Zu Gast im selbst geschaffenen Paradies des Hasters Heiner Wrede

Während die Tendenz zu Steingärten in den vergangenen Jahren stärker geworden ist, schuf sich der frühere Förster Heiner Wrede sein privates Paradies. Am Rande des Haster Waldes entstand eine Ansammlung von Gräsern, Sträuchern, Stauden, Blumen, Nutzpflanzen und Bäumen, die ihresgleichen sucht. Wrede möchte mit seinem Hobby andere Menschen dazu ermuntern, auch in ihren Gärten mehr Natur zuzulassen. Von den rund 1600 Quadratmetern rund um sein Haus sind nur knapp 100 mit kurz gemähtem Gras bedeckt. Und selbst dort wachsen auch Gänseblümchen und Klee. Drumherum lässt Wrede der Natur weitgehend freien Lauf, zupft nur hier und da unerwünschte Pflanzen aus. Unkraut nennt er sie nicht – sie wachsen nur an verkehrten Stellen. Denn mit der Devise „einfach wachsen lassen“ ist es nicht getan. Führungen fallen wegen Corona aus: Wrede greift auf sein fundiertes Wissen zurück, dass er sich im Studium und vor allem in seinen Jahrzehnten als Förster angeeignet hat. Seine Tipps gibt er auch bei Führungen weiter, die aber derzeit wegen Corona ausfallen. Oft glauben Hobbygärtner, sie müssten großen Aufwand betreiben, um ihre Pflanzen in Schuss zu bringen. Doch das ist nicht nötig. Ein Beispiel: Ganz bewusst lässt Wrede in den Randbereichen Brennnesseln wachsen. Diese bilden zum Beispiel wertvollen Lebensraum für Schmetterlinge. Außerdem verwendet er sie für Brennnesseljauche. „Das ist der beste Dünger, den es gibt“, betont der Ex-Förster. Das Ansetzen ist leicht. Die Nesseln werden mit Wasser übergossen und gären in einem Fass vor sich hin. Der Geruch verrät nach ein paar Tagen, wann die Jauche fertig ist. Brennnesselsud – ein prima Mittel gegen Blattläuse – wird genauso hergestellt, muss aber nur 24 Stunden gären. Schädlinge? "Das regelt sich von allein": Mit Schädlingen hat Wrede wenig zu tun. „Das regelt sich von allein“, sagt der Haster. Und so gedeihen in seinem Garten auf rein biologisch-organische Weise Schwarzer Holunder, Rhabarber, Himbeeren, Erdbeeren, Äpfel, Kürbisse, Artischocken, Schwarze Johannisbeeren, Kirschen, Gurken, jede Menge Kräuter und noch vieles mehr, das er und Ehefrau Johanna Behling-Wrede regelmäßig ernten. Allein sieben Sorten Minze verteilen sich auf unterschiedliche Stellen. Wredes Gattin schwört auf Minztee – die Blätter zupft sie frisch im Garten, und brüht sie ganz einfach mit heißem Wasser auf. Dabei betont sie, dass gegenüber getrockneter Minze eine größere Menge zu verwenden sei. Ein Gewächshaus bewirtschaftet Heiner Wrede ebenfalls. Und dort wird Laien angesichts der Artenvielfalt leicht schwindlig. 21 Sorten Kartoffeln, 18 Sorten Tomaten und dazu Zucchini, Auberginen und Kräuter wie Basilikum baut der Experte an, wobei einige Kartoffeln und Tomaten mittlerweile auf den Acker eines Freundes ausgelagert wurden. So viel Akribie sei den meisten anderen Hobbygärtnern nicht abzuverlangen, weiß Wrede. Und deshalb gibt er gern Pflanzen aus eigener Zucht an Gleichgesinnte ab. Wrede: Landwirte dürfen kein Feindbild sein: „Die Natur ist mein Lebensinhalt“, erklärt Wrede seine Motivation. Nachdem er 2014 in Pension gegangen und 2016 aus der Lokalpolitik ausgeschieden sei, habe er endlich genug Zeit für den Garten. Und er hofft, dass sich auch andere ein Beispiel daran nehmen und ihren privaten Teil im Kampf gegen das Artensterben beitragen. In diesem Sinne bricht Wrede auch eine Lanze für die Landwirte, die aus seiner Sicht nicht die Feinde der Naturschützer sind. „Es geht nur miteinander“, betont der Haster. Von Guido Scholl "I love Bad Nenndorf": Jetzt gibt es Schlüsselanhänger mit dem Slogan Buchungen für die Woki sind auch in der Corona-Zeit möglich

Ex-Förster: "Mehr Natur" - Zu Gast im selbst geschaffenen Paradies des Hasters Heiner Wrede