Diese Jungs befreien Exten und Rinteln vom Müll

Täglich fahren Elias Seifert und sein Freund Paul Cyperski die Strecke von Exten nach Rinteln ab und sammeln Müll. „Mir war langweilig, also habe ich überlegt, was ich denn machen könnte“, erklärt Elias die Anfänge seiner neuen Freizeitbeschäftigung, die der Natur zugutekommt. Als er eines Tages mit dem Bus zur Schule fuhr, habe er aus dem Fenster beobachtet, dass ein Taxifahrer einfach Müll aus seinem Auto geworfen habe. „Das hat mich geärgert“, sagt er, und da sei ihm eingefallen, was er denn in seiner Freizeit machen könnte: Müll sammeln. Müll an sechs Orten in Rinteln illegal entsorgt Kurzerhand kam da noch sein Freund Paul dazu, der in Exten nur wenige Straßen weiter wohnt. „Dann haben wir einfach angefangen“, erzählen beide. Elias hat schon länger ein Kettcar, mit dem sich auch weite Strecken gut bewältigen lassen. Hinter dieses Kettcar binden die beiden Jungs zwei kleine Anhänger, auf denen sie ihr Equipment transportieren: Müllsäcke und zwei Greifzangen. „Mit denen kann man auch Kippen gut aufsammeln“, erzählt Paul – denn auf Zigarettenstummel würden sie leider wirklich überall treffen. Die beiden machen sich die Mühe, die giftigen Stummel sogar aus Plattenrillen zu holen und in die Müllbeutel zu stecken. Von Exten aus ziehen die beiden Zwölfjährigen immer in Richtung Rinteln los. Ziel ist inzwischen der Baubetriebshof der Stadt Im Emerten. Hier dürfen die Jungs den Müll, den sie entlang der Strecke finden, abladen. Von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bauhofs wird er dann fachgerecht entsorgt. Das Engagement der beiden freut auch Bauhof-Mitarbeiterin Nicole Schrader: „Das ist richtig super!“ Sie hat Elias und Paul neulich per Zufall auf einer ihrer Touren entlang der Konrad-Adenauer-Straße (wo es allein wegen der Schnellrestaurants und Tankstellen viel Müll einzusammeln gibt) entdeckt und angesprochen. Der Bauhof hat sie seitdem mit Handschuhen, Greifern und Müllsäcken ausgestattet. Bis zu acht Säcke pro Tour: Bis zu acht Säcke voller Müll sammeln die beiden pro Tour ein. Die Strecke von Exten bis zum Bauhof ist immerhin knapp vier Kilometer lang. „Unser Motto ist: Bei Wind und Wetter!“, erzählen sie. Und so sind die beiden fast täglich unterwegs, ausgestattet mit Mützen, Windjacken und wasserdichten Hosen, falls es unterwegs mal anfangen sollte zu regnen. Noch sind Ferien, da können Elias und Paul stundenlang unterwegs sein. Doch da sowieso Wechselunterricht an ihren Schulen herrscht, können sie auch unter der Woche nachmittags losziehen. „Es sei denn, es schneit so richtig“, sagt Elias und lacht. Von Benzinkanistern über Wäschekörbe oder kaputte Planschbecken finden sie alles Mögliche. Jetzt während des Lockdowns und dem damit einhergehenden Verbot, im oder in der Nähe eines Restaurants zu essen, ist es mit dem Müll richtig schlimm geworden, finden sie. Die Verpackungen landen nämlich auf Feldern, Wiesen, Firmengeländen und sogar in privaten Gärten. Das ist auch Elias’ Eltern, Jacqueline Seifert und Andreas Fehse, aufgefallen. Sie unterstützen ihren Sohn und dessen Kumpel bei ihrem Unterfangen. Lesen Sie auch: Bestellte Glascontainer für Rinteln kommen doch noch nicht Auch auf dem Grünstreifen entlang der Umgehungsstraße sammeln Elias und Paul Unrat ein, unter größter Vorsicht und auf den Verkehr achtend. Die beiden tragen Warnwesten, das Kettcar ist zusätzlich mit Lichtern ausgestattet. Für ihren Einsatz bekommen die beiden in der Innenstadt öfters mal ein Gratis-Eis. Die Füße hochlegen, das kommt für die Freunde nicht infrage: „Wir haben auch schon mal einfach die Mülleimer ausgeleert, weil wir dachten: Besser als nichts tun!“, erzählen sie. von Marieluise Denecke