Bürgermeisterwahl in Rinteln: Wird es eine Schlammschlacht geben?

Stadtjurist Joachim Steinbeck hat bei seiner Kandidatur auf das Bürgermeisteramt in Rinteln die SPD hinter sich, Ordnungsamtsleiterin Doris Neuhäuser wird von der CDU unterstützt. Elisabeth Dietz gehört zwar der FDP an, ist der Partei aber erst 2020 beigetreten. Die Konstellation birgt gewaltig Sprengkraft. Gute Freunde treten an: Zwei hochrangige Mitarbeiter der Verwaltung müssen die nächsten acht Monate als Kollegen vertrauensvoll zusammenarbeiten, gleichzeitig aber als politische Wettbewerber in den Wahlkampf ziehen. Zusätzlich ist Steinbeck als Dezernent der direkte Vorgesetzte von Neuhäuser als Ordnungsamtschefin und damit weisungsbefugt. Zwar ist Neuhäuser bereits seit 1986 für die Verwaltung tätig, aber erst zum 1. Oktober – und damit vor knapp vier Monaten – zur Ordnungsamtsleiterin befördert worden. Dadurch ist eigentlich in vielen Punkten eine enge und vertrauensvolle Abstimmung mit ihrem Vorgesetzten nötig. Mit dem steht sie nun aber gleichzeitig im Wettstreit. Es ist also ein schwieriger Drahtseilakt. Die Situation wird nicht einfacher dadurch, dass die beiden Kandidaten bis vor Kurzem eigentlich gut befreundet waren. Lesen Sie auch: Rintelns Bürgermeister Thomas Priemer tritt nicht wieder an Hoffen auf sauberen Wahlkampf: Auch andere Mitarbeiter der Verwaltung drohen in einen Loyalitätskonflikt zu geraten. Interne Informationen aus der Verwaltung könnten als Wahlkampfmunition missbraucht werden. Im schlimmsten Fall nimmt die Verwaltungsarbeit im Rathaus Schaden, wenn zwischen Ordnungsamtschefin und Stadtjurist das Vertrauensverhältnis zerrüttet ist. Schon jetzt berichten Mitarbeiter von einer vergifteten Stimmung. Neuhäuser und Steinbeck teilen sich ein gemeinsames Vorzimmer. Die Türe ist neuerdings meist geschlossen. Im besten Fall gibt es zwischen den beiden parteiunabhängigen Kandidaten demnächst ein „Gentleman‘s Agreement“, also einen sauberen Wahlkampf. Doch selbst in diesem Fall ist unklar, ob sich alle ihre Unterstützer an diese Absprache halten würden. Schon der Wahlkampf gegen Amtsinhaber Thomas Priemer war von zahlreichen persönlichen Untergriffen begleitet. Angriffe gegen Dietz und Steinbeck: Und auch jetzt zeichnet sich bereits ein dreckiger Wahlkampf ab. Den Auftakt machte WGS-Fraktionsvorsitzender Gert Armin Neuhäuser. Er ist mit Doris Neuhäuser verheiratet. Direkt nach der Vorstellung der 28-jährigen Elisabeth Dietz als Bürgermeisterkandidatin der FDP, versandte Neuhäuser eine Pressemitteilung. Unsere Zeitung entschied sich aufgrund der persönlichen Angriffe zunächst gegen einen Abdruck, andere Medien veröffentlichten sie allerdings. Neuhäuser griff darin Dietz frontal an. „Die Wichtigkeit des Amtes lässt es nicht zu, alleine nach Kriterien wie ,weiblich, jung, Hauptschulabschluss‘“ eine Kandidatin aufzustellen, so Gert Armin Neuhäuser darin wörtlich. Allein die Kandidatur von Dietz beschädige das Amt des Bürgermeisters, so Neuhäuser. Auch nach der Vorstellung von Joachim Steinbeck als parteilosen Kandidaten der SPD äußerten sich Anhänger von CDU und Teilen der WGS in Gesprächen überwiegend hämisch. Was vor allem verwundert, da Steinbeck vor Jahren seinen Posten als Stadtjurist einer Mehrheit aus CDU, WGS und Grünen zu verdanken hatte. Die SPD wollte damals eine andere Kandidatin. Wahlkampf noch ganz am Anfang: Nach der Vorstellung von Doris Neuhäuser als parteiloser Kandidatin der CDU war allerdings auch die SPD um eine Attacke nicht verlegen. In sozialen Medien warf die SPD-Vorsitzende Anna-Lena Tegtmeier der Ordnungsamtschefin Doris Neuhäuser einen Verstoß gegen die Corona-Verordnung vor. Bei der Vorstellung ihrer Kandidatur im Rathaus seien drei Haushalte ohne Maske in einem Raum gewesen, so Tegtmeier. Gert Armin Neuhäuser sprang seiner Frau bei und verwies auf die Ausnahmeregelung in der Verordnung für politische Parteien. Ähnlich äußerte sich auch die Vizevorsitzende der Jungen Union, Alina Rauch, während SPD-Fraktionschefin Astrid Teigeler-Tegtmeier und SPD-Kassierer Bernd Wübker sowie seine Tochter, SPD-Vorsitzende Marie Wübker, die Kritik an Neuhäuser unterstrichen. Noch steht der Wahlkampf ganz am Anfang. Neben dem Verwaltungschef wird im Herbst auch der Stadtrat neu gewählt. Die nächsten Monate werden also entscheiden, wie die politische Landschaft Rintelns in der nächsten Legislaturperiode aussehen wird. Aber auch die Stimmung, in der man nach der Wahl die politische Arbeit antreten wird, entscheidet sich in den kommenden Monaten. Von Jakob Gokl