Klärschlamm-Entsorgung: In Rinteln entsteht eine 850 Quadratmeter Fußbodenheizung

Fast eine Million Euro investiert André Tegtmeier derzeit an der Heisterbreite im Industriegebiet Süd. Für seine neu gegründete Firma „KT Rinteln“ wird dort derzeit eine Klärschlammtrocknungsanlage gebaut. Dort soll Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen in Niedersachsen getrocknet und im Anschluss entsorgt werden. Vorstellen muss man sich das wie eine riesige, 850 Quadratmeter große Fußbodenheizung, auf die automatisiert eine dünne Schicht Klärschlamm aufgetragen wird. Der Klärschlamm wird von Lastwagen zunächst in einen etwa drei Meter hohen Vorlagebunker geliefert. Von dort wird der feuchte Schlamm kontinuierlich in einer maximal zehn Zentimeter dicken Schicht auf der Fußbodenheizung aufgetragen, trocknet dort aus und verliert dabei an Volumen, bis die Schicht schließlich lediglich ein bis zwei Zentimeter dick ist. Dann wird sie ebenfalls automatisiert aus der Trocknungsanlage entnommen – und zum Abtransport erneut auf Lastwagen aufgeladen. Lesen Sie auch: Klärschlamm-Konzept für Schaumburg rückt näher Nicht mehr Lkw-Verkehr: Wie Tegtmeier auf Anfrage dieser Zeitung erklärt, soll dadurch auch kein massiver zusätzlicher Lkw-Verkehr auf das Industriegebiet zurollen. „Durch die kontinuierliche Verarbeitung entsteht kein großer Verkehr zu Stoßzeiten.“ Er gehe durchschnittlich von etwa einer Anlieferung am Tag aus. Da der Prozess weitestgehend automatisiert ist, werden allerdings auch nicht zahlreiche Arbeitsplätze entstehen. Tegtmeier spricht von einer lediglich einstelligen Anzahl. 4500 Tonnen Klärschlamm können in der Anlage getrocknet werden, und zwar von etwa 25 auf 90 Prozent Trocknungsgrad. „In der Halle wird ein Unterdruck erstellt, damit kein Geruch entsteht. Die Frischluft wird auf der Stirnseite der Halle angesaugt, die Abluft einer zweistufigen Reinigung durch Säurewäscher und Biofilter geleitet und verlässt auf der gegenüberliegenden Seite die Halle wieder“, erklärt Tegtmeier die Funktionen. Start im Mai 2021 geplant: Zwar habe es im Vorfeld der Bauarbeiten einige Verzögerungen gegeben, aber seit dem Beginn im November 2020 komme man gut voran. Er gehe von einem Bauende und damit auch einer Inbetriebnahme im Mai 2021 aus. Die etwa 100 Meter lange und nicht sonderlich breite Halle werde dabei vergleichsweise flach ausfallen. An den Außenseiten werde sie etwa zwei Meter hoch sein. „Optisch ist das keine große Halle.“ Auch der etwa drei Meter hohe Vorladebunker falle in der Umgebung kaum auf, da das Grundstück etwa anderthalb Meter unter der Höhe der Straße liegt. Bisher habe die Stadt Rinteln keinen Vertrag mit seiner Firma geschlossen, um den Klärschlamm der Kläranlage auch in Rinteln trocknen zu lassen. Tegtmeier bestätigt, dass er zwar Gespräche mit den Kommunen vor Ort geführt habe, aber kein Vertrag zustande gekommen sei. Derzeit sei man dort noch in der Findungsphase. Er könne nicht ausschließen, dass künftig auch der Klärschlamm aus Rinteln dort getrocknet werde. „Ich würde es positiv sehen, wenn der Klärschlamm hier direkt aus der Region kommt“, so Tegtmeier. Denn möglichst kurze Transportwege seien von Vorteil. Deswegen stammen alle bisherigen Vertragspartner aus dem Raum Niedersachsen, riesige Strecken muss der Schlamm also dennoch nicht zurücklegen. Lesen Sie auch: A us Klärschlamm wird Strom: Faulturm in Bückeburg wird gebaut von Jakob Gokl