„Türen im Advent“: Ehemaliges Frauengefängnis in Obernkirchen

Die dicken Backsteinmauern und vergitterten Fenster lassen es vermuten: Hier sollte jemand ein- oder auch ausgeschlossen werden. Die Rede ist vom ehemaligen Frauengefängnis an der Rathenaustraße in Obernkirchen. Seit knapp 50 Jahren steht das historische Gebäude, das an die ehemalige Polizeiwache angegliedert ist, leer. Doch noch heute zeugen Spuren von der ursprünglichen Bedeutung des zweistöckigen Baus. Im Keller und den beiden Etagen befinden sich die Zellen noch quasi im Originalzustand. Durch die Gitterstäbe fällt schwaches Licht. Die bedrückende Atmosphäre ist auch Jahrzehnte, nachdem die letzte Gefangene in Freiheit trat, spürbar. Die Flure, von denen die Zellen abgehen, sind mit einer vergitterten Tür gesichert. Die Pforten lassen sich auch heute noch öffnen. Problematisch wird das in der ersten Etage: Hier fehlen zwei Türen, sie wurden aus der Wand gerissen. Volker Wehmeyer, dessen Unternehmen Wehmeyer Wohnbau GmbH den gesamten Komplex vor zwei Jahren gekauft hat, kann sich das selbst nicht erklären: „Das ist passiert, als die Polizei noch hier war, wir haben da nichts mit zu tun“, sagt er lachend. Mysteriös bleiben die fehlenden Türen trotzdem. Was nicht fehlt, sind die Badezimmer auf jeder Etage. Zumindest das, was davon übrig ist. Badewanne und Waschbecken befanden sich nie im selben Badezimmer. Jedes Bad war anders ausgestattet. „Dienstzimmer“ im ersten Stock: Eine weitere Besonderheit findet sich direkt am Anfang des Flures im ersten Stock. Auf einer Holztür steht in noch recht gut lesbaren Lettern „Dienstzimmer.“ Dort weilten die Justizbeamten und gingen ihrer Arbeit nach, wenn sie nicht gerade nach den inhaftierten Damen schauten. Seit 1970 steht das Gefängnis leer. Die Gitterstäbe rosten vor sich hin, immer mehr Pflanzen dringen durch gekippte Fenster in den ausgedienten Knast. Und in Zukunft? Feste Pläne gebe es keine. Anders als in der Polizeistation, wo eine kulturelle Anlaufstelle entstehen soll. Laut Wehmeyer sammelt man aktuell Ideen. Eine Option seien Übernachtungsmöglichkeiten im Zuge weitreichender Umbaumaßnahmen. Doch spruchreif sei noch nichts. Sollte das Gefängnis-Hotel kommen, wäre Obernkirchen um eine Attraktion reicher. von Malick Volkmann • Tür 1: Sicher aufgehoben: Das sind die Gewahrsamszellen der Polizei in Stadthagen • Tür 2: Das ist das Heeßer Bahnwärterhäuschen mit Steuertechnik von 1961 • Tür 3: Museumslandschaft gibt Einblicke auf Dachböden von Museum und Mühle • Tür 4: In Rinteln steht ein Archivhäuschen voller Geheimnisse • Tür 5: Der Blick in die Integrierte Regionalleitstelle Schaumburg/Nienburg • Tür 7: Altes Polizeigebäude soll Platz für Kunst und Kultur werden • Tür 8: Diese Türen in der Kirche in Sachsenhagen öffnen sich nur alle 30 Jahre • Tür 9: Internationales Hubschrauberausbildungszentrum in Bückeburg: Wo Soldaten (und andere) das Fliegen lernen • Tür 10: Für ein volles WEZ-Lager sorgen Menschen, Maschinen und mobile Datenerfassung • Tür 11: Mit der Geldbombe zur Sparkasse: Ein Blick in den Panzerschrank • Tür 12: Das Rätsel des vergessenen Kellers unter dem ehemaligen Bahnhof Wiedensahl • Tür 13: Wasserwerk in Obernkirchen: Hier entsteht das Trinkwasser der Bergstadt • Tür 14: Der Sprecher-Turm des SV Nienstädt 09: Wo sich dänische Nationalspieler Bier besorgten • Tür 15: Das Geheimnis hinter dem Gitter-Tor unter St. Sturmius in Rinteln • Tür 16: Die Tür zur Kita Lüdersfeld und ihre (fast) 100-jährige Geschichte • Tür 17: Einblicke in den Glockenturm der Katharinenkirche • Tür 19: Das steckt im Vorführraum des Kinos Bad Nenndorf • Tür 21: Ein Blick in das „Curd-Jürgens-Badezimmer“ im Bückeburger Schloss • Tür 22: Zwischen Grusel und Biederkeit: Der Keller des Rodenberger Rathauses