"Obernkirchen hört zu": Neustart bei zweiter Virus-Welle

Seit dem 16. Mai ist die Aktion zumindest fürs Erste zu Ende. Denn am 17. Mai fand in der Stiftskirche bereits der erste evangelisch-lutherische Gottesdienst nach den neuen Hygienebestimmungen statt; die katholische Kirchengemeinde startet ihre Heilige Messe am Samstag, 30. Mai. Zeit für Pastorin Nora Haarmann, eine Bilanz zu ziehen. Hemmungen vor allem bei Älteren: „Wir hatten zwar einige sehr intensive Gespräche, aber in der Summe eher wenige Anrufe“, erzählt die Geistliche. Das sei auch auf dem Höhepunkt der Pandemie Mitte April nicht anders gewesen. Sie vermutet, dass die Anrufhemmung vor allem eine Frage des Alters ist. „Ältere Menschen“, so Haarmann, „greifen bei Kummer in der Regel nicht so zum Telefon.“ Wolle man Kontakt zu ihnen haben, müsse man sie in der Regel schon selbst anrufen. Die Menschen, die sich bei ihr gemeldet und von ihren Sorgen berichtet hätten, gehörten denn auch eher zur mittleren Generation und seien meist noch berufstätig gewesen. Was Haarmann am Hörer am meisten bewegte: „Berichte von Personen, die durch die Corona-Krise in finanzielle Nöte geraten sind“, sagt sie. Denn nicht wenige Menschen hielten sich mit einer Reihe von Aushilfsstellen über Wasser; werde die eine oder andere dieser Stellen im Zuge der Pandemie vorerst auf Eis gelegt, machten sich schnell Existenzsorgen breit. Aber auch die Isolation, in die Covid-19 die Menschen getrieben habe, habe viele Anrufer bedrückt. Das Problem habe vor allem Seniorinnen und Senioren betroffen – insbesondere, wenn die von den Behörden verhängten Kontaktbeschränkungen das gemeinsame Kaffeetrinken nicht mehr zugelassen haben, das dem Alltag im Alter oft Struktur gebe. Trotz der in Summe eher geringen Resonanz habe „Obernkirchen hört zu“ unter den Bürgerinnen und Bürgern der Bergstadt jedoch viel Zustimmung gefunden. „Die meisten Menschen waren froh, dass es dieses Angebot gab – und dass sie im Fall des Falles darauf hätten zurückgreifen können“, betont die Pastorin. Sie hätten sich die Telefonnummern aus der Zeitung ausgeschnitten und zu Hause ans Schwarze Brett gehängt – auch wenn sie dann am Ende doch nicht zum Hörer gegriffen hätten. Deswegen ist für Haarmann klar: Sollte es mit Blick auf das Coronavirus noch die viel beschworene „zweite Welle geben“, wird „Obernkirchen hört zu“ auf jeden Fall wieder aufleben. Hilfe von Kindern oder Nachbarn: Eine ähnlich verhaltene Resonanz gelte im Übrigen auch für die von acht bis zehn Ehrenamtlichen angebotene Einkaufshilfe, die im Gegensatz zu „Obernkirchen hört zu“ aber derzeit immer noch läuft. „Wie ich von älteren Gemeindegliedern weiß, werden die meisten von ihnen über ihre Kinder oder ihre Nachbarn gut versorgt.“ Andere hätten erklärt, dass sie in Corona-Zeiten wenigstens den Lebensmitteleinkauf noch selbst machen wollten – „,sonst kommen wir ja gar nicht mehr vor die Tür’“, zitiert die Pastorin aus Gesprächen. „ErlebnisRaum Taufe“ startet am Pfingstmontag in Obernkirchen Darum gibt es auf St. Josef in Obernkirchen kein Kreuz mehr Für sie sei es vor dem Hintergrund der Pandemie eines der schönsten Erlebnisse gewesen, dass sich solche Gemeindeglieder als Telefonseelsorger und Einkaufshelfer angeboten hätten, die nicht zu dem Stamm der Ehrenamtlichen gehören, auf den man immer zurückgreifen könne. Kontakt: Wer die Einkaufshilfe in Anspruch nehmen möchte, kann sich direkt an die jeweiligen Pfarrämter wenden. Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Obernkirchen, Kirchplatz 3, Telefon (0 57 24) 84 86. Katholische Kirchengemeinde St. Josef Obernkirchen, Telefon (0 57 24) 85 84. Von Thomas Wünsche

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