Obernkirchen tritt Pilotprojekt „Eigene Vielfalt" vom BUND nicht bei

Den Empfehlungsbeschluss, dem Projekt des BUND nicht beizutreten, hat der Bauausschuss unter Regie von Heinz Bruns (SPD) bei seinem jüngsten Treffen in der Liethhalle gegeben. Das Votum der Bürgervertreter fiel fast einstimmig aus. Als die Frage nach Gegenstimmen kam, hob nur Thomas Stübke (Bündnis 90/Die Grünen) die Hand. Er könne die allgemeine Ablehnung seitens der Ausschusskollegen zwar verstehen, hätte sich aber zuvor noch eine Beratung in seiner Fraktion gewünscht, so Stübke. Wilhelm Mevert (SPD) enthielt sich der Stimme. Damit folge der Bauausschuss einer Empfehlung aus dem Rathaus der Bergstadt: „Es stehen derzeit weder geeignete Flächen im Eigentum der Stadt zur Verfügung, die es rechtfertigen würden, dem Pilot-Projekt des BUND als Partner beitreten zu können, noch sind zusätzliche Mittel für den Ankauf von Flächen bereitgestellt“, so Bürgermeister Oliver Schäfer. Drei Modellregionen geplant: Der Rathauschef: „In seinem Begleitschreiben hat der BUND auf Vereinbarungen der niedersächsischen Landesregierung, Naturschützern und Landwirten zum ,Niedersächsischen Weg’ Bezug genommen. Diese Vereinbarungen gehen den Antragstellern nicht weit genug.“ Er sei jedoch der Meinung, dass dieser ,Niedersächsische Weg‘ zunächst einmal beschritten werden müsse, so Schäfer. Lesen Sie auch: Steigen die Bauern beim Niedersächsischen Weg zu mehr Naturschutz aus? Der Hintergrund: „Die ,Wegraine Arbeitsgemeinschaft Schaumburg ‚hat die Bitte an die Stadt Obernkirchen herangetragen, sich an dem Pilotprojekt des BUND ,Eigene Vielfalt – Gemeinsam zum Biotopverbund mit Naturschutz & Landwirtschaft‘ zu beteiligen“, erklärt Thomas Sievert. Der Fachbereichsleiter Bau, Planung, Umwelt: „Mit dem vom BUND initiierten Projekt soll in drei Modellregionen in Niedersachsen ein gehölzbezogener Biotopverbund gemeinsam mit Naturschützern, Landwirten, Behörden sowie weiteren Akteuren geplant und umgesetzt werden.“ Keine Landwirtschaftsflächen umwidmen: Dabei sollten regionale Kooperationen zwischen den Akteuren geschlossen werden, die die Landschaft künftig mitgestalten und entwickeln sollen. „Das Projekt“, so Sievert, „beinhaltet die Erstellung von Leitbildern, die Umsetzung konkreter Maßnahmen und das Erstellen eines gemeinsamen Handbuches, das die Übertragbarkeit auf ganz Niedersachsen sicherstellen soll.“ Bei der Flächenfindung sollten in erster Linie keine Landwirtschaftsflächen umgewidmet werden, sondern primär öffentliche Flächen. Dabei sollen die Heckenbreiten inklusive Saumzone sechs bis zehn Meter breit sein. Die Stadt Obernkirchen sei an den regionalen Raumordnungsplan gebunden. Der Landschaftsrahmenplan des Landkreises Schaumburg sei derzeit in der Bearbeitungsphase und noch nicht fertig; mit der abgestimmten Fassung sei aber voraussichtlich noch dieses Jahr zu rechnen. Der Fachbereichsleiter: „Der Landschaftsplan der Stadt Obernkirchen stammt von 1986, ist veraltet und muss nach Fertigstellung des Landschaftsrahmenplanes neu erstellt werden.“ Lesen Sie auch: Landtag beschließt mehr Artenschutz – was der Niedersächsische Weg konkret bedeutet Anpflanzung nicht möglich: Im Zuge des Projekts „Blühende Landschaft Obernkirchen“ seien bereits eine Vielzahl innerstädtische Grünflächen in der Pflege extensiviert worden, um Überwinterungsmöglichkeiten für Insekten und Blühaspekte zu schaffen. Der Biologe Thomas Zerner vom Ingenieurbüro ILE-X aus Bückeburg habe jedoch attestiert, dass derzeit noch kein ökologischer Werte-Zuwachs zu verzeichnen sei. „Die Wegeränder in der Feldmark sind in Obernkirchen so schmal, dass eine Aufwertung durch Anpflanzungen von Sträuchern, wie es im Pilotprojekt gefordert ist, nicht möglich ist“, berichtet Sievert. Die Pflege der Bankette von Feldwegen und Böschungen von Gräben werde nach dem heutigen Stand der Technik mit Mulchmähern vorgenommen. Solange keine alternativen Entsorgungswege für Mähgut entwickelt seien, werde dies auch so bleiben. Die späten Mähtermine entsprächen dabei den Vorgaben der unteren Naturschutz- und der unteren Wasserbehörde. Alles Mögliche getan: Die Landwirtschaft habe weitaus mehr Flächen, die mit neuen Anbaumethoden ökologischer entwickelt werden könnten. Dies müsse allerdings seitens der Landwirtschaftskammer und der Landwirte mit geeigneten Mitteln vorangetrieben werden. „Solange das ,Grüne Band Schaumburg‘ durch die Bauleitplanung unangetastet bleibt, ist seitens der Stadt Obernkirchen das zurzeit Mögliche getan“, befindet der Rathaus-Mitarbeiter. Der Flächenpool und das Ökokonto würden von Zerner betreut. Wenn die Stadt Obernkirchen Flächen nicht gezielt ankaufe, sei es zurzeit schon schwierig, für Bauvorhaben überhaupt Ausgleichs- und Projektflächen zu finden. von Thomas Wünsche