Kampf gegen Eis und Schnee: Winterdienst in Obernkirchen

Als Bauhof-Mitarbeiter Ernestas Vaicys um 7.30 Uhr in der Früh seinen Dienst beginnt, ist von der weißen Pracht noch nichts zu sehen. Nur wenige Stunden später wird er stundenlang im Einsatz sein und gegen Schnee und Eis kämpfen. Sein Chef Matthias Konczak hat zu diesem Zeitpunkt schon längst die neueste Wettervorhersage gecheckt. Violette Flächen auf dem Radarbild zeigen an: „Schnee und gefrorene Böden – das kann gefährlich glatt auf den Straßen und Wegen werden“, meint der erfahrene Experte. Nur wenige Stunden später fallen dicke Flocken vom Himmel – Frau Holle meint es gut. Matthias Konczak schickt jetzt so viele Mitarbeiter wie möglich auf die Straßen. Ernestas Vaicys muss sich beeilen. Gerade hat er an einer Baustelle mit dem Kran eines Lastwagens Sträucher und Äste aufgeladen, nun muss er schnell eines der Winterdienst-Fahrzeuge besetzen. Kurze Zeit später schwingt sich der 33-Jährige in einen Radlader. In Windeseile belädt er den sogenannten Streuautomaten auf der Ladefläche eines Neuntonners mit Salz und tankt Sole auf. 1,6 Kubikmeter Streusalz und 700 Liter Sole kann das Spezialfahrzeug transportieren. Vaicys schaltet die Gelblichter auf dem Dach des Bauhof-Trucks ein und fährt los. Schon kurz, nachdem er mit dem orangefarbenen Räumfahrzeug den Hof verlassen hat, drückt er den Joystick neben dem Lenkrad nach vorn. Es wird nur dort gestreut, wo es glatt ist: Das schwere Stahlschild, das an der Front des Lastwagens montiert ist, senkt sich auf den Boden ab. Vor dem Räumschild türmt sich der nasse Schnee auf. Im hohen Bogen fliegt der Matsch beiseite. Ernestas Vaicys hat nun alle Hände voll zu tun. Neben dem Steuern des Fahrzeugs muss er der Räumvorrichtung ständig mit dem Joystick den richtigen Winkel einstellen, damit der Schneematsch optimal an den Straßenrand geworfen wird. Zudem muss er über ein kleines Display eingeben, wann und wie viel Salz das Spezialfahrzeug streuen soll. Besonders an Steigungen schaltet Vaicys das System ein. „Wir streuen nur dort, wo es glatt ist. Das spart Salz und schont die Umwelt“, meint Vaicys. Das Salz, das hinter dem Winterdienst-Laster auf die Straße fliegt, ist extra mit einer wässrigen Salzlösung – der sogenannten Sole – angefeuchtet worden. „Ohne die Sole würde das Salz einfach wieder von der Straße wehen und nicht auf der Fahrbahn liegen bleiben“, erklärt Matthias Konczak. Gleichzeitig habe das Mittel den Vorteil, dass es den Taueffekt beschleunigen würde. „Durch die Sole sparen wir bis zu 40 Prozent Salz“, sagt der Bauhofleiter. Ernestas Vaicys fährt an diesem Tag die Hauptstraßen in und um Obernkirchen ab. Außerdem steuert er kritische Stellen – wie etwa Steigungen – an. Als der Bad Eilsener die Winternstraße mit seinem Lastwagen passiert, nimmt die Schneehöhe zu. Er kennt das schon. „In Krainhagen gibt es immer mehr zu tun“, sagt er. Vorne schiebt er den Schnee auf der Straße weg und hinten streut die Maschine Salz – so sorgt er für Sicherheit auf Obernkirchens wichtigsten Straßen. Kollegen fahren auf anderen festen Routen die Nebenstraßen ab. Ein gutes Gefühl, wenn geholfen wird: Seit neun Jahren arbeitet Ernestas Vaicys schon beim Bauhof Obernkirchen. Die Abwechslung im Job sei toll, erzählt der 33-Jährige. Der Winterdienst sei immer etwas Besonderes. „Das macht schon Spaß. Es ist ein gutes Gefühl, die Straßen frei zu machen und den Menschen helfen zu können“, sagt er und lacht. Seit knapp sieben Jahren fährt der Bauhof-Mitarbeiter jeden Winter ein Räumfahrzeug. Spätestens ab 5 Uhr morgens und bis 22 Uhr abends muss das Team von Matthias Konczak einsatzbereit sein. Früh morgens checkt ein Mitarbeiter die Lage auf den Straßen. Hat es geschneit, sind die Straßen glatt, greift er zum Telefon und wirft seine Kollegen aus dem Bett. Auf seiner Tour muss der Bad Eilsener auf viele Dinge achten. Geparkte Autos dürfen nicht beschädigt und Fußgänger nicht vom Schnee getroffen werden. Es ist gar nicht so leicht, das breite Räumfahrzeug durch die engen Straßen am Berg zu manövrieren. Doch mit viel Erfahrung gelingt es ihm. Falschparker behindern immer wieder die Weiterfahrt des Bauhofteams auf ihren Touren. Dort, wo Kinder im Schnee spielen oder Anwohner vor dem Haus Schnee schippen, fährt Vaicys lieber langsam – die Bürger sollen ja nicht vom Schneematsch getroffen werden. Nach zwei Stunden geht es zurück zum Bauhof-Stützpunkt. Ernestas Vaicys muss Salz nachladen und Sole tanken. Sein Chef Matthias Konczak ist zufrieden: „Das Team leistet gute Arbeit.“ Zeit für eine Verschnaufpause bleibt Ernestas Vaicys nicht. Schon kurz darauf sitzt er wieder auf dem Bock, rollt der orangefarbene Bauhof-Truck vom Hof – Mensch und Maschine kämpfen weiter gegen Schnee und Eis. VON LEONHARD BEHMANN Praxis Bergstadt Medicum kehrt zum Normalbetrieb zurück Kritik an Verwaltung: Warum tagen Obernkirchens Politiker nicht in Videokonferenzen?