Lockdown trifft Betriebe in den Samtgemeinden hart

Ein Ende des Lockdowns ist nicht in Sicht – genauso wenig wie ein Ende der Sorgen von Händlern und anderen Gewerbetreibenden in und um Sachsenhagen, Lindhorst und Co. „Wir werden viele Mitglieder verlieren, einfach weil die Betriebe nicht mehr existieren“, sagt Ingo Jerchel, Vorsitzender des Gewerbevereins Sachsenhagen. Es hätten bereits zwei Unternehmen aus dem Bereich Kosmetik und Fußpflege und ein Friseursalon aufgeben müssen. „Für Dienstleister ist es eine absolute Katastrophe. Die können im Moment gar nichts tun“, sagt Jerchel. Immerhin gehe es aber den Handwerksbetrieben gut. Mehr Opfer zu erwarten: Teilweise hätten sie so viele Aufträge wie lange nicht. Da unter den Mitgliedern viele Handwerker wären, sei die Lage bei etwa 50 Prozent gut und bei der anderen Hälfte höchstkritisch. Bedrohlich sei die Lage zum Beispiel auch in der Gastronomie. Die Restaurantbetreiber würden zwar Essen zum Mitnehmen anbieten, das könne aber den Umsatzrückgang keineswegs auffangen. „Ein großer Teil des Gewinns wird mit Getränken gemacht. Da fällt im Moment natürlich viel weg“, fügt der Vorsitzende an. Wenn die jetzigen Maßnahmen noch lange weitergehen – da sei er sich sicher – würden weitere Betriebe der Krise zum Opfer fallen. Auch bei seinem eigenen Unternehmen, einer Kfz-Werkstatt, spürt er einen deutlichen Umsatzrückgang: „Wenn die Leute alle im Homeoffice sind, fahren sie weniger mit ihren Autos. Da fällt für uns in der Wartung und Reparatur natürlich auch weniger Arbeit an“. Lesen Sie auch: Weil will Corona-Lockdown verlängern Onlinehandel wirbt Kunden ab: Er bedauere es zwar, aber da physische Versammlungen im Moment unmöglich sind, könne der Verein in dieser Situation kaum etwas für seine Mitglieder tun. Torsten Schmidt, Vorsitzender des Handel- und Gewerbevereins Lindhorst, habe noch nichts von Corona-bedingten Pleiten unter den Mitgliedern des Vereins gehört – „glücklicherweise“, wie er anfügt. Dennoch träfe auch sie der zweite Lockdown hart. Besonders große Sorgen würden sich die Mitglieder um die langfristige Kundenbindung machen: „Viele haben Angst, dass die Kunden, die jetzt den Online-Handel kennengelernt haben, nicht mehr zurückkommen.“ Im Moment versuche er, digital den Kontakt zu den Unternehmern zu halten. Im vergangenen Jahr wurden die Mitgliedsbeiträge deutlich reduziert, „weil jeder Händler in dieser Zeit jeden Euro zwei Mal umdrehen muss“, wie Schmidt anfügt. Diese Maßnahme könnte in 2021 verlängert werden – der Vereinsvorstand will zumindest darüber beraten. Viele Bürger müde von der Pandemie: Viele Monate könne die aktuelle Situation nicht mehr gut gehen. Einige Betriebe würden sonst nicht mehr öffnen können, wenn sie dürften. Die Samtgemeindebürgermeisterin von Lindhorst, Svenja Edler (SPD), spüre unterdessen, dass viele Menschen pandemie- und einschränkungsmüde geworden seien – auch wenn sie sich gut an die Maßnahmen halten würden. Die Unternehmer vor Ort bräuchten aber unbedingt eine Perspektive. „Ich wünsche mir, dass alle durch die Krise kommen. Und sei es ramponiert und mit einem blauen Auge. Aber ob dieser Wunsch in Erfüllung geht, kann ich im Moment nicht sagen“, bilanziert Torsten Schmidt. Trotz allgemeinen Stillstands mache sich der Verein schon erste Gedanken, wie der Neustart bestmöglich befeuert werden könnte. Das aus den vergangenen Jahren bekannte Ostergewinnspiel gebe es vielleicht auch dieses Jahr wieder. Ähnlich wie in den anderen Samtgemeinden schätzt Ditmar Köritz (SPD), Bürgermeister der Samtgemeinde Nienstädt, die Lage bei ihm vor Ort ein. Es gebe Bereiche, denen es gut gehe, wie den Grundversorgern im Einzelhandel, und es gebe die Dienstleister und viele kleine Betriebe, die stark unter der Schließung litten. Nachrichten von pandemiebedingten Pleiten im zweiten Lockdown hätten ihn bisher aber nicht erreicht. Hoffen auf Solidarität: In der Samtgemeinde Niedernwöhren zeige sich laut Bürgermeisterin Aileen Borschke eine ähnliche Situation. „Wir haben hier weniger Industrie und mehr Betriebe im Bereich Handel und Dienstleistung. Da geht es natürlich vielen nicht gut“, so Borschke. Sie hoffe, dass die Menschen in dieser Zeit Solidarität untereinander zeigen und die Bestell- und Abholangebote der örtlichen Gastronomen und anderen Händler nutzen. Von dauerhaften Schließungen habe sie bisher nichts gehört. Mehr zum Thema: Freizeit- und Dienstleistungsbetriebe ringen nach drei Monaten Lockdown um die Existenz von Lars Grimpe

Lockdown trifft Betriebe in den Samtgemeinden hart - erste Schließungen