Darum wird nichts aus dem Autokino in Bad Nenndorf

Begründung: Die Saatkrähen ganz in der Nähe könnten gestört werden. Sämtliche Genehmigungen hatte KurT-Geschäftsführer Benjamin Lotz bereits vorliegen, wie er auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte. Nur die Untere Naturschutzbehörde musste noch grünes Licht geben. Eine Großbildleinwand hätte bis zum 31. August auf der Wiese gestanden. Die Verfügbarkeit war kein Problem. Denn Lotz hat Kontakt zu einer Firma, die auf diese Technik spezialisiert ist. Dann kam das Nein aus Stadthagen. Zu nah am Mini-Wäldchen: Die Leinwand hätte zu nah an dem Mini-Wäldchen gestanden, das sich die Saatkrähen schon vor Jahren als Habitat ausgesucht hatten. Auch die an- und abfahrenden Autos hätten zusätzlichen Lärm bedeutet. Der KurT-Chef wunderte sich über die Absage, denn auch auf dem Parkplatz des E-Centers und des Aldi-Marktes herrsche ständig Verkehr. Noch mehr Geräuschbelästigung gehe von der B 65 und der A 2 aus. Was Lotz ebenfalls verblüffte: Das Unternehmen Möbel Heinrich darf auf der Wiese in Abstimmung mit dem Naturschutz einen Werbeturm und eine bis zwölf Meter hohe Lagerhalle errichten. Die Kinoleinwand wäre nur neun Meter hoch gewesen, die Krähen nisten sogar in 28 Metern Höhe. Also hakte Lotz noch einmal nach und zählte diese Punkte auf. Außerdem bot er einen Abstand von 50 Metern zu dem Krähenwald an. Doch es blieb beim Veto. Kreissprecherin Anja Gewald begründet die Haltung der Behörde auf Anfrage damit, dass die Saatkrähe an sich eine streng geschützte Art und die Kolonie mit ihren mehr als 200 Paaren von herausragender Bedeutung sei. Momentan sei Brutzeit, was den Schutzstatus noch verstärke. Der Turm- und der Hallenbau müssten ebenfalls außerhalb dieser Phase erfolgen. Den scheinbaren Widerspruch, dass die Krähen Lärm von B 65, Parkplatz und A2 ausgesetzt seien, aber die Geräusche zusätzlicher Autos nicht vertragen würden, erläutert Gewald so: Die permanenten Immissionen, die die Tiere gewohnt sind, stören sie nicht. Aber es wären „unregelmäßige und plötzliche Störungen“ hinzugekommen. Und deren Auswirkungen seien nicht abschätzbar. Außerdem wäre der Kinobetrieb in die Dämmerung und die frühe Nacht gefallen. Saatkrähen seien tagaktiv und bräuchten nachts ihre Ruhe. Flugblätter mit Theorien zur Corona-Krise in Bad Nenndorf verteilt Nenndorfer Corona-Hilfspaket: Bisher sieben Anträge von Firmen gestellt Wegen Corona: Spendenlauf statt Kurparklauf in Bad Nenndorf „Wir akzeptieren die Entscheidung, ich bin aber schon enttäuscht“, sagt Lotz. Wobei er vom Nabu erfahren habe, dass Saatkrähen bewusst Lebensräume in Gewerbegebieten suchten. Und dass die Krähen einst auch eine Großraum-Diskothek in ihrer unmittelbaren Nähe duldeten, wo auch nachts Autos an- und abfuhren. Gemeint ist das Crystal Palace beziehungsweise der Phoenix Parc. Das Auto sei in der Corona-Zeit die einzige Alternative, den Nenndorfern etwas Unterhaltung zu bieten. „Und dafür sind wir hier“, betont der KurT-Chef. Es sei mehr als nur Kino geplant gewesen. Auch Comedy, Konzerte lokaler Bands und Trauungen waren Teile des Konzepts. Gezielt sei es um Unterhaltung aus Nenndorf für Nenndorfer gegangen. Keine Alternative: Wobei das Kino wohl wegen der Nähe zu A 2 und B 65 auch externe Gäste angezogen hätte. Genauso enttäuscht zeigt sich Stadtdirektor Mike Schmidt. „Es wäre eine Chance gewesen, für Nenndorf in der aktuellen Krise etwas zu bieten“, sagt Schmidt. Leider stehe keine alternative Fläche zur Verfügung. Der Hallenbadparkplatz könne nicht dauerhaft gesperrt werden, nennt Lotz ein Beispiel. Und die Felder seien längst bestellt. Von Guido Scholl

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