Streit um Lindenallee in Bad Nenndorf: Entscheidung noch nicht gefallen

Der jüngsten Bauausschusssitzung haben Anlieger der Lindenallee quasi einen weiteren Tagesordnungspunkt hinzugefügt. Denn in der Einwohnerfragerunde wurde vehement für den Erhalt der dortigen Bäume gekämpft. Aus Sicht der Verwaltung hätte das Thema eigentlich problemlos vertagt werden können – doch es ging hoch her. Wie berichtet, hatte sich Birgit Wehmhoyer nach einer E-Mail der Verwaltung dafür eingesetzt, dass die Bäume bei der Sanierung der Straße erhalten bleiben. Die Sitzung verfolgten etwa ein Dutzend Zuhörer mit demselben Anliegen. Eine Frau sagte, dass sie mit Schrecken gelesen habe, dass die Bäume ersetzt werden sollen. Sie schlug vor, für die Wasserversorgung Drainagen anzulegen. Entscheidung über Verbleib der Bäume noch nicht gefallen: Baufachbereichsleiterin Annette Stang betonte, dass es noch keinen Beschluss gibt, die Bäume zu fällen. Die letzte Diskussion dazu sei fünf Jahre alt. Seinerzeit sei „ein Bauantrag nach dem anderen“ für die Straße eingegangen, weshalb beschlossen worden war, die Allee erst zu sanieren, wenn alle Arbeiten abgeschlossen sind. Ein Baumkontrolleur untersuche die Bäume regelmäßig. Ihm zufolge seien die Gewächse alle in der Altersphase. „Wie werden politisch beraten müssen, ob es Sinn macht, einzelne Bäume zu ersetzen oder alles neu zu machen und einen gleichmäßigen Alleecharakter zu haben“, sagte Stang. Die Verwaltung habe letztgenannte Variante empfohlen, um ein einheitliches Bild zu schaffen. Werden die Bäume vernachlässigt? „Da wird kein Baum gefällt, so lange ich hier stehe“, polterte Wehmhoyer. Sie erinnerte an eine Begehung 2015, bei der es Tenor gewesen sei, die vorhandenen Linden zu pflegen, die Parkflächen zu sanieren und fehlende Bäume zu ersetzen. „Es werden seit vier Jahren keine Bäume mehr gepflegt“, sagte sie und verwies auf Misteln. Sie habe den Eindruck, dass die Bäume systematisch verwahrlosen sollen, damit sie weg können. Sie forderte Lösungsvorschläge und eine Beteiligung der Bürger. Schmidt entgegnete, dass der von ihr skizzierte Beschluss obsolet sei, weil er – aus den von Stang ausgeführten Gründen – im Verwaltungsausschuss gekippt worden war. Dieser habe sich gegen die „Flickenschusterei“ ausgesprochen. Der Vernachlässigung bei der Pflege widersprach der Stadtdirektor vehement. Zudem versprach er einen transparenten Prozess. Bürger sollen beteiligt werden: „Es ist selbstverständlich bekannt, dass bei jeder Straßenbausanierungsmaßnahme die Bürger am Verfahren beteiligt werden“, so Schmidt. Die Anlieger könnten mit Einladungen rechnen. Letztlich sei es die Entscheidung der Politik, wie an der Stelle verfahren wird. Er betonte aber auch, dass Bäume entnommen werden, falls es gute Gründe dafür gibt – beispielsweise die Verkehrssicherheit. Zudem entschuldigte er sich für die E-Mail, deren Inhalt missverständlich sei. Dies solle intern noch aufgearbeitet werden. „Es ist selbstverständlich bekannt, dass bei jeder Straßenbausanierungsmaßnahme die Bürger am Verfahren beteiligt werden.“ Mike Schmidt , Stadtdirektor Die Sitzung wurde nach Schmidts Ausführungen zunehmen turbulenter. Ein Zuhörer schätzte das Alter der Bäume auf etwa 80 Jahre. „Die Lebensfähigkeit liegt bei 150 bis 180 Jahre – das weiß ich“, brüllte der Mann, der zuvor dazu aufgefordert worden war, wegen der Größe des Raumes laut zu sprechen. „Ich habe sie mir angeguckt, sie sind absolut gesund“, fuhr er fort und gab an, dass lediglich technische Schäden zu erkennen seien. Als der Ausschussvorsitzende, Herbert Kruppa (SPD), einen Mann, der sich zeitgleich mit einer zur Linden-Gruppe gehörenden Frau gemeldet hatte, aufrief, empörten sich Zuhörer, dass nicht zunächst die Frau sprechen dürfe. Kommentar zum Streit um Lindenallee: Höflichkeit auf beiden Seiten fehlt Turbulente Diskussionen: Und auch Ivar Henckel, der zuvor bei einem anderen Punkt als Stadtplaner referiert hatte, erhielt Gegenwind, als er sich zu einem anderen Thema zu Wort meldete. Eine Zuhörerin erinnerte ihn daran, dass sich nur Bürger äußern dürfen, woraufhin er stoisch verkündete, Waltringhäuser zu sein. „Hier ist jetzt aber Lindenallee dran“, hieß es darauf aus dem Publikum. Das Schlusswort ergriff ein Mann: „Es ist eine Unverschämtheit, wie mit der Bürgerschaft umgegangen wird. Einzelne werden nicht beachtet, Rednern wird über den Mund gefahren.“ Dafür erhielt er Applaus. Kruppa argumentierte mit der Geschäftsordnung, die Bürgern jeweils nur einen kurzen Redebeitrag zugesteht. von Andrea Göttling Lesen Sie auch: Kommentar zum Streit um die Lindenallee: Wie die Axt im Walde Lindenallee: Werden die alten Linden bei der Straßensanierung 2022 gegen neue ausgetauscht? Lindenallee Bad Nenndorf: Protest gegen geplantes Wohngebäude Sanierungsarbeiten: Diskussion um Bad Nenndorfer Lindenallee