Jugendbeirat der Samtgemeinde Lindhorst: So läuft es ein Jahr nach der Gründung

Seit gut einem Jahr hat die Samtgemeinde Lindhorst inzwischen einen Jugendbeirat. Doch bisher ist dieser nicht in Erscheinung getreten. Und nun geht dem Gremium auch noch der Vorsitzende Matthias Werner verloren. Der 20-Jährige will wegen eines Studiums die Samtgemeinde verlassen. Auch von zwei der „theoretisch sechs Mitglieder“ hätte man nach den ersten Treffen nichts mehr gehört, sagt Werner. Vorsitzender geht - wie es weiterlaufen soll, ist offen: „Ich muss mit meinem Stellvertreter sprechen, wie wir weitermachen“, kündigt Werner an, der die Passivität des Beirates unter anderem mit den Umständen der Corona-Pandemie erklärt. Dennoch gibt er zu, dass das Gremium auch in sozialen Netzwerken nicht sonderlich aktiv war. Es habe eine Methode gefunden werden sollen, mit der der Beirat die Jugendlichen der Samtgemeinde erreichen kann, das habe nicht geklappt. „Das hat sich komplizierter gestaltet als angenommen“, vor allem wegen des Datenschutzes, sagt er. Zweck der Kontaktaufnahme sollte es sein, ein Meinungsbild bei den Jugendlichen einzuholen. Der Jugendbeirat hatte im vergangenen Jahr einen Instagram-Auftritt eingerichtet. Die Seite hat 94 Abonnenten. Allerdings sind bisher nur zwei Beiträge veröffentlicht worden. Konkrete Projekte haben die Mitglieder des Beirates bisher nicht in Angriff genommen. Diskussion im Samtgemeinderat: Wäre mehr Unterstützung nötig gewesen? Die Politiker des Samtgemeinderates geben sich zum Teil die Mitschuld daran, dass das Gremium noch nicht richtig Tritt fassen konnte. „Ich denke schon, dass die mehr Unterstützung brauchen“, meint CDU-Fraktionsvorsitzender Sven Unruh, dass die Ratsmitglieder den Jugendlichen stärker unter die Arme greifen müssten. Durch Corona sei es für den Jugendbeirat außerdem schwierig gewesen, zeigt Unruh Verständnis für die Situation. Dennoch erwarten die Ratsvertreter auch Initiative. „Es ist immer auch eine Frage der eigenen Motivation“, findet SPD-Sprecher Horst Schimmelpfennig. Hätten Politiker oder Verwaltung sich eingemischt, wäre das vielleicht als Gängelei gewertet worden, befürchtet er. Jedenfalls sei es auch nicht fair, den Schwarzen Peter jetzt Politik und Verwaltung zuzuschieben. Lindhorster Verwaltung hat Hilfe angeboten: Die Verwaltung habe dem Beirat ihre Unterstützung sogar explizit angeboten, sagt Samtgemeindebürgermeisterin Svenja Edler. So sei dem Gremium vorgeschlagen worden, seine Belange auf der Internetseite der Samtgemeinde zu veröffentlichen. „Wir haben aber nichts bekommen.“ Allerdings räumt die Verwaltungschefin ein, dass die Jugendbeiratsmitglieder nicht zu den Sitzungen der Ausschüsse und Räte eingeladen werden. Dies gelte im Übrigen auch für den Senioren- und Behindertenbeirat und dieser stehe dennoch ständig in Kontakt mit der Samtgemeinde. „Vielleicht gibt es gar nicht den Bedarf“, denkt Edler über diese Form der Jugendvertretung, die noch in der Amtszeit ihres Vorgängers eingerichtet worden war. So stehen die Samtgemeinde-Politiker zum Jugendbeirat: „Der Beirat macht nur Sinn, wenn man jemanden hat, der wirklich dahintersteht“, sagt Ulf Dönau, Sprecher der Grünen, auf deren Antrag die Einrichtung des Gremiums zurückgeht. „Es ist weniger gekommen als erhofft“, gibt er zu. „Vielleicht muss ich mir auch den Vorwurf machen, nicht genug darauf geachtet zu haben“, räumt er ein. Aber sicher habe auch Corona die Arbeit gelähmt. Lindhorster Jugendbeirat nimmt die Arbeit auf Beirat kommt: Lindhorsts Jugend redet mit Lindhorst: Jugendliche wollen mitbestimmen „Auch während Corona kann man sich einbringen“, findet Christoph Homeier, Sprecher der Gruppe WGL PLUS, der sich ebenfalls mehr Eigeninitiative der Jugend gewünscht hätte. Er ist nicht nur Sprecher der Gruppe im Samtgemeinderat, sondern auch Ratsherr in Heuerßen. Die Gemeinde habe die Vertreter des Beirates beispielsweise zu Sitzungen eingeladen – ohne dass jemand erschienen sei. Matthias Hinse (Die Linke) stellt den Beirat als Form der Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen grundsätzlich infrage. „Das kannst du mit alten Leuten machen, ich habe vier Kinder und die sind engagiert, wollen aber nicht diese Strukturen haben. Die Plattform ist die verkehrte.“ Er plädiert dafür, Kinder in Vereinen und Schulen nach ihren Ideen zu fragen und dann diejenigen zu motivieren, die diese umsetzen wollen. Dönau, der ohnehin vor hatte, nach den Ferien Kontakt zum Jugendbeirat aufzunehmen, will jetzt schauen, wie es weitergehen könnte. „Ich fände es schade, wenn die Jugendlichen ihr Sprachrohr nicht finden würden“, sagt er. „Wenn es bisher nicht funktioniert hat, muss man gucken: Woran lag es?“, schlägt Sven Unruh vor, zunächst die Ursachen dafür zu untersuchen. Von Babette Jakobs