„AlexSWorld“: Der Botschafter der Bergstadt

Seit Mitte Mai 2019 hat er auf YouTube Vlog um Vlog eingestellt. „Vlogs“ sind Video-Blogs oder auch Internet-Tagebücher, in Alex‘ Fall solche über Obernkirchen. Binnen eines Jahres sind bereits knapp zehn Videos über die Bergstadt entstanden. Die jeweils zehn bis zwölf Minuten langen Clips haben alle zwei Dinge gemeinsam: Sie sind sehr persönliche Liebeserklärungen und erfreuen sich im Netz einer stetig wachsenden Fangemeinde. Das bis dato letzte Video – „Meine Lieblingsorte in Obernkirchen“ – von Ende März 2020 zeigt Alex, wie er zu fetziger Musik auf einem Longboard durch die Bergstadt rollt und seinen Zuschauern näherbringt, was für ihn als Jugendlichen die Schokoladenseiten der Bergstadt waren und noch immer sind: etwa das Jugendfreizeitzentrum, wo er früher Billard spielte, oder der Bahnhof, der ihm nun vor allem wegen des Kultur-Cafés „Mikrofon“ gefällt. Die Botschaft von Alex, die sich durch all seine Videos zieht: „Viele Leute wissen gar nicht, was Obernkirchen zu bieten hat!“ Dabei sei es tatsächlich eine „wunderschöne Stadt“ mit „super netten Leuten“, die ganz überwiegend „harmonisch zusammenleben“. Eigentlich habe der Ort – fast – alles: Pizzerien, fünf Friseure, Eisdielen und jede Menge Märkte. Einziges Manko der Bergstadt: Sieht man vom Mikrofon ab, gebe es kaum Orte, „wo junge Leute mal so richtig die Sau rauslassen können“. Tipp für Gewitterfreunde: Der 23-Jährige nimmt die Zuschauer an die Hand und führt sie zu den magischen Stätten seiner eigenen Kindheit: Man erkundet mit ihm als „Guide“, den Sport-, Bolz- und Tartan- sowie den alten „KiK“-Spielplatz. Auf Letzterem, auf dem Alex seine allererste Zigarette rauchte, „ist heute leider gar nichts mehr los“, bedauert der Video-Blogger. Er selbst spielte auch noch auf dem Ardagh-Areal „Baum-Kuhle“, heute ein zugewachsener und längst aufgegebener Ort, ein echter „lost place“. Aber auch die Aussichtsplattform an der Liethhalle ist für Alex ein echter Tipp; diesmal nimmt er die Zuschauer im Auto mit nach oben. „Mega chillig“ sei der Platz, ganz besonders bei Gewitter. Andere Orte sind zumindest auf den ersten Blick für Außenstehende weniger spektakulär. Da gibt es einen verwunschenen Teich unterhalb des Kindergartens am Kleistring, eine wunderbare Ruhebank unter einem alten Riesenbaum am Golfplatz oder jene Sitzgruppe mit Steintisch in einem Feld unterhalb der Vehlener Straße. „In dem kleinen Bach, der dort vorbei fließt, haben wir als Kinder immer kleine Staudämme gebaut – und sie nachher mit Böllern wieder eingerissen“, erzählt Alex. Dass er für Jugendliche auch heute noch ab und an ein Ort für Abenteuer ist, verraten die Stau-Steine, die man immer wieder im Bachbett findet. Obernkirchen-Tour noch nicht am Ende: In einem Extra-Vlog fragt Alex: „Was wünschen sich die Einwohner?“ Dazu hört er sich gemeinsam mit seinem Kameramann Ewald von der Schaumburger Tuninggruppe „Car Society“ in einem von Italienern betriebenen Feinkostgeschäft, an einem Imbisswagen, in einem Café und auf der Straße um. Die Antworten, die er erhält: mehr Gewerbe, das Geld in die Stadtkasse spült, eine Entschuldung der Kommune, eine Diskothek und ein Kino sowie ein Bekleidungsgeschäft und einen Schuhladen. Doch am Wichtigsten ist den Menschen offenbar eines: die „Belebung der Friedrich-Ebert-Straße“. Dass Alex seine Videos ankommen, zeigen die Reaktionen – und die vielen Fragen seiner Zuschauer, die mehr über den Obernkirchen-Vlogger wissen wollen. 27 dieser Fragen beantwortet Alex in einem eigenen Video: Dort erfahren seine Fans etwa, dass er „schon immer Bock hatte, Videos zu drehen und zu schneiden“, dass er zwar in Bückeburg geboren wurde, aber in Obernkirchen die Grund- und später dann die Haupt- und Realschule am Ochsenbruch besucht hat. Derzeit arbeitet er als Lkw-Fahrer für eine Spedition in Stadthagen. „Ich werde noch weitere Obernkirchen-Videos produzieren“, sagt Alex. Am Ende seiner Videos ist eines sonnenklar: Wenn die Bergstadt ein Problem hat, dann ist es für Alex eines der Wahrnehmung durch Außenstehende. Deswegen: „Obernkirchen muss mehr Werbung für sich machen und an der Tourismus-Schraube drehen“, ist der Video-Blogger überzeugt – und schließt: „Hoffentlich sehen das jetzt die richtigen Leute!“ VON THOMAS WÜNSCHE Awo soll Kinderbetreuung in alter Sonnenbrink-Gaststätte übernehmen Sonnenbrinkbad: Obernkirchen will nicht für Fernwärmenetz aufkommen

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