Deshalb ist die Umwandlung von Brachen zu Wohnraum kompliziert

Grundsätzlich ist das Nutzen innerörtlicher Baulücken ein Muss. Laut Raumordnung sind Kommunen verpflichtet, dieses Instrument anzuwenden, ehe sie sich nach externen Erweiterungsflächen umschauen. Daher setzten in den politischen Diskussionen zu dem Thema Stadtentwicklung vor allem die Wählergemeinschaft und die Grünen auf diese Vorgehensweise, da beide Fraktionen einem Neubaugebiet kritisch gegenüberstehen. Leerstände sollen genutzt, Freiflächen sollen gefüllt werden: Innenverdichtung meint sowohl das Füllen von Leerständen als auch die Nutzung von Freiflächen für neuen Wohnraum. Dabei gibt es zwei aktuelle Projekte: Am Harrenhorst sollen sechs Mehrfamilienhäuser auf der Wiese um das ehemalige Pflegeheim und auf dessen Grundfläche entstehen. An der Rudolf-Albrecht-Straße plant ein Investor den Bau von Reihenhäusern auf dem brach liegenden Ex-Telekom-Gelände. Vor allem das Harrenhorst-Vorhaben stößt bei Anliegern auf Gegenwehr. Wie kann Wohnraum innerorts Bad Nenndorfs geschaffen werden? Politiker verlieren die Geduld mit dem Inhaber des Harms-Geländes So soll Bad Nenndorf mehr bezahlbaren Wohnraum bekommen Boom: Nenndorf wächst Mieten in Bad Nenndorf steigen und steigen An anderer Stelle hakt es mit der Nachnutzung einer Brache. Denn der Eigentümer des Harms-Geländes an der B 65 ist derzeit nicht zum Verkauf bereit. All dies zeigt, dass Innenverdichtung – auch innerstädtische Nachverdichtung genannt – kein Selbstläufer ist. Einerseits braucht es Investoren, andererseits sind nicht alle Planungen willkommen. Außerdem müssen Käufer und verkaufswillige Eigentümer von Flächen und leeren Gebäuden zusammengebracht werden. Ingenieur rät dazu, einen Kümmerer mit dem Thema zu betrauen: Im Bauausschuss riet Ingenieur Georg Seibert, der derzeit eine Wohnentwicklungs-Analyse für die Kurstadt erarbeitet, dazu, einen Kümmerer zu beauftragen, der alle wertvollen Informationen zum Thema Innenverdichtung sammelt. Die Stadt erstellt zudem derzeit ein Kataster, das in dem Sinne eine Datenbank bilden und alle Leerstände und Brachen auflisten soll. Ein Kümmerer könnte die Ohren offenhalten, um zu erfahren, welche Eigentümer dort notierter Grundstücke zum Verkauf bereit sind. Diese von der Stadt beauftragte Person könnte darüber hinaus Kontakte zu Investoren herstellen, sollte ihr ein neues Verkaufsangebot bekannt sein. Weil der Boom nicht ewig anhält, spielt auch die Zeit eine Rolle: Allerdings beschrieb Seibert die Innenverdichtung als arg beschränkt. Dieser Aspekt eigne sich kaum dazu, das Wohnraumpotenzial auszuschöpfen, das sich für Bad Nenndorf angesichts von Nachfrage und Attraktivität ergibt. Denn es sei nicht planbar, ob und wann sich ein Eigentümer zum Verkauf eines Grundstücks oder Gebäudes entschließt. Auch Investoren-Tätigkeiten können nicht exakt vorhergesehen werden. Und da der Bauboom Experten zufolge nicht ewig anhält, ist auch ein gewisses Zeitfenster zu beachten. Einen Innenverdichtungs-Kümmerer schloss die Politik dennoch nicht rundweg aus. Genaueres soll dazu aber erst noch erörtert werden. von Guido Scholl

Innenverdichtung - Deshalb ist die Umwandlung von Brachen zu Wohnraum kompliziert