Stallpflicht wegen Vogelgrippe in Schaumburg: So gehen Halter damit um

Sie kommt so ungelegen wie selten, doch wirklich unerwartet kommt sie nicht: Nachdem zunächst in Hohenrode und wenige Tage später auch in Stadthagen ein mit dem Geflügelpest-Virus infizierter toter Vogel aufgefunden wurden (wir berichteten), gilt derzeit für Geflügel im gesamten Landkreis die Stallpflicht. Lesen Sie auch: Rintelns Brieftauben: Training für neue Saison läuft „Sämtliches im Landkreis Schaumburg gehaltenes Geflügel (zum Beispiel Hühner, Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten und Gänse) ist ab sofort ausschließlich in geschlossenen Ställen oder unter einer Vorrichtung, die aus einer überstehenden, nach oben gegen Einträge gesicherten dichten Abdeckung und mit einer gegen das Eindringen von Wildvögeln gesicherten Seitenabgrenzung bestehen muss (Schutzvorrichtung), zu halten“, heißt es in der am 17. März vom Kreis erlassenen „Tierseuchenbehördlichen Allgemeinverfügung“, die sich juristisch auf §§ 37 und 38 des Tiergesundheitsgesetzes und auf § 13 der Verordnung zum Schutz gegen die Geflügelpest beruft. Hühnerhalter nicht überrascht: Überrascht zeigen sich die heimischen Rassegeflügelzüchter vom „Hühner-Lockdown“ nicht. „Wir haben die Entwicklung lange kommen sehen, nachdem es seit dem Jahreswechsel immer wieder Meldungen aus ganz Norddeutschland gab“, berichtet Marco Struckmann, Schriftführer im Geflügelzuchtverein Obernkirchen und stellvertretender Vorsitzender im Kreisverband Schaumburger Rassegeflügelzüchter. Schon früher habe man die Mitglieder umfassend über die Risiken und die erforderlichen Maßnahmen im Falle eines Ausbruchs informiert. Wichtig seien dabei insbesondere die vom Land Niedersachsen erlassenen Verhaltensregeln für Kleinbetriebe mit einer Zahl von unter 1000 Tieren sowie Geflügelhobbyhaltungen. Mehr zum Thema: Geflügelpest breitet sich im Landkreis Schaumburg aus Darin sind unter anderem die Verwendung von Desinfektionsmatten vor dem Eingang von Stallungen und das Führen eines Bestandsregisters geregelt. Wer keine Möglichkeit für eine echte Stallunterbringung habe, könne den Auflagen auch gerecht werden, wenn er das Gehege mit einem engmaschigen Draht überdecke, erklärt Marco Struckmann und verweist auf den entsprechenden Wortlaut der Kreis-Verfügung. Diese Abdeckung müsse ein Eindringen von Wildvögeln jeglicher Art sicher verhindern. Auch für Manfred Dralle, den ersten Vorsitzenden des Rassegeflügelzuchtvereins Bückeburg, ist die vom Landkreis Schaumburg verhängte Stallpflicht keine Überraschung: „Das war aufgrund der Entwicklung in anderen Landkreisen schlicht und einfach abzusehen.“ Auch „Kampmeiers Hofladen“ in Rinteln-Uchtdorf konnte sich schnell auf die neue Verfügung einstellen. Da der Hof neben Hühnern vor allem Schweine und Rinder hält, waren zum Glück genügend Unterbringungsmöglichkeiten für das Geflügel vorhanden. Stallpflicht bedeutet Mehrarbeit: Ein Stall musste nur etwas umgerüstet und eingestreut werden, erläutert Irene Kampmeier gegenüber dieser Zeitung. „Die Stallpflicht bedeutet allerdings viel Mehrarbeit“, erklärt sie, denn der Hühnerstall muss zum Beispiel per Hand gemistet und eingestreut werden. Einfacher ist es, wenn das Geflügel – im Normalfall – draußen scharren, laufen und picken kann. „Wir hatten uns schon auf so eine Situation eingestellt“, sagt Irene Kampmeier. Dass die Stallpflicht in Schaumburg bald wieder aufgehoben wird, damit rechnet sie nicht. Bereits seit dem 4. März gilt im gesamten Regierungsbezirk Detmold – und somit auch im direkt benachbarten Kreis Minden-Lübbecke – die Stallpflicht, nach dem Fund einer infizierten toten Wildgans an den Koldinger Teichen folgte am 8. März die Region Hannover. Von Johannes Pietsch und Marieluise Denecke