Niedernwöhren: Poltiker wollen gegen Belastung durch Schwerlastverkehr vorgehen

Christian Quart wohnt an der Landwehr, die den Übergang von Wiedensahl nach Niedernwöhren bildet. „Der Schwerlastverkehr ist unerträglich geworden“, erzählte er kürzlich im Niedernwöhrener Rat. Mehrere Gründe haben das Problem in den vergangenen Jahren noch verstärkt: Quart klagte vor allem über das hohe Tempo, mit dem die Laster durchfahren. „Die Straße ist so schlecht, dass sie die vielen schweren Fahrzeuge nicht mehr verkraftet“, sagt der Anlieger. Alle Bemühungen, die Lage zu mildern, seien bislang im Sande verlaufen. Sein Fazit: „Bei dem Thema bewegt sich nichts.“ Die Niedernwöhrener leiden unter Lärm, Gefahr und Gestank – egal ob an der Zufahrt von Wiedensahl oder an der Hauptstraße, die sich durch den gesamten Ort zieht. Verantwortlich dafür seien die dicken und schweren Sattelschlepper, die durch Niedernwöhren rauschen. Aus mehreren Gründen ist das Problem in den vergangenen Jahren größer geworden. Politik und Verwaltung haben jetzt beschlossen, gegen die Misere anzugehen. Bürgermeister spricht von einer "Zumutung": „Wir hatten das Thema schon bei der letzten Kommunalwahl im Programm“, sagt Bürgermeister Thomas Bachmann (SPD), der selbst an der Hauptstraße wohnt. „Bei uns wackeln im Wohnzimmer manchmal die Schränke, wenn so ein Schwerlaster vorbeifährt.“ Inzwischen sei die Belastung zu einer „Zumutung“ herangewachsen, ergänzt der Bürgermeister. Ganz untätig sei man allerdings nicht gewesen. Bachmann verweist darauf, dass die Gemeinde Messanlagen aufgestellt hat, die die Geschwindigkeit der Durchfahrenden auswerten. „Sagen wir nix, passiert auch nix.“: Jahrelang habe man zur Lösung des Problems über eine Ortsumgehung nachgedacht, sagt der Verwaltungschef. „Es mag 20 Jahre dauern, bis wir sie kriegen, aber irgendwann muss man ja mal anfangen.“ In der Zwischenzeit müsse man die Bürger stärker schützen. Zwar sei allen in Niedernwöhren klar, dass die heutige Ortsdurchfahrt vom Land Niedersachsen verwaltet wird, aber: „Sagen wir nix, passiert auch nix.“ Umgehungsstraße für Niedernwöhren? Ralf-Uwe Seeger, Sprecher der SPD-Fraktion im Rat, pflichtet Bachmann bei: „Es stimmt hundertprozentig, dass sich das Problem vergrößert hat.“ Auch Fraktionskollege Stefan Bulmahn beklagt das „exorbitante Tempo“, mit dem manche Fahrzeuge durch Niedernwöhren rasen. Bulmahn weiter: „Wir können ja nicht zwischen Wiedensahl und Niedernwöhren 25 Blitzer aufstellen.“ Deswegen fordert er, „die Ortsdurchfahrt unattraktiv zu machen“. Anlieger sollen vor Lärm geschützt werden: Das größte Problem sei der Lärm, meint CDU-Ratsherr Kai-Uwe Völkening. Möglicherweise könne man die Anlieger mit baulichen Maßnahmen schützen, „ohne gleich fünf Meter hohe Wände aufzustellen“. Man sei in das Thema aber „in den vergangenen 15 Jahren auch sehenden Auges reingeschlittert“, merkt Völkening selbstkritisch an. Der Politiker benennt in diesem Zusammenhang einen von mehreren Gründen, warum der Schwerlastverkehr immer mehr zur Plage geworden ist: „Im angrenzenden Nordrhein-Westfalen sind die Landesstraßen gut ausgebaut worden.“ Dazu kämen Gewerbeansiedlungen in Niedernwöhrens Nachbarschaft, die auf Pendelverkehr mit Lastkraftwagen angewiesen sind, wie die Firma Ahrens am Stadthäger Georgschacht. Stau auf der A2 und Maut-Umfahrer sind weitere Ursachen: SPD-Kollege Seeger kennt noch einen weiteren Grund: „Wenn die A2 mal wieder dicht ist, merken wir das hier vor Ort am Straßenverkehr an den vielen fremden Nummernschildern.“ Außerdem haben einige Spediteure Maut-Verhinderungsstrecken ausbaldowert, die über Niedernwöhren führen. Die Verkehrskommission des Landkreises hat speziell die Landwehr zwar in Augenschein genommen, wird aber wohl kaum tätig werden, weil ein Unfallschwerpunkt nirgends zu erkennen ist. Und so dürfte sich bewahrheiten, was Bürgermeister Bachmann sagt: „Wir gehen das jetzt an, werden aber einen sehr langen Atem benötigen.“ Von Arne Boecker