Meerbeck: "Klangschirm" soll Chören während Corona das Singen ermöglichen

Heike Scholl-Braun arbeitet als Chorleiterin, Stimmbildnerin und Sopranistin. Seit die Corona-Pandemie wütet, ist sie zur Untätigkeit verurteilt. Der Grund: Beim Singen werden Aerosole frei, die das Virus verbreiten könnten. Weil Scholl-Braun nicht der Typ Mensch ist, der sich leicht stilllegen lässt, hat sie in Zusammenarbeit mit einer Gütersloher Firma einen „Klangschirm“ ausgetüftelt. „So können Chöre Corona-konform üben und auftreten“, sagt Heike Scholl-Braun. Viele Chöre geben wegen Corona-Einschränkungen auf: Die Zukunft der Chöre malt die Meerbeckerin in düstersten Farben. „Bundesweit werden Chorleiter gekündigt, viele Chöre geben ganz auf“, sagt sie. Ein drastisches Beispiel für die Probleme liefert der weltberühmte Tölzer Knabenchor. „In normalen Zeiten haben die Tölzer 100 Anmeldungen pro Jahr, im vergangenen Jahr waren es gerade mal 30.“ In den Facebook-Gruppen für Chorleiter, in denen sie vertreten ist, laufen fast täglich ähnlich schlimme Nachrichten auf. Wie Schaumburger Chöre ihr Hobby während Corona am Leben erhalten Scholl-Braun: Politik beachtet Laien-Kultur zu wenig: Scholl-Braun ist der Meinung, dass die Politik die Auswirkung der Pandemie auf die gesamte Laien-Kultur viel zu wenig beachtet: „Unterstützt wird nur, was zur Wirtschaft zählt.“ Sie hat nach eigener Aussage „in Berlin so lange genervt, bis der Bundestagsausschuss für Kultur und Medien endlich einen Runden Tisch zu dem Problem eingerichtet hat“. Dort treffen Praktiker und Verbandsvertreter auf Politiker, um ihre Nöte zu beschreiben und Abhilfe zu ersinnen. So richtig voran bringt aber auch der Runde Tisch die Sache der Sänger nicht, findet die Meerbecker Fachfrau. Plexiglas mit Membran: Klangschirm zusammen mit Gütersloher Firma produziert: Also hat Heike Scholl-Braun Firmen angeschrieben, um ihre Idee eines Klangschirms umzusetzen. Mit der BSA-Kunststofftechnik aus Gütersloh wurde sie schließlich handelseinig. Der Klangschirm besteht aus Plexiglas, an der Seite gebogen, in das eine Membran eingelassen wird. „Die Membran hält Aerosole zurück, aber der Klang kommt durch“, erklärt Scholl-Braun. So können Chöre üben und auftreten, ohne die Gesundheit ihrer Mistreiter und der Zuhörer zu gefährden. Dass die Sache funktioniert, hat sie sich vom Institut für Strömungstechnik und Areodynamik der Münchner Bundeswehr-Universität bestätigen lassen. Aber auch in ihrer Eigenschaft als Musikexpertin ist die Ideengeberin mit dem Klangschirm zufrieden: „Der Schutz ermöglicht einen ausgewogenen Stimmklang, das gilt gleichermaßen für den Einzelnen und für die Gruppe.“ Es träten „weder klangliche Einschränkungen noch Verzerrungen noch Störungen“ auf. Von Arne Boecke Weitere Informationen gibt es auf www.ichstim.me.