auf Anordnung des Veterinäramtes nur noch im Stall – das Risiko sei zu groß, da sein Hof nah am Naturschutzgebiet und einigen Teichen sowie Seen liege, die Zugvögel als Rastplatz nutzen würden. Einen hundertprozentigen Schutz böte aber auch die Aufstallung nicht. Daher versuche er alles, um einen Eintrag durch den Menschen zu verhindern: „Wir desinfizieren die Hände, ziehen neue Schuhe und einen neuen Arbeitsoverall an, bevor wir in den Stall gehen“, erklärt der Landwirt. Lesen sie ebenfalls: K+S will Salzwasser über Mittellandkanal transportieren Seinen Tieren gehe es im Moment auch in dieser Situation gut. In einer Art Wintergarten, den man sich wie eine große Voliere vorstellen kann, bekommen sie frische Luft und Beschäftigung: „Wir geben ihnen Stroh, Luzerne und Picksteine in den Wintergarten, um sie zu beschäftigen. Das ist ein erhöhter Arbeitsaufwand, aber für das Tierwohl nehmen wir das gerne in Kauf.“ Auch wenn schwer einzuschätzen sei, wann genau das Infektionsgeschehen abflaue, liegen seine Hoffnungen auf Frühling und Sommer – dann gingen die Fallzahlen meist deutlich zurück. Von Lars Grimpe